Kultige Scheiben im „349er“ an die Wand „genagelt“

Luhe/Neustadt/WN. Sie sind selten, weil sie nur in einer geringen Auflage produziert wurden – die sogenannten „Picture Discs“. Diese Schallplatten, bei denen ein Foto, eine Illustration oder einer Grafik auf der Oberfläche eingearbeitet wurden, sind bei Sammlern sehr begehrt. Ein leidenschaftlicher Sammler ist Jürgen „Schmatzko“ Schmidt aus Neustadt/WN, der seit dieser Woche im „349er – House of Rock/Bar & Musik“ in Luhe einen Teil seiner musikalischen Raritäten ausstellt.

Von Stephan Landgraf

Ausstellung 349er Jürgen Schmidt
„Whitesnake“ und „Scorpions“ im Hintergrund: Zusammen mit Dieter Zug (l.) hatte Jürgen „Schmatzko“ Schmidt (r.), einige seiner alten „Picture Discs“ im „349er“ in Luhe auszustellen. Bild: S. Landgraf

Wir machen kunstvolle Liebhaber-Raritäten wieder salonfähig,

sagen „349er“-Chef Steff Friedl und sein „Musikdirektor“ Dieter Zug lächelnd. In der Tat, denn viele „Picture Discs“ stauben in den Schallplattenschränken oder auf den Dachböden vor sich hin. Ende der 70er, Anfang der 80er waren sie der Trend auf dem Musikmarkt. „Wir vermitteln ein ganz neues Plattengefühl“ lautete zum Beispiel 1979 der Werbeslogan eines Herstellers. „Allerdings, und das wussten zunächst nicht viele Käufer der damals sündteuren Scheiben, waren die ‚Picture Discs‘ von der Klangqualität her eher mies“, erinnert sich Jürgen „Schmatzko“ Schmidt.

Der Grund dafür lag auf der Hand: Gefertigt wurden sie damals aus durchsichtigem, also nicht mit Ruß versetztem Polyvinylchlorid. Der besondere Gag bestand darin, dass sie in der Mitte eine bedruckte Papiereinlage enthielten, auf der beidseitig das Cover-Motiv zu sehen war. Auf der Papphülle wurde zwar in englischer Sprache ausdrücklich vermerkt, dass die Pressqualität nicht dem Standard der herkömmlichen schwarzen Vinyl-Scheiben entsprach – gestört hat dies aber oftmals nicht. Auf gut Deutsch hieß das: Solche Platten sollte man besser erst gar nicht abspielen.

Platten zum Anschauen statt zum Anhören

Denn die Chancen, dass man seinen Tonabnehmer binnen kurzer Zeit ruiniert hatte, waren ausgesprochen groß. Zwar wurden diese Platten aus mehr als den üblichen 120 Gramm Granulat gefertigt. Aber es konnte trotzdem vorkommen, dass der Abtastdiamant des Plattenspielers nicht nur mit Rillenflanken Kontakt hatte, sondern im Rillengrund auf der Papiereinlage schabte. „Sie wiesen ein so hohes Grundrauschen und eine so schlechte Oberflächenbeschaffenheit auf, dass der Spaß mit den sich drehenden Bildern bald vorüber war“, weiß Zug.

Was blieb: Entweder die „Picture Discs“ wurden als Poster-Ersatz an die Wand gehängt, oder sie wanderten in besagten Plattenschrank oder eben auf den Dachboden. Trotzdem verkauften sich die „Picture Discs“ unter anderem deswegen so gut, weil sie in den USA in limitierter Stückzahl gepresst und in die Bundesrepublik in ganz kleinen Auflagen importiert wurden – manchmal nur 10.000 Exemplare.

“Schade, wenn die nur herumliegen!”

Wie viele der besonderen Platten „Schmatzko“ Schmidt bei sich zu Hause hat, weiß er nicht genau. Aber es sind „auf alle Fälle jede Menge“. Von rund 30 Stück hat er sich nun vorübergehend getrennt. Darunter befinden sich beispielsweise so wunderschöne Exemplare wie von den „Scorpions“, „Whitesnake“, „Iron Maiden“ oder „Led Zeppelin“. „Es ist doch schade, wenn die nur irgendwo herumliegen“, so der Neustädter. So entstand zusammen mit Zug die Idee, diese einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Gesagt, getan: Die „Picture Discs“, allesamt wirkliche Raritäten, wurden gerahmt, mit netten zum „349er“ und zur Platte passenden Schriftzügen auf den Glasrahmen versehen und in der Luher Kneipe an die Wand genagelt. „Das passt zu uns“, freut sich Friedl.

Die sind so außergewöhnlich und kultig wie wir.

Das „349er“ also als „kleine Kunstgalerie“? „Warum nicht? Wir können uns gut vorstellen, dass wir künftig weitere Raritäten rund um die Musik bei uns in der Kneipe zeigen. Aber sie müssen zu uns passen und definitiv außergewöhnlich sein“, so die „349er“-Macher unisono.

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