Landkreis Tirschenreuth sagt Ärztemangel den Kampf an

Kemnath. In einigen Landkreis-Teilen herrscht heute schon eine ärztliche Unterversorgung. Mit der "innovativen Hausarztschmiede" soll Jung-Medizinern der Job als Doktor im ländlichen Raum schmackhaft gemacht werden.

Dr. Peter Deinlein (rechts) hat “innovative Hausarztschmiede”-Schilder anfertigen lassen. Eines davopn überreichte er Landrat Roland Grillmeier (links). Laura Ott (Mitte) wird sich um die Umsetzung des Projekts kümmern. Foto: Theo Kurtz

In einigen Teilen des Landkreises Tirschenreuth sind Ärzte jetzt schon Mangelware. So erreicht die Region um die Kreisstadt selbst nur mehr einen Versorgungsgrad von 84 Prozent. Und zu allem Überfluss kratzen viele der Praxisinhaber heute schon an der 60-Jahre-Grenze. „Es besteht dringender Handlungsbedarf“, betont Dr. Peter Deinlein (45).

2018 war die Idee der innovativen Hausarztschmiede geboren

Der Kemnather Allgemeinarzt zerbricht sich schon seit Jahren den Kopf darüber, wie auch in Zukunft die ärztliche Versorgung auf dem flachen Land sichergestellt werden kann. 2018 hatte er die innovative Hausarztschmiede-Idee entwickelt, mit deren Hilfe Medizinstudenten, aber auch Ärzte in Weiterbildung für den ländlichen Raum begeistert werden sollen.

Der Kemnather Allgemeinarzt, der auch als Delegierter beim Bayerischen Hausärzteverband tätig ist, hat dort dieses Rekrutierungs-Instrument kennengelernt, das mittlerweile schon in manchen Regionen des Freistaats erfolgreich eingesetzt wird.

Gesundheitsministerium überzeugt

Die Idee war also geboren, was fehlte, war die Manpower und das nötige Kleingeld. Diese Hürden sind jetzt aus dem Weg geräumt. Mit einem nachgebesserten Konzept hatte der Landkreis beim Gesundheitsministerium angeklopft und Fördergelder für die Idee bewilligt bekommen. Auch eine geeignete Netzwerkerin hat Deinlein schon gewinnen können.

Bei der Gesundheitsökonomin Laura Ott werden die Fäden zukünftig zusammenlaufen. Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren wird vom Freistaat mit 105.000 Euro unterstützt. Die gleiche Fördersumme schießt der Landkreis als Co-Finanzierer zu. Landrat Roland Grillmeier rechnet aber damit, dass es bei der Summe nicht bleiben wird. Insgesamt, so seine Einschätzung, werde der Landkreis für die Maßnahme wohl rund 300.000 Euro lockermachen.

Praktika und Workshops als Kennenlern-Instrumente

Frühzeitig soll der Kontakt zum Beispiel zu Medizinstudenten, die etwa in Regensburg die Hochschulbank drücken, aufgenommen werden, aber auch Jungärzte sollen direkt angesprochen werden. Nach Ansicht von Deinlein gibt es viele Möglichkeiten die Nachwuchsmediziner etwa für den Hausarzt-Job auf dem flachen Land zu gewinnen. Im Rahmen ihres Studiums und ihrer Ausbildung müssen sie ja Praktika ableisten.

„Warum“, so fragt Dennerlein, „sollen sie das nicht bei uns in der Region tun?“ Aber auch spezielle Workshops, bei denen sich der Landkreis von seiner Schokoladenseite präsentieren kann, wären eine weitere Kennenlern-Idee. Diese Kontakte zu knüpfen, passende Praxen ausfindig zu machen und Info-Veranstaltungen zu organisieren, das wird unter anderem zu den Aufgaben von Laura Ott (26) gehören, einer Kemnatherin, die derzeit als Controllerin an der Frankenwaldklinik im oberfränkischen Kronach arbeitet.

Hausarzt – eine spannende Aufgabe

„Hausarzt gerade auf dem Land zu sein, ist absolut spannend, weil die Versorgungstiefe so hoch ist“, weiß Deinlein aus eigener Erfahrung. Er war 2008 in die Praxis seines Vaters Fritz eingestiegen. Denn immer wieder landen die Patienten nach dem Besuch beim Spezialisten, zur Nachsorge und weiteren Betreuung beim Landdoktor. Und vorbei sind die Zeiten, an denen sie Bereitschaftsdienste fast bis zum Umfallen schieben mussten und so Mediziner vom Hausarzt-Dasein abgeschreckt wurden. „Das hat sich von früher 700 auf jetzt sehr entspannte 93 eingependelt“, erläutert Deinlein.

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