Zu Fuß zum Gardasee

Weiden. Sechs Nordoberpfälzer haben sich einer besonderen Herausforderung gestellt: Sie sind zu Fuß von Oberstdorf bis zum Gardasee gegangen. In vier Etappen erfüllten sich die Wanderer ihren Traum. 

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Zu Fuß bis zum Gardasee wandern – diesen Traum haben sich sechs nordoberpfälzer Freunde (einer hinter der Kamera) erfüllt.

Die sechs Freunde Heinz Preßl, Peter Mehr, Peter Weig, Johann Wurm, Bernd Lux, Josef Hecht sind gerne in den Bergen unterwegs. Hier fühlen sie sich einfach wohl. Seit Jahren halten die Männer die Tradition aufrecht und verbringen Jahr für Jahr einen Urlaub dort. In den Bergen reifte auch eine besondere Idee heran.

Radstrecke zu Fuß: Wieso eigentlich nicht?!

Die Strecke von Oberstdorf bis zum Gardasee ist eine klassische Radfahrroute. “Wieso soll man die nicht einmal zu Fuß entlang gehen?”, fragte sich die Gruppe damals. Der Entschluss das Abenteuer zu wagen, trafen die Wanderfreunde 2016.

Eigentlich sollte die Tour 2018 starten. Die Männer hatten dazu vier Wochen eingeplant. Doch vier Wochen am Stück muss man in seinem Zeitplan erst einmal unterkriegen. “Aus Zeitgründen haben wir unsere Aktion in vier Etappen aufgeteilt”, erklärt Heinz Preßl. Dann aber sofort.

Vier Jahre – vier Etappen zum Gardasee

Ihren Fußmarsch begann die Gruppe 2016 in Oberstdorf, wo sie ihr Weg zum Mädelejoch in Richtung Süden führte. Die Alpenüberquerung auf der “E5” – die ursprünglich geplanten Strecke – ist sehr beliebt. Auf dem Abstieg in Richtung Holzgau bekamen die Männer aber einen Tipp für einen Alternativweg nach Meran. Gesagt, getan! Sie nutzten die Chance den Trubel zu umgehen.

Rettung nach Regengüssen

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Auf der Wanderung bis zum Gardasee schien nicht immer nur die Sonne. Regentage erwartete die Gruppe bei Etappe 2 im Jahr 2017.

Hielt das Wetter beim Marsch über das Madautal und das Flarschjoch auf über 2.464 Meter zur Ansbacher Hütte noch Stand, ließ der Regen am Folgetag nicht mehr nach. “Es schüttete wie aus Kübeln”, erinnert sich Preßl. Patschnass trafen die Wandergesellen an einer Almhütte an, wo eine Almhirtin die Gruppe rundum versorgte: Die Übernachtung in der Notunterkunft kam gerade recht. Essen und Getränke ebenso.

“Das sind Erlebnisse, die man nicht planen kann”, sagt Preßl und lacht. Zum Ende der ersten Tour-Woche schafften es die Nordoberpfälzer runter ins Pitztal über das Lehnerjoch (2.510 Meter) und die Erlanger Hütte in das Ötztal.

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Ötzi muss sein!

Ein Jahr später starteten die Wanderer in Sölden im Ötztal, wo sie unbedingt zur Ötzifundstelle wollten. Einen kleinen Umweg den sie gerne auf sich nahmen: “Das gehört einfach dazu. Das muss man gesehen haben”, war sich die Gruppe einig. Immerhin waren die Wanderer danach beim Abstieg Richtung Süden schon in Südtirol angelangt. Der Anblick vom Vernagt Stausee ließ sie alle Anstrengung vergessen.

Herrliches Wetter begleitete Preßl, Mehr, Weig, Wurm, Lux und Hecht die darauffolgenden zwei Tage. “Etappe zwei endete dann zwischen Meran und Bozen”, erzählen sie.

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Jahr 3 samt Klettersteig

Über Fennberg ins Nonstal führte die Tour im dritten Jahr. Der Naturpark Adamello-Brenta bot den Wanderern Idylle pur – samt wunderschönem Tovelsee. Dann gewann die Gruppe mehr an Höhe: “Ab der Malga Tuena führte unsere Route ins Hochgebirge der Brenta über den Dolomiten-Höhenweg Nummer 10. Wir mussten dann auch Klettersteige bewältigen”, erinnert sich Preßl.

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Nach den Stationen Passo Grostè (2.464 Meter) und Passo della Gaiarda (2.242 Meter) hatte die Gruppe nur noch den Abstieg nach Andalo vor sich. Am gleichnamigen See war das Tourziel für Etappe drei erreicht.

Ein Stück Heimat fern in Ranzo

Endlich: 2019 stand der letzte Fußmarsch bevor, dann sollten die Wanderer ihr großes Ziel erreicht haben. Von Andalo führte sie ihr Marsch über die Paganella Hochebene Richtung Bergkamm. Mehrere Pässe führen dort bis zum Gardasee – einen ersten Blick auf diesen konnten die Wanderer hier schon erharschen.

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Das Wanderteam 2018.

Ein Gruß aus der Heimat überraschte die Männer in Ranzo, als sie in einer kleinen Bar mit Radler und Bier auf den ersten Tag anstoßen wollten: Die Gläser kamen tatsächlich aus der Friedenfelser Brauerei! (Anmerkung der Redaktion: Die Nordoberpfalz erobert eben doch die Welt.

Von Hilfsbereitschaft überwältigt

Schwierigkeiten sollte der Gruppe die Suche nach einer Unterkunft machen. In Ranzo war nichts mehr frei, nirgends fanden sie einen Übernachtungsplatz. Ihre letzte Hoffnung war ein Gastwirt: Einer seiner Freunde hatte eine leere möbilierte Wohnung anzubieten. Doch was sollten sie essen? Die Mägen knurrten nach der Wanderetappe natürlich ordentlich.

“Es gab kein Speiselokal, also alarmierte der Wirt die Supermarktinhaberin”, erinnert sich Preßl. Prompt öffnete sie für die Wanderer ihren Laden: “Wir konnten einkaufen, mussten aber selbst kochen”, sagt Preßl. “Einfach toll die Hilfsbereitschaft in Ranzo”, ist er immer noch überwältigt.

Letzter Fußmarsch zum Gardasee – das Ziel in Zahlen?

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Blick vom Rifugio San Pietro.

Über Seitentäler am südlichen Brenta-Trek kam die Gruppe ihrem Ziel Schritt für Schritt näher mit Zwischenstopp in Stenico bis zum Rifugio San Pietro – rund 1000 Meter über dem Gardasee. “Wir hatten eine tolle Aussicht”, schwärt Preßl. Das Ziel hatten sie immer fest vor Augen. Nur noch ein Abstieg von 900 Metern nach “Riva del Garda” – dann war die Tour, die die Wandergruppe vier Jahre geplant und durchgezogen hatte, vollendet.

“Wie viele Kilometer waren es denn jetzt eigentlich?”, diese Frage bekommen die Männer seither immer wieder gestellt. “Keine Ahnung – wir haben auch keine Höhenmeter gezählt”, sagt Preßl mit einem breiten Lachen. “Mehr als 15.000 bestimmt”, vermutet er. Mit Gewissheit kann er aber vor allem eins sagen:

Es waren 19 Tage in Bergschuhen – und es ging immer alles gut.”

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19 Tage in Wanderschuhen – inklusive Abkühlung für die Füße im Flussbett. Für die Freunde Heinz Preßl, Peter Mehr, Peter Weig, Johann Wurm, Bernd Lux und Josef Hecht war die Wanderung zum Gardasee mehr als Kilometer und Höhenmeter: Einfach ein tolles Erlebnis.
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Blick zum Molvenosee.
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Das Ziel Gardasee haben die Wanderer selbst aus der Entfernung vor Augen.
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Abendstimmung.

Bilder: privat 

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