Altes Handwerk neu aufleben lassen
Tirschenreuth. Ein etwa 100 Jahre alter Bauernstuhl hat vor kurzem ein Comeback erlebt. Der Arbeitskreis Historisches Handwerk hatte dazu Interessierte in die neue Handwerkerscheune zum Mitmachen eingeladen. Mehrere Frauen und Männer waren dieser Einladung gefolgt.
Von Werner Männer
Der Mitterteicher Schreinermeister Otto Weiß hatte dazu wertvolle Tipps und Anleitungen gegeben, damit das alte Stück neu aufleben kann. Das Werkstück sollte mit den alten früher gebrauchten Werkzeugen gefertigt werden. Dabei sollten weder Nägel, noch Schrauben noch Leim verwendet werden. Vorsitzender Hebert Konrad erwähnte, dass der Verein diese alten Werkzeuge geschenkt bekommen habe.
Zimmerermeister leistet Vorarbeit
Wertvolle Vorarbeit, um das alte Möbelstück nachbauen zu können, hatte bereits Zimmerermeister Lorenz Trisl vom Arbeitskreis geleistet. Er hat nicht nur das Holz besorgt, sondern auch schon einige Teile vorgeschnitten und bearbeitet. Trotz dieser wertvollen Vorarbeit hatten die Teilnehmer noch einiges zu tun. Damit die Holzteile fachgerecht und passgenau zusammengefügt werden konnten, mussten erst die Grade mit speziellen Sägen vorbereitet werden. Allein hier war schon genaues Arbeiten angesagt, was allerdings nicht auf Anhieb gelang. Damit am Ende alles passte, musste an mancher Stelle noch nachgearbeitet werden.
Als dann endlich alles vorbereitet war, konnten die Teile zusammengesetzt werden. Nach kleinen Schleifkorrekturen gelang auch dies. Der Stuhl war fast fertig. Lediglich die Stuhlbeine mussten noch auf Länge geschnitten werden. Dann folgten erste Sitzproben. Die durfte natürlich Schreinermeister Weiß vornehmen und auch Arbeitskreisvorsitzender Herbert Konrad überzeugte sich per Sitzprobe von der Stabilität der geschaffenen Arbeit. Er sparte nicht mit Lob. Auch die Teilnehmer freuten sich über das gelungene Werk, das dem Original in nichts nachstand.
Nach dem Stuhl der passende Tisch
Schreinermeister Weiß verkündete, als nächstes Objekt werde, ebenfalls nach dieser alten Technik, ein Tisch gebaut. Dieser per Hand nach alter Methode gefertigte Stuhl sei heute etwa 120 bis 150 Euro wert. Vorsitzender Konrad ergänzte, dass der Verein diese Stücke gern verkaufe. Schließlich sei der Erlös daraus, die finanzielle Grundlage für die weitere Vereinsarbeit. Gleichzeitig lud er zum nächsten Treffen in die Handwerkerscheune in Matzersreuth ein. Dann würden Besen gebunden. Eine entsprechend große Menge an Besenreiser hätten die Vereinsmitglieder bereits gesammelt. Auch dazu seien wieder Interessenten eingeladen.
Während sich eine Gruppe um die Fertigung des Stuhles bemühte, saß in der Ecke ganz still ein weiteres Mitglied, das sich mit Korb flechten befasste. Dazu hat der Arbeitskreis schon seit einiger Zeit Fichtenwurzeln gesammelt und sich geschlitzt. So können sie leicht als Flechtmaterial verwendet werden. Andere Mitglieder beschäftigten sich mit alten ausgedienten Christbäumen. Sie wurden so in Stücke gesägt, dass noch ein paar starke Äste dranblieben. Diese Stücke wurden von der Rinde gesäubert und so bearbeitet, dass sie als Garderobehacken genützt werden können. Viele Ideen werden so verwirklicht.
Neue Mitglieder willkommen
Der Arbeitskreis Historisches Handwerk hat in seiner Handwerkerscheune in Matzersreuth fast alle Teile der früheren Faßmacherfabrik Mickisch aus Tirschenreuth aufbewahrt. Viele alte Gegenstände hat der Verein somit vor der Verschrottung bewahrt und in seiner „Scheune“ zur Schau gestellt. So findet beispielsweise der Interessierte nicht nur altes Handwerkszeug vom Fassbinder, sondern auch vom Zimmerer, Schreiner, Wagner, Sattler und vielen anderen Berufen.
Der Kreis sucht immer wieder „Mitmacher“, die selbst mit Hand anlegen und zum Beispiel Strick schlagen oder Holzbottiche fertigen. Altes Handwerk soll wieder aufleben ist das Motto. Für Besichtigungen oder Arbeitseinsätze ist jeweils jeden ersten Dienstag und jeden ersten Samstag im Monat jeweils von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Der Mitgliedsbeitrag beträgt nur elf Euro im Jahr. Interessenten können sich an Herbert Konrad, Telefon 09631/4435 oder an Alex Zintl, Telefon 09631/2265 wenden.
Foto: Werner Männer
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