Borkenkäfer und Trockenheit: Wie Laubbäume den Wald retten

Pleystein. Der Pleysteiner Stadtwald hat stark unter der Trockenheit der letzten Jahre gelitten. Die Nadelbäume mussten mit dem Borkenkäfer kämpfen, viele mussten gefällt werden. Laubbäume sollen den Wald retten. 

Von Walter Beyerlein

Waldumbau Stadtwald Pleystein
Förster Andreas Eiser (links) erläutert Bürgermeister Rainer Rewitzer (Mitte) und Geschäftsleiter Günter Gschwindler (rechts) seine Planungen und Ziele für den langfristigen, über Generationen hinweg gehenden Waldumbau. Foto: Walter Beyerlein

Der Pleysteiner Stadtwald hat mit 80 Prozent einen relativ hohen Nadelholzanteil, davon rund 65 Prozent Fichte. Hoch oben hinter dem Galgenberg sind die Böden derzeit noch relativ gut mit Wasser versorgt, doch die zurückgegangenen Niederschläge machen sich auch hier bemerkbar.

Das trockene Jahr 2018 hat zum ersten Mal die Schäden durch den Befall der Fichten mit dem Borkenkäfer steigen lassen. Knapp ein Viertel des eingeschlagenen Holzes war im Jahr 2018 vom Borkenkäfer befallen. Im vergangenen Jahr stieg dieser Anteil auf 45 Prozent, wobei der Einschlag von „gesundem“ Holz zurückgefahren worden war.

Umbau für Natur und Klima

Unter Berücksichtigung all dieser von der Natur und dem Klima vorgegebenen Umstände hat sich Förster Andreas Eiser, Waldbesitzervereinigung Eslarn-Vohenstrauß als Verwalter des Pleysteiner Stadtwaldes, das Ziel für einen „Umbau“ des Waldes mit hohem Laubholzanteil gesetzt.

Bei einem Rundgang durch Abschnitte des Pleysteiner Stadtwaldes, insgesamt rund 240 Hektar, wie Bürgermeister Rainer Rewitzer anmerkte, berichtete Förster Andreas Eiser über die Geschehnisse und Veränderungen im Pleysteiner Stadtwald, auch über die Ertragssituation. Der Holzeinschlag im vergangenen Jahr wurde aus Gründen eines sehr schlechten Holzpreises verringert, ergänzt Stefan Eiser.

Ausführlich schilderte Andreas Eiser die notwendigen Arbeiten im Wald in den nächsten Jahren, auch Jahrzehnten, vor allem unter der Prämisse einer zunehmenden Trockenheit. So soll jetzt vor allem die Tanne als weniger „käferanfällig“ den Vorzug gegenüber der Fichte neben unterschiedlichen Laubbäumen erhalten.

Tanne, Buchen und “Exoten” statt Fichten

In diesem Jahr hat Förster Andreas Eiser auf sieben Pflanzflächen im Pleysteiner Stadtwald auf Fichten verzichtet, sondern das Augenmerk auf andere Laubbäume und gemischte Nadelbäume gesetzt. Die Entscheidung fiel auf die Tanne, die Douglasie, Lärchen, Buchen und „Exoten“ wie die Robinie als „falsche Akazie“, die Trockenheit besonders verträgt. Bereits im vergangenen Jahr wurden auf einer kleineren Fläche 100 Zedern gepflanzt.

Förster Andreas Eiser macht deutlich, dass die Baumpflanzen, mit Ausnahme der Fichte, preislich höher anzusetzen seien. Umgekehrt sei die Tanne nicht so anfällig gegenüber dem Borkenkäfer, die Triebe der jungen Bäume aber für die Rehe „wie der Schweinsbraten mit Klößen“ für die Menschen. Außerdem „fegen“ die Rehböcke ihre Gehörne gerne an den Tannen und Douglasien, weil deren Geruch auf diese Tiere anziehend wirke.

Um dem wirksam zu begegnen, sind die Jungbäume mit einem Verbissschutz umgeben, der zugleich auch zu einem besseren Aufwuchs führt. Allerdings kostet ein Verbissschutz zwei bis drei Euro, und die Jungpflanzen sind preislich ebenfalls etwas höher anzusetzen, berichtet der Förster. Da fällt bei Andreas Eiser auch der vielleicht manchem unbekannte Name „Elsbeere“, die in 2011 sogar „Baum des Jahres“ war, vor allem im Spessart heimisch ist und jetzt im Pleysteiner Stadtwald ihren Platz finden soll.

90 Jahre bis die Bäume gefällt werden können

Wer einen Wald besitzt weiß, dass das Fällen eines Baumes meist drei Generationen nach dem Pflanzen wirtschaftlich möglich ist. So braucht beispielsweise eine Douglasie rund 90 Jahre, bevor die Säge angesetzt werden kann.

Als positiv für die Hege und Pflege des Stadtwaldes nennt Förster Andreas Eiser die verbesserte Förderung durch den Freistaat Bayern. So werden jetzt 2,50 Euro pro gepflanzten Jungbaum erstattet, auch für die Aufwuchshilfen werden zwei Euro staatlicherseits bezahlt. Seitens des Amtes für Landwirtschaft und Forsten werden die staatlichen Hilfen bei der Aufforstung mit 90 Prozent beziffert, fasst Andreas Eiser die finanziellen Hilfen zusammen. Dies sei natürlich „komfortabel“, so dass die Nachpflanzungen in diesem Frühjahr recht „ordentlich“ waren.

Wald als Sparbuch der Stadt

Bürgermeister Rainer Rewitzer nannte den Stadtwald das „Sparbuch“ der Stadt, der aber auch als Teil der Naherholung und der Kulturlandschaft eine große Bedeutung hat. Die unterschiedlichen Baumarten seien wohl etwas teurer, der finanzielle Aufwand aber im Sinne der nachfolgenden Generationen, die den Nutzen aus dem Stadtwald ziehen sollen, richtig. Förster Andreas Eiser lobte die Stadt Pleystein für ihre Pflanzungen ausdrücklich, weil bereits vor einigen Jahren „Flatterulmen“ gepflanzt wurden, die ein Beweis für die Aufgeschlossenheit der Stadt Pleystein gegenüber „Neuigkeiten“ im Wald seien. Einem guten Aktienfond gleich, versuche die Stadt das Risiko zu verteilen und zu minimieren, sagte Andreas Eiser.

In diesem Jahr sei der Einschlag im Pleysteiner Stadtwald aufgrund des absolut niedrigen Holzpreises sehr gering gewesen, was aber nicht damit verbunden sein dürfe, mit der Pflege und der Aufforstung zurückzugehen. In diesem Zusammenhang verweist der Förster auf die erfolgreiche PEFC-Zertifizierung des Pleysteiner Stadtwaldes als Nachweis und Beweis nachhaltig bewirtschafteter Wälder.

* Diese Felder sind erforderlich.