Andreas Moller: Maßschneider und Modedesigner in Zeiten von “Wegwerf-Mode”

Weiden. Andreas Moller ist vielen ein Begriff. “Ist das nicht der, der für eine Modedesignerin gearbeitet hat? Ist der nicht wieder zurückgekommen?” Ja, hat er. Ja, ist er. Aber warum eigentlich? Und wie teuer ist so ein Anzug von Weidens Modedesigner eigentlich?

Von Yvonne Sengenberger 

Andreas Moller
Andreas Moller vor seinen Schnittmustern Foto: Andreas Moller

Andreas Moller steht in seinem Laden und schenkt sich den handgefilterten Kaffee ein. Wenn man durch die große Glastür geht, fühlt man sich schon ein bisschen, als wäre man in der Vergangenheit gelandet. Die Theke ist ein Oldie, die Teppiche, die Einrichtung. Nur die Anzüge und Hemden verraten, dass man immer noch im Jahr 2017 ist. Durch einen Gang kommt man vorbei an den Umkleidekabinen (die so groß sind wie mein Schlafzimmer) in das Herz des Ladens – die Schneiderei und das Atelier. Mit seiner Maßschneiderei “bespoke couture since 1882” hat sich der Weidener schon irgendwie einen Traum erfüllt. “Mein Vater hatte die Maßschneiderei schon. Er wollte aber nicht, dass ich das auch mache.”

Vom Sandboard-Weltmeister in die Schneidereien Londons

Also machte sich Andreas erst einmal einen Namen in einer ganz anderen Disziplin: dem Sandboarden. Auf dem Montekaolino holte er sich mehrfach den Weltmeistertitel. “Snowboarden gehört immer noch zu meinen größten Leidenschaften!”

Trotzdem wollte die Idee Designer zu werden nicht aus seinem Kopf. Schließlich begann er eine Ausbildung bei einer ehemaligen Mitarbeiterin seines Vaters, die sich inzwischen selbstständig gemacht hatte. Da er aber gerne auch mehr über Herrenschneiderei wissen wollte, arbeitete er nach der Lehre für ein Jahr im väterlichen Betrieb. Danach besuchte er die Meisterschule für Mode in München. Von dort entstanden auch die Kontakte nach London. “Ich war begeistert von London: Dort wurde Maßschneiderei modern interpretiert.”

Andreas Moller Schneiderei
In der eigenen Schneiderei helfen drei Mitarbeiterinnen beim erstellen der hochwertigen Anzüge

Mit Mut und wenig Englisch zum Traumjob

Von einem Lehrer erfuhr er, dass Ozwald Boateng Mitarbeiter suchte und bewarb sich. Allerdings bekam er keine Antwort. Dann stellte er sich bei der Modeschöpferin Vivienne Westwood vor und wurde promt als Schnittmacher eingestellt. “Es war spannend ihre Herangehensweise zu beobachten. Die Arbeit dort war zwar anstrengend, hat aber auch sehr viel Spaß gemacht.” Immer mal wieder spazierte er in seiner Mittagspause durch die berühmte “Saviel Row”, die Straße der Schneider in London. Bei einer dieser Runden fasste er sich ein Herz und fragte bei Ozwald Boateng nach, was aus der Bewerbung geworden war. “Er war nicht da, aber ein Mitarbeiter holte ihn ans Telefon. Ich hatte echt Bammel, weil mein Englisch nicht so gut war.” Aber sein Mut zahlte sich am Ende aus: Zwei Jahre lang durfte er für Boateng arbeiten. Dabei machte er zum Beispiel Anzüge für David Bowie oder Mick Jagger. “Das war ein Wahnsinnserlebnis!”

Ein – wie Andreas selber sagt – Schlüsselerlebnis hatte er rund zwei Jahre später. “Ich wurde auf der Straße auf meinen Anzug angesprochen. Den hatte ich damals noch in Weiden gemacht!” Er fasst den Entschluss: Ich gehe zurück!

Das hat sich schon ein bisschen nach Wahnsinn angefühlt. Es war ein krasser Schritt.

Im Laden des Vaters macht er sich auch in der nördlichen Oberpfalz Schritt für Schritt einen Namen. “Weiden ist als Standort eigentlich gar nicht so schlecht. Man ist zwischen München und Berlin.” Die Kundschaft wächst. Anfangs hatte er nicht geglaubt, dass er mal tatsächlich so viele Kunden aus der Region haben würde. “Es freut mich, dass so viele Oberpfälzer Gefallen an meinen Sachen gefunden haben.”

Andreas Moller
Das Atelier und die Schneiderei: Hier entstehen Unikate. Dafür waren auch schon Fernseh-Teams bei Andreas Moller

Maßanzüge haben ihren Preis

Man kann bei Andreas Moller zwischen zwei verschiedenen Versionen wählen: Maßkonfektion und Maßanzug. Bei ersterem nimmt er das Maß und man kann sich den Stoff aussuchen, genäht wird aber in einer deutschen Fabrik. Nach sechs Wochen ist der Anzug dann fertig. Beim Maßanzug passiert alles im Laden in Weiden. Das braucht dann auch seine Zeit. Bis zu sechs Monate kann es schon mal dauern bis der perfekte Anzug fertig ist. Und das kostet natürlich auch entsprechend – ab 4.500 Euro kann man so ein Unikat haben. Für die Maßkonfektion läuft gerade ein Hochzeitsangebot, da kostet das komplette Set 1.500 Euro. Auch für Frauen näht Andreas Moller mittlerweile. Wer also ein ganz besonderes Kleid braucht, ist hier genau richtig. Sein Konzept hat Erfolg – und das trotz Billigketten und Wegwerfmode!

Am Ende noch ein Rat an alle modebewussten Männer: “Nicht der aktuelle Modetrend ist wichtig, sondern der persönliche Stil. Der steht über jedem Trend und ist auch in 20 Jahren noch aktuell.

karlheinzmoller Andreas Moller erster Laden
Ein guter Anzug ist immer in Mode. Das war wohl auch bei Andreas Vorgängern, seinem Vater, Opa und Uropa (wie hier auf einem Bild von den Anfängen des Herrenschneiders) so.

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