Vielseitig und nah am Menschen: Die HPZ Regenbogenwerkstatt Weiden
Weiden. Die Zweigwerkstätte der HPZ Werkstätten GmbH in Irchenrieth richtet ihr Angebot an Menschen mit psychischer Behinderung: Menschen die auf dem 1. Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben. Die Regenbogenwerkstatt versteht sich dabei als Partner der Mitarbeiter mit Behinderung. Ziel ist es, dass sich die Mitarbeiter als selbstbewusste und anerkannte Mitglieder der Gesellschaft einbringen. Dabei entstehen tolle Werkstücke und Auftragsarbeiten, die Firmen und Privatpersonen gleichermaßen begeistern.
Von Anja Reber
Im Juli 2000 wurde die Regenbogenwerkstatt gegründet, fast genauso lang ist Brigitta Schultz als Dipl. Sozialpädagogin im Sozialdienst für Ihre Mitarbeiter da. Zusammen mit Markus Reber ebenfalls Dipl. Sozialpädagoge und Leiter des Betriebs und der Fertigung kümmert Sie sich um die Entwicklung der Regenbogenwerkstatt.
Über 80 Mitarbeiter und 12 Gruppenleiter
Zu Beginn waren es 30 Mitarbeiter, mittlerweile arbeiten über 80 Menschen mit psychischer Behinderung in der Werkstatt und werden dabei von 12 Gruppenleitern unterstützt. Die Gruppenleiter sind Handwerker mit pädagogischer Zusatzausbildung. „Die meisten Menschen kommen zwischen 35-40 Jahren zu uns“, berichtet Schultz.
Ein Großteil der Mitarbeiter, etwa 60 Prozent waren früher auf dem 1. Arbeitsmarkt angestellt. Die meisten mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, manche sogar mit einem hervorragenden Abitur. Dann kam die psychische Erkrankung. Meist erkranken die Menschen in den Zwanzigern. Die Erkrankung entsteht aus besonderen Lebenssituationen heraus: Das kann die Ausbildungsprüfung, die erste Nacht in der eigenen Wohnung, eine Trennung oder Ähnliches sein. Jeder Erwachsene verarbeitet verarbeitet und reagiert auf besondere Situationen anders:
Jeder Mensch kennt Angstgefühle, spürt in manchen Situationen eine unangenehme Überforderung oder hat Angst vor Zurückweisung – nicht jeder kann gleich gut damit umgehen“
erklärt Schultz, „Man kann die psychische Erkrankung mit einer geläufigen Erkrankung wie Diabetes oder Rheuma vergleichen, viele Menschen erholen sich oder werden wieder gesund, manche Menschen bleiben chronisch krank.“ Wird die Krankheit chronisch kann der Mensch nicht mehr arbeiten und zieht sich immer weiter zurück in eine Depression. Bei einer so ausgeprägten psychischen Krankheit, kann die Regenbogenwerkstatt helfen ein Stück zurück in ein geregeltes Leben zu finden. Für das Aufnahmeverfahren wendet man sich an Brigitta Schultz. Gemeinsam mit dem Arbeitsamt und der Rentenversicherung wird die Arbeitsunfähigkeit festgestellt.
75 Prozent der Mitarbeiter leiden an Schizophrenie
Menschen mit Psychosen, Neurosen und Persönlichkeitsstörungen aber auch Suchtkranke nach erfolgter Behandlung und Menschen mit einem Schädel-Hirn-Trauma arbeiten in der Regenbogenwerkstatt. Das Einzugsgebiet erstreckt sich auf das Stadtgebiet Weiden, die Landkreise Neustadt, Tirschenreuth und Schwandorf. Die Mitarbeiter arbeiten in einer 38,5 Stunden Woche in den Bereichen Schreinerei, Aktenvernichtung, Gartenbau und Montage.
Im Arbeitsalltag sind die Mitarbeiter in der Regel sehr gut eingebunden. Probleme aufgrund der Erkrankung äußern sich lediglich in Konzentrationsstörungen und Störungen des Antriebs. Insgesamt geschehen viele Bewegungen oder Tätigkeiten verlangsamt. „Psychisch Kranke haben im privaten Umfeld häufig Störungen in der Beziehungsfähigkeit zu anderen Personen. Ihnen fällt es sehr schwer Kontakte zur pflegen und zu erhalten. Dies ist ein wichtiger Punkt an dem in der Gruppenarbeit und beim Zusammenkommen mit Kollegen gearbeitet wird.“ erzählt Brigitta Schultz.
Stärkung der Selbstständigkeit und des Selbstwertgefühls
Die Menschen haben ein Recht auf Erwachsenenbildung und Weiterentwicklung. HPZ gibt den Menschen durch das vielseitige Arbeitsangebot und die regelmäßigen Weiterbildungen optimale Entwicklungschancen. Ziel ist, die Mitarbeiter zu fördern ohne zu überfordern und die Selbstständigkeit und Persönlichkeit zu stärken. In Arbeitskreisen strukturieren sich die Mitarbeiter und erarbeiten Pläne, wie zum Beispiel zum Gartenbau. „Erwachsene kranke Menschen wissen selbst am besten was ihnen gut tut. Bildung für Erwachsene muss ansprechend und gleichberechtigt gestaltet werden. So kommen die Menschen in ihren privaten Wohnungen und beim Einkaufen auch besser zurecht“ , davon ist Brigitta Schultz überzeugt.
Das erste Jahr ist das schwierigste
Neue Mitarbeiter müssen erst einmal ankommen, Vertrauen fassen und die wichtigsten handwerklichen Grundlagen erlernen. Mit den ersten Erfolgen bauen die Mitarbeiter Ängste ab und trauen sich wieder mehr zu. Wenn man Ergebnisse und ein Endprodukt sieht, macht die Arbeit am meisten Spaß!
Die Regenbogenwerkstatt arbeitet im Auftrag von Firmen aus der Region. Aktuell werden für die Firma Regler GmbH Teile produziert. Einige Mitarbeiter sind auch im Außeneinsatz bei der Firma Autoteile-Pöllath tätig und unterstützen die Kommissionierung. Dabei sind die Arbeitsanforderungen nicht so hoch wie bei normalen Angestellten und ein Gruppenleiter ist regelmäßig vor Ort. Die Verbindung zur Regenbogenwerkstatt wird stets gehalten, der Mitarbeiter nimmt weiter in Bildungsmaßnahmen teil und kann nach Auftragsende schnell wieder integriert werden.
Auch Privatpersonen beauftragen gerne die Schreinerei und lassen von Gartenmöbeln, über Schränke und Tische verschiedenste Werkstücke anfertigen. Bei Interesse steht Markus Reber gerne zur Verfügung
Wo die Reise noch hingeht
Fragt man Brigitta Schultz und Markus Reber was sie sich für die Weiterentwicklung der Werkstatt wünschen, so sind ihnen zwei Dinge wichtig:
Die Arbeiten und Werkstücke der Regenbogenwerkstatt kann man das nächste Mal auf der Weidener Kunstnacht bewundern. Jedes Jahr überlegen sich die Mitarbeiter ein Motto, das in einem Gemeinschaftsprojekt ausgearbeitet wird. Das Projekt schließt auch die Niederlassung in Irchenrieth ein. Vorgestellt wird das Projekt von den Mitarbeitern selbst, was unglaublich viel Spaß macht und worauf die Mitarbeiter jedes Jahr sehr stolz sind. Das Motto dieses Jahr: „Unsere Heimat“
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