Liebesgeflüster über Weidens Dächern

Weiden. Viele Einheimische und Besucher erfreuen sich zurzeit am Klappern und dem eifrigen Werben von Papa Adebar um seine Storchenfrau auf dem Dach des Alten Schulhauses in Weiden. Bei der stürmischen Storchenhochzeit wird der Grundstein für hoffentlich kräftig heranwachsenden Nachwuchs gelegt.

Von Jürgen Wilke

Schon in der Antike wurde der Storch als heiliges Tier, Frühlingsbote und Glückbringer verehrt. Adebar, aus dem Althochdeutschen: odebero, bedeutet Segensbringer. Ein Storch auf dem Dach ist willkommen, weil er vor Blitz und Feuer schützen soll. Störche sind extrem heimatverbunden. Ihr sensationelles Navigationssystem und die Sehnsucht nach ihrem Zuhause führen sie meist jedes Jahr in die Region zurück, in der sie einst als Jungstörche zum ersten Mal abgeflogen sind.

Das berühmte Klappern ist die Sprache der Störche. Kurz vor der Paarungszeit wird es besonders heftig, das „Liebesgeflüster“. Die großen Segler werden bis zu etwa 110 Zentimeter groß und maximal etwas über drei Kilogramm schwer. Im Frühjahr kommen das Storchenweibchen und sein Partner im Abstand von mehreren Tagen, manchmal auch am gleichen Tag aus ihren Winterquartieren zurück. Bereits einige Tage nach der ersten Paarung beginnt die Eiablage.

Die Eier werden im Abstand von zwei bis drei Tagen gelegt und haben ein Gewicht von etwa 110 Gramm, sind rein weiß mit einer glatten Oberfläche. In der etwa 33 Tage dauernden Brutzeit wechseln sich Weibchen und Männchen regelmäßig ab.

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Neue Dimension für Zugvogelforschung

Der lange Zug unserer Weißstörche jeden Herbst nach Afrika in die Winterquartiere und im Frühjahr zurück ins Geburtsland wird durch Satelliten–Telemetrie verfolgt: Mit Hilfe der Satelliten hat die Zugvogelforschung im letzten Jahrzehnt eine völlig neuartige Dimension bekommen. Bei dieser Übertragung von Messwerten per Funk, werden beispielsweise bei Störchen auf dem Rücken kleine Sender befestigt. Von dort aus senden sie kurze Radiosignale in den Weltraum aus. Hier werden sie von Satelliten aufgefangen und zurück zur Erde zu einer Empfangsstation geschickt. Von dort werden die Signale an eine Vogelwarte weitergeleitet und wissenschaftlich bewertet. Von mehreren Vogelarten konnten dadurch sowohl Frühjahrs- als auch Herbstwanderung zeitlich und örtlich genau erfasst werden. Mittlerweile ist die Technik so weit entwickelt, dass die etwa 35 Gramm schweren und streichholzschachtelgroßen Solarsender der Störche über praktisch unbegrenzte Lebensdauer verfügen.

Wieso nur haben wir jetzt dieses Lied im Kopf? 

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Neben der Kenntnis über Tageszugleistungen erlauben die kleinen Sender auch, die Störche bei ihren Wanderungen mit dem Auto, Kleinflugzeug oder auch Segler begleitend, zu beobachten. Durch die Fernmessung war es dadurch erstmals auch möglich, Störche auf ihren Lande– und Rastplätzen bei der Wanderung wiederzufinden. Das bot die Voraussetzung für ökologische Untersuchungen der Rastplätze. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse bedeuten eine wichtige Grundlage für neue Konzeptionen zum Schutz von Vogelarten auf ihren Zugwegen. Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, Gefährdungen und Gefahrenquellen für Zugvögel, auch für unsere immer seltener werdenden Weißstörche, zu erkennen und zu dokumentieren.

Bilder: Jürgen Wilke, der Storchenflüsterer

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