Münzen, Scherben und ein 3.000 Jahre altes Buchenblatt

Neustadt/Kulm. Die neuesten Ausgrabungen am Rauhen Kulm bleiben ein Geheimnis – zumindest vorerst. Die Fundstücke, darunter Keramikscherben, Pfeilspitzen, Münzen, Kupfer und Zinnteile von der Altsteinzeit bis zum zehnten Jahrhundert, wurden ins Museum in der ehemaligen Post im Rathaus gebracht. Dort sollen sie die Ausstellung bereichern, die in etwa zwei Wochen neu eröffnet wird. Kuriosum der Ausgrabungen: Man fand ein luftdicht eingeschlossenes, 3.000 Jahre altes Buchenblatt noch voller Chlorophyll.

Von Udo Fürst

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Grabungsleiter Hans Losert (rechts) erläuterte den Exkursionsteilnehmern die Geschichte des Vulkankegels Rauher Kulm und der dortigen Burg.

Grabungsleiter Dr. Hans Losert berichtete bei der vom „Historischen Verein für Oberfranken“ und dem „Förderverein Rauher Kulm“ vielversprechend als „Ausgrabungen am Rauhen Kulm“ angekündigten Führung zwar in der Theorie, blieb den Praxisbeweis der Funde aber schuldig. Das dürfte sicher nicht alle der gut 20 Exkursionsteilnehmer begeistert haben. Zunächst gab der Privatdozent an der Uni Bamberg einen gut einstündigen Geschichtsunterricht. Er erklärte den Vulkanismus am Rauhen Kulm, der vor etwa 20 Millionen Jahren zum vorerst letzten Mal ausgebrochen ist und stieg dann in die Siedlungsgeschichte ein. Die im siebten oder achten Jahrhundert von den Slawen unter der Herrschaft von Bayern oder Franken gebaute Festung sei die damals wohl wichtigste Burg der Schweinfurter im Kampf gegen die immer wieder angreifenden Ungarn gewesen. „Vielleicht war es sogar die Creußener Burg, aber das ist nur so eine Idee von mir“, orakelte der Archäologe.

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„Wir finden hier zu 95 Prozent Scherben von zerbrochenen Töpfen“, erzählte Losert. Scherben, die wahrscheinlich aus der Zeit von 1200 bis 800 vor Christus stammen, lange bevor sich der erste Ritter auf dem Basaltkegel niederließ. Die wenigen Münzen unter den Fundstücken wurden alle von Kindern entdeckt, die bei den Grabungen begeistert bei der Sache sind. Auch viele Messer haben die Archäologen schon am Rauhen Kulm gefunden, „Dinge eben, die man leicht verliert“. Schmuck, Pfeilspitzen oder Kinderspielzeug sind eher selten, zeigen aber, dass der Rauhe Kulm eine bewegte Siedlungsgeschichte hinter sich hat.

Uneinnehmbare Burg: Gute Verteidigungsanlagen

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Was man den Überresten heute nicht mehr ansieht: Der Berg war nicht nur ein Verteidigungsposten, sondern zog auch vor allem viele Siedler an. Auf dem Kulm lebten die Menschen sicher, denn der stabile Verteidigungswall aus Basaltsteinen und Holz und der unwegsame Zugang machten die Burg nahezu uneinnehmbar. „Hier stand eine für die damalige Zeit ungewöhnlich gut befestigte Burg mit zwei Ringwällen, die noch heute sehr, sehr gut erhalten sind.“

Hans Losert interessiert sich vor allem für die Verteidigungsanlagen der einstigen Burg. Der Verlauf der Mauer ist größtenteils noch zu sehen, der hölzerne Wehrgang und die Stützpfeiler sind natürlich längst zerfallen. Allerdings hat das Grabungsteam jüngst in einigen Metern Tiefe mehrere Holzpfosten von der Mauerinnenfront gefunden. „Das ist ein weiteres Mosaiksteinchen und Beweis dafür, wie wahnsinnig aufwendig die Burg damals gebaut wurde.“ Eigentlich sei die Mauerinnenfront zur Verteidigung nicht notwendig gewesen, doch habe man damit seine Stärke verdeutlichen wollen.

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Der teilweise rekonstruierte Steinwall, von der die Burg am Rauhen Kulm gleich zwei hatte Akribisch werden alle relevanten Steine von den Archäologen gekennzeichnet.
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