Polizei klärt über Kindesmissbrauch auf

Nordoberpfalz. Es gibt immer mehr Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern, auch in der Oberpfalz. Die Polizei ruft dazu auf, Kinder aktiv zu unterstützen: ernst nehmen, sofort handeln, nicht weg schauen.

Die Fälle von Kindesmissbrauch steigen an. Symbolbild: Pixabay

Kinder trauen sich häufig nicht, über die Missbrauchshandlungen zu reden und sich Hilfe zu holen. Leider muss deswegen von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Die vorliegende Statistik ist aus diesem Grund auch nur begrenzt aussagefähig. Die bundesweiten Zahlen im Hellfeld weisen im Jahr 2020 insgesamt 14.594 Taten sexuellen Missbrauchs auf, was eine Steigerung um 924 Taten zum Vorjahr bedeutet.

In der Oberpfalz kam es im Jahr 2020 zu 156 Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern, während im Jahr 2019 die Zahl bei 104 bekannt gewordenen Fällen lag. Auch bei Kinderpornographie sind laut polizeilicher Kriminalstatistik oberpfalzweit die Zahlen von 146 Fällen im Jahr 2019 auf 247 Fälle im Jahr 2020 gestiegen.

Beratungs- und Unterstützungsangebote für Opfer in der Oberpfalz

Grundsätzlich kann man sich an jede Polizeidienststelle oder Fachdienststelle der Kriminalpolizei wenden. Bei der Bayerischen Polizei gibt es die Beauftragten der Polizei für Kriminalitätsopfer (BPfK). Das sind Kriminalbeamtinnen, die Opfer unterstützen, die Gewalt erfahren bzw. erfahren haben. Die Beauftragten erklären Betroffenen/ Angehörigen auch, welche Beratungsstellen es gibt, wie ein Strafverfahren abläuft und welche Rechte Gewaltopfer haben.

Die Erreichbarkeit der Beauftragten der Polizei für Kriminalitätsopfer beim Polizeipräsidium Oberpfalz lautet: Beratungstelefon (mit AB): 0941 / 506-1333, E-Mail: pp-opf.opferschutz@polizei.bayern.de

Informationen findet man auf der Internetseite der Polizei.

Weitere Hilfs- und Beratungsangebote:

  • Jugendamt
  • Kinderschutzbund, Kreisverband Oberpfalz, 0941/ 5999 966
  • Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche und Eltern www.nummergegenkummer.de
  • Kinder- und Jugendtelefon: 116 111
  • Elterntelefon: 0800/ 1110 550
  • Opfertelefon 116 006 Weisser Ring; www.weisser-ring.de
  • Bundeshilfetelefon 08000 / 116 016

Täter meist aus näherem Umfeld

Die meisten Kinder sind zum Zeitpunkt des Missbrauchs zwischen 6 und 13 Jahre alt, jedoch sind auch Säuglinge und Kleinkinder immer wieder sexueller Gewalt ausgesetzt. Grundsätzlich gibt es keinen speziellen Opfertyp. Es scheinen aber Kinder gefährdet zu sein, die aufgrund einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung weniger Selbstschutz aufweisen oder sich nicht richtig mitteilen können.

Auch Kinder die von ihren erwachsenen Bezugspersonen nur wenig emotionalen Rückhalt erhalten, können eher Opfer sexueller Gewalt werden. Täter sexuellen Missbrauchs kommen aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten. Sie erschleichen sich oft das Vertrauen der Kinder und nutzen ein ungleiches Machtverhältnis aus. Selten sind es fremde Täter. Meist stammen sie aus dem sozialen Nahraum und viele Taten spielen sich in den eigenen vier Wänden ab.

So kannst du dein Kind schützen:

Je enger das Verhältnis zum Täter, umso schwieriger ist es für das Kind, auf den Missbrauch aufmerksam zu machen. Kinder haben keine Lobby und brauchen unbedingt die Hilfe von Erwachsenen, um sich von den Missbrauchshandlungen zu befreien. Wir alle haben die Verpflichtung zum Hinsehen und Einschreiten bei Verdachtsfällen!

Die Polizei unterstützt Eltern, Sorgeberechtigte und andere Bezugspersonen von Mädchen und Jungen dabei mit den folgenden Tipps:

  • Wissen: Informiere dich über Fakten und Risiken – Unkenntnis begünstigt Missbrauch
  • Offenheit: Mache Missbrauch nicht zum Tabuthema – damit hilfst du Opfern, sich anzuvertrauen
  • Aufmerksamkeit: Oft gibt es Signale für Missbrauch, wie zum Beispiel Verhaltensänderungen, insbesondere aber Verletzungen im Genitalbereich
  • Vertrauen: Vertraue den Aussagen von Kindern. Kinder erfinden selten eine an ihnen begangene Straftat
  • Handeln: Kümmere dich um betroffene Kinder, hole Hilfe, zum Beispiel bei Beratungsstellen und erstatte Anzeige bei der Polizei. Ein vertrauensvoller Umgang mit deinem Kind fördert auch das Selbstbewusstsein und erleichtert es deinem Kind, sich dir gegenüber auch mit schwierigen Themen zu öffnen. Gebe deinem Kind Sicherheitsregeln für unterwegs und für eine gefahrlose Internetnutzung an die Hand. Dadurch stärkst du dein Kind und vermindern das Risiko, dass es zum Opfer wird.

Wenn sich dir gegenüber ein Kind öffnet und einen sexuellen Missbrauch schildert, rät die Polizei:

  • Äußerungen von Kindern ernst nehmen. Zuhören. Ihnen glauben.
  • Keinen Druck ausüben und nicht versuchen, das Kind durch vorformulierte Aussagen zu beeinflussen.
  • Vorwürfe und Schuldzuweisungen vermeiden! Die Verantwortung für die Tat liegt einzig und allein beim Täter / bei der Täterin.
  • Das weitere Vorgehen planen, dabei nicht über den Kopf des Kindes hinweg handeln.
  • Hilfe bei einer Beratungsstelle holen.
  • Anzeige bei der Polizei erstatten. Je schneller du Strafanzeige erstattest, desto mehr Spuren, Gegenstände sowie Beweise können gesichert und dokumentiert und weitere Taten verhindert werden.
  • Ansprache des Tatverdächtigen der Polizei überlassen. Neben körperlichen Schäden bleiben vor allem oft psychische Schäden für die betroffenen Kinder noch lange spürbar.

Bandbreite an Taten

Sexueller Missbrauch von Kindern ist eine Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Demnach macht sich ein Erwachsener oder auch Jugendlicher (zwischen 14 und 18 Jahren) strafbar, wenn er sexuelle Handlungen an einem Kind (unter 14 Jahren) vornimmt oder von einem Kind an sich vornehmen lässt. Auch das Zeigen oder gemeinsame Betrachten pornografischer Bilder oder das Entblößen von Geschlechtsteilen sind Missbrauchshandlungen.

Nicht nur Männer begehen diese Taten, auch Frauen, Jugendliche und Kinder können anderen sexuelle Gewalt antun. Die Arten der Taten reichen von verbalen Belästigungen und Berührungen bis hin zu brutalen Vergewaltigungen. Die Täter sichern sich das Schweigen ihrer Opfer, indem sie auf die Kinder einwirken oder sogar bedrohen.

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