“Rührt euch! Bleibt nicht allein!”

Weiden. Polizei und Diakonie Weiden haben eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben, um Frauen (und Männern) bei Fällen häuslicher Gewalt in Zukunft besser helfen zu können. 

Von Yvonne Sengenberger

Diakonie Polizei Kooperation häusliche Gewalt
Diakon Karl Rühl und Polizeipräsident Gerold Mahlmeister unterschreiben den Kooperationsvertrag – unter den wachsamen Augen ihrer Mitarbeiter (v.l.): Polizeidirektor Klaus Müller, Leiter der Polizeiinspektion Weiden, Beauftragte für Frauen und Kinder, Kriminalhauptkommissarin Alexandra Friedrich, die neu eingestellte Diplom-Sozialpädagogin Martina Pain-Liebl, die Leiterin des Frauenhauses, Marianne Kleber-Meierhöfer und KOR Thomas Bauer, Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Weiden

“Bisher haben wir als Polizei den betroffenen Frauen zwar immer Hilfsangebote aufgezeigt, sie musste aber auch immer selbst die Initiative ergreifen. Dank der Kooperation mit der Diakonie hoffen wir, Opfern von häuslicher Gewalt schneller und besser helfen zu können”, erklärt Polizeipräsident Gerold Mahlmeister. “Viele nehmen das Angebot aber leider nicht an”, ergänzt der Vorstand des Diakonischen Werkes Weiden e.V. Diakon Karl Rühl. “Deshalb ist es wichtig, dass wir ihnen sagen:

Rührt euch! Bleibt nicht allein!,

so Rühl weiter. Durch die neue Kooperation wurde auch eine neue Stelle geschaffen, Diplom-Sozialpädagogin Martina Pain-Liebl wird sich in Zukunft der Fälle annehmen, die von der Polizei weitergeleitet werden. “Durch uns soll den Frauen der Weg ins System geebnet, Kontakte hergestellt und die für die Frauen passende Richtung gefunden werden”, so die Sozialpädagogin.

Hilfe für Betroffene

Und das funktioniert so: Die Polizei fährt zu einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt. Die Betroffenen unterschreiben dann eine Einverständinserklärung, dass der Kontakt an die Diakonie weitergegeben wird. Die Polizei leitet diesen Kontakt weiter. Und die Diakonie meldet sich innerhalb kürzester Zeit bei der Betroffenen. “Oft beruhigt sich die Situation nach einem Vorfall wieder, die Gewalt rückt wieder in den Hintergrund. Wenn man den Frauen nur einen Ansprechpartner nennt, melden sie sich oft nicht”, erklärt der Polizeipräsident.

Diakonie Polizei Kooperation häusliche Gewalt
Im Gespräch erläuterten die Verantwortlichen, wie wichtig und hilfrei ch pro-aktive Beratung ist.

In Schwandorf, Amberg und Regensburg ist das System schon gut etabliert. Etwa zehn Prozent der Fälle nehmen die ihnen angebotene Hilfe an. Das ist weit mehr, als wenn es kein pro-aktives Angebot gibt. Etwa 13.000 Fälle von häuslicher Gewalt gab es im letzten Jahr in der Oberpfalz – 262 Fälle in Weiden.

Bei der Beratung durch die Diakonie geht es vor allem darum, den Frauen den Weg aus der Spirale der Gewalt zu zeigen. “Außerdem haben die Betroffenen hier weibliche Ansprechpartner. Die Polizei ist ja doch eine sehr männliche Institution”, erklärt Pain-Liebl. Auch das Frauenhaus wird in die Arbeit mit eingebunden. Marianne Kleber-Meierhöfer, Leiterin des Frauenhauses, kennt sich gut aus mit solchen Fällen und weiß welche Sorgen und Ängste die Betroffenen haben:

Finanzielle Absicherung, die Möglichkeiten für Kinder und und und. Das beschäftigt die Frauen. Viele hoffen, es wird besser, er wird sich ändern. Aber meistens wird es nur schlimmer.

Auch deshalb ist sei es so wichtig frühzeitig die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen, losgelöst vom polizeilichen Ansatz. Unabhängig ohne strafrechtliche Folgen für den Partner befürchten zu müssen. “Wir haben Schweigepflicht. Von uns geht keine Information an die Polizei. Und die Polizei wird uns auch nicht in Ermittlungen einbinden”, bekräftigt Diakon Karl Rühl.

Das Frauenhaus der Diakonie Weiden ist rund um die Uhr erreichbar: 0961/38931-70. Nähere Informationen finden Sie auch auf der Homepage des Frauenhauses.

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