Kreishandwerksmeister: gewerbliche Ausbildung stärken
Neustadt/WN. Eine drohende Abschiebung abgelehnter Asylbewerber nach dem Ende ihrer Ausbildung sei für Handwerksbetriebe nicht das große Problem. Ein deutscher Auszubildender könne nach der Gesellenprüfung genauso den Ausbildungsbetrieb verlassen, sagte der neue Kreishandwerksmeister Joachim Behrend bei seinem Antrittsbesuch im Landratsamt. Die größte Hürde sei die Sprache.
Von Benedikt Grimm
„Im Handwerk ist für uns das A und O die Sprache“, betonte der 51-jährige Elektromeister, der seit Mai diesen Jahres rund 600 Innungsbetriebe in der Nordoberpfalz vertritt. Dabei reiche es nicht aus, wenn ein Bewerber Alltagssituationen sprachlich bewältigen könne. Handwerker müssten zum einen mit Kunden kommunizieren können, zum anderen – und das sei der noch wichtigere Aspekt – ginge es um die Sicherheit.
Es hilft niemanden, wenn ich einem Lehrling Sicherheitsvorkehrungen erkläre, er dann freundlich nickt, aber nichts verstanden hat
unterstrich Behrend. Er hält eine mindestens zwei- bis dreijährige Sprachschulung für erforderlich, um die Fachsprache zu erlernen.
Kennt auch die andere Seite
Behrend stellte sich bei Landrat Andreas Meier als jemand vor, der bedingt durch seinen Werdegang auch eine etwas andere Sicht der Dinge habe, als jemand der zeitlebens nur als Unternehmer tätig war. Der Kohlberger stammt zwar aus einem Handwerksbetrieb, nach der Elektrikerausbildung bei seinem Vater habe er aber zunächst als Angestellter gearbeitet. Lange Zeit sei er auf Montage gewesen und habe sich im Betriebsrat und der Gewerkschaft engagiert. Mitte der neunziger Jahre entschloss er sich zur Selbständigkeit. Nach der Meisterprüfung übernahm er im Jahr 1998 das Geschäft seines Vaters.
Ausbildungsberufe stärken
Zu seinem ersten Aufgabenschwerpunkt hat sich Behrend eine Verbesserung des Stellenwertes gewerblicher Ausbildungen gesetzt.
Das Handwerk hat nichts gegen die Akademisierung. Es kann aber nicht der alleinseligmachende Weg sein
betonte der Kreishandwerksmeister, der neben den steigenden Studentenzahlen auch auf die steigenden Zahlen von Studienabbrechern verwies. „Wenn wir von einem Akademisierungswahn sprechen, meinen wir das nicht böse, aber wir brauchen auch künftig Leute, die Brot backen und die Wurst machen“, so Behrend. Manche jungen Leute könnten vielleicht von vorneherein in einer gewerblichen Ausbildung glücklicher werden.
Christa Neubauer-Kreutzer, die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Nordoberpfalz, bat nicht zu vergessen:
Wenn jemand aus der Hauptschule kommt, hat er ja heute alle Möglichkeiten.
16-Jährige hätten vielleicht noch nicht die nötige Reife. Nach drei Jahren Ausbildung könne dann noch immer entschieden werden, ob man in dem erlernten Beruf arbeiten will oder Weiterbildungsmöglichkeiten in Anspruch nimmt.
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