Leistungsschau der regionalen Produkte

Tirschenreuth.  „Wir müssen zu den Leuten fahren“, sagt Annelies Kispert, die zusammen mit Ehemann Winfried auf dem 20. Bauernmarkt des Direktvermarktervereins „TIR Direkt“ Spezialitäten vom Wild verkauft. Ihr Heimatort Thanhausen sei etwas abgelegen. Deshalb seien sie mindestens zweimal pro Woche auf Bauernmärkten in der Region anzutreffen. Unter den Wildspezialitäten der Kisperts findet man auch Fleisch von einem Tier, das man eher nicht in der Oberpfalz vermuten würde.

Von Benedikt Grimm

Seit zehn Jahren hält der frühere, selbstständige Metzgermeister Bisons. „Immer mehr Leute wollen gesundes Fleisch, keine gemästeten Tiere. Viele Leute haben inzwischen eine Schweinefleischunverträglichkeit. Die springen jetzt auf dieses Fleisch um“, weiß Annelies. Winfried ist eigentlich bereits im Ruhestand, betreibt die Jagd und die Bisonzucht eher als Hobby. Würde man das aber auch im Vollerwerb betreiben können?

Wenn Du einen langen Atem hast, dann geht’s,

ist er überzeugt. Vier Jahre dauere es, bis ein Muttertier das erste Bullenkalb werfe. Weitere drei Jahre vergehen, bis der Bulle verkauft werden kann. „Es dauert bis man eine Herde aufbaut.“ Diese Zeit müsse man überbrücken können. Inzwischen hätten sie aber so viele Kunden gewonnen, dass sie mit der Produktion nicht mehr nachkämen. Unter den Abnehmern der Bison-Produkte sind sogar einige Hobby-Indianer, die in ihrer Freizeit den Wilden Westen wieder zum Leben erwecken wollen. Sie fragen etwa nach dem Pansen der Bisons, den die Ureinwohner der Vereinigten Staaten mit heißen Steinen befüllten um darin in Erdlöchern Suppe zu kochen.

Bauernmarkt Tirschenreuth 2016 4
Bison aus der Oberpfalz – auch das gab es beim 20. Tirschenreuther Bauernmarkt. Auf die Bisonzucht von Annelies und Winfried Kispert sind neben Feinschmeckern inzwischen auch schon Hobby-Indianer aufmerksam geworden.

Jubiläumsbauernmarkt von “TIR Direkt”

Der Jubiläumsbauernmarkt von „TIR Direkt“, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) sowie der Stadt Tirschenreuth fiel indes kleiner aus als in den Vorjahren. Dauerregen hatte viele Fieranten und Kunden abgehalten. Zweiter Bürgermeister Peter Gold nahm’s gelassen:

Landwirtschaft lebt ja nicht nur von schönem Wetter. Ich kann mich erinnern, dass die letzten Tage viele sagten, es muss mal wieder regnen. Dieser Wunsch wurde erhört.

Doris Eckl vom AELF erinnerte an die Entwicklung des Marktes mit wechselnden Attraktionen. Im Jahr 2003 etwa gaben sich 20 Produkthoheiten beim königlich-bayerischen Bauernmarkt ein Stelldichein – von der Abensberger Spargelkönigin, über die Ochsenfurter Zuckerfee bis hin zur Tirschenreuther Teichnixe.

Regionale Produkte sollten kein Luxus sein

Stellvertretender Landrat Dr. Alfred Scheidler erinnerte an einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, in dem die Lebenshaltungskosten in München und in Tirschenreuth verglichen wurden. „Da sind wir sehr, sehr gut weggekommen. Da darf es bei den regionalen Produkten auch mal teurer sein. Man sollte sich den Luxus gönnen – was meiner Meinung nach gar kein Luxus sein sollte – und hier einkaufen“, betonte der Landkreisvertreter. „Jeder Euro, den sie hier ausgeben, trägt zur Wertschöpfung in der Region und zum Klimaschutz bei“, warb Stefan Schlötzer, der Vorsitzende von „TIR Direkt“. Der Bauernmarkt stelle eine Art Leistungsschau der regionalen Produkte dar.

Bauernmarkt Tirschenreuth 2016 3
Gute Miene trotz Regenwetter: Dr. Alfred Scheidler, Zweiter Bürgermeister Peter Gold und Doris Eckl vom AELF drehten eine gemeinsame Eröffnungsrunde über den Markt.
Bauernmarkt Tirschenreuth 2016 1
Doris Eckl (von links) vom AELF Tirschenreuth, stellvertretender Landrat Dr. Alfred Scheidler, Zweiter Bürgermeister Peter Gold und Stefan Schlötzer vom Direktvermakterverein „TIR Direkt“ eröffneten den 20. Bauernmarkt in der Kreisstadt.
Bauernmarkt Tirschenreuth 2016 2

Bilder: B. Grimm

* Diese Felder sind erforderlich.