Begeisterung für Technik – Modelleisenbahnfreunde zeigen wie

Windischeschenbach. „Was für einen Aufwand betreibt man an Schulen, um Schüler für die MINT-Fächer zu begeistern – und hier geschieht das nebenbei in der Freizeit”, sagte Landtagsabgeordneter Tobias Reiß sichtlich erstaunt über die Vereinsarbeit der Modelleisenbahnfreunde. Zusammen mit Bürgermeister Karlheinz Budnik ließ sich der Landespolitiker beim Tag der offenen Tür von Vorsitzendem Robert Beer die aufwendige Technik erklären, die sich hinter den detailgetreuen Miniaturlandschaften verbirgt.

Von Benedikt Grimm

Zahllose bunte Kabel, rote und gelbe Stecker, Platinen, Trafos und Dinge, für die ein Laie gar keine Bezeichnung kennt, sind unter dem zentralen Steuerungstisch für die große Vereinsanlage angebracht. Die Drähte sind feinsäuberlich in Kabelschächten gebündelt und mit den Schaltern und Tasten auf der Oberseite des Steuerungstisches verbunden. Robert Beer und seine Vereinsmitglieder wissen genau, wann sie wo hindrücken müssen und wo es haken könnte, wenn es doch mal eine Störung gibt.

Das war schon immer mein Jugendtraum. Hinsetzen, Planen und dann schauen, dass es richtig läuft

schwärmt Beer. Seit dem Jahr 2012 haben sie in drei ehemaligen Klassenzimmern in einem Seitenflügel der Grundschule ihr Vereinsheim. Immer wieder öffnen sie die Pforten für Besucher. An Heilig Drei Könige, zum Sommerfest, wenn sie zum 24-Stunden-Modelleisenbahnbetrieb einladen, oder an Heilig Abend, wenn sie Kindern die Wartezeit aufs Christkind verkürzen.

Alles selbst gemacht

Beer legt Wert darauf, dass die Modelleisenbahnfreunde die Steuerungen selbst entwickeln. „Das ist es, was wir an die Jugend weitergeben“, erklärt der Vorsitzende. Einer, der sich schon als Zehnjähriger in den Bann des Modellbaus ziehen ließ, ist Marcel Schultes aus Wiesau. Der inzwischen 17-Jährige hatte einfach mal mit ein paar Freunden bei einer Ausstellung vorbeigeschaut. Von da an ließ ihn das Hobby nicht mehr los. „Es ist immer interessanter geworden mit der Zeit“, erinnert sich Marcel. Jetzt sei er jeden Freitagabend bei den Vereinstreffen, bei denen neue Gesichter stets willkommen seien. Marcel steht an einem Modul-Tisch der Faller Car Anlage, auf die der Verein besonders stolz ist. Mit insgesamt rund 200 Quadratmetern Fläche ist sie die größte transportable Anlage ihrer Art in Bayern. Alle Module sind selbst entwickelt und auf einem können Modellschiffe sogar auf echtem Wasser in See stechen.

Abheben per Knopfdruck

Den Besuchern des Tages der offenen Tür zeigt der Wiesauer seinen Raketenmann, eine Art James Bond, der mit einem Düsentriebrucksack auf Knopfdruck an einer dünnen, kaum sichtbaren Stange aus der grünen Landschaft emporsteigt. Im Garten des angrenzenden Einfamilienhauses nimmt ein Rasenmähertraktor per Knopfdruck seine Arbeit auf. Bei so viel Liebe zum Detail kommen auch gestandene Politiker ins Schwärmen. „Zeit müsste man haben und ein bisschen technisches Geschick. Das ist ein Hobby das mir auch gefallen könnte“, sagt Bürgermeister Budnik, bei dem noch eine Eisenbahn auf dem Dachboden schlummert, die einst die Oma gekauft habe.

Rund 300 bis 400 Besucher – so die Schätzung von Robert Beer – kamen im Laufe des Sonntags in das Vereinsheim. Einige nutzten auch noch die Gelegenheit sich bei der Modellbahnbörse mit günstigen, überwiegend gebrauchten Eisenbahnen und Zubehör einzudecken.

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Bürgermeister Karlheinz Budnik (von rechts) und Landtagsabgeordneter Tobias Reiß nutzen den Tag der offenen Tür, um mit dem Vorsitzenden der Modelleisenbahnfreunde, Robert Beer, einen Blick hinter die Kulissen der Minitaurlandschaften zu werfen.
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Marcel Schultes (rechts) ist seit seinem zehnten Lebensjahr begeisterter Modelleisenbahner. Seine Begeisterung für Technik machte er mit einer Ausbildung zum Werkzeugmechaniker auch zum Beruf
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In einigen Modulen der Faller-Car-Anlage hält auch eine U-Bahn am unterirdischen Bahnhof.
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Bilder: B. Grimm

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