Mädchen erobern Elektrowerkstatt

Weiden. Wertvolle Einblicke in technisch-naturwissenschaftliche Berufe erhalten – das ist das Ziel der bundesweiten „Girls’Day Akademie“. 16 Schülerinnen aus den siebten bis neunten Klassen der Sophie-Scholl-Realschule in Weiden hatten sich dafür beworben.

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Erste Lötversuche auf einem Platinenstück: Höchste Konzentration bei der zwölfjährigen Laura und ihren Mitschülerinnen.

Über die Dauer eines ganzen Schuljahres treffen sie sich einmal wöchentlich nachmittags, um sich bei Betrieben, Hochschulen und Institutionen über die umfassenden Möglichkeiten der sogenannten MINT-Berufe zu informieren. Auch der Elektrowerkstatt des Bildungszentrums der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in Weiden statteten sie einen Besuch ab.

Wir wollen den Mädchen essentielle Tätigkeiten eines Elektronikers erklären und selbst ausprobieren lassen,

beschrieb Ausbilder Harald Grill das Konzept des Nachmittages. Dazu gehörten beispielsweise der Umgang mit dem Lötkolben, das Biegen und Strecken von Draht, das Abmanteln von Leitungen und die Inbetriebnahme eines einfachen Schaltkreises. Bei der Anfertigung des Geschicklichkeitsspiels „Heißer Draht“ konnte jede Teilnehmerin das neu erworbene Wissen sofort anwenden.

Die Siebtklässlerinnen Laura Stich und Hannah Meister waren begeistert vom Praxisnachmittag in der Elektrowerkstatt. „Ich habe noch nie gelötet und find’s cool, dass ich das hier mal ausprobieren kann“, freute sich die zwölfjährige Laura. Ihre Mitschülerin Hannah hatte bereits mehr handwerkliche Erfahrung: „Ich arbeite gerne mit Technik, weil man sich da so richtig konzentrieren muss. Später will ich mal eine technische Ausbildung machen.“

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Siebtklässlerin Hannah möchte später einen technischen Beruf ergreifen, weil „man sich da so richtig konzentrieren muss“.

Viele wissen nicht, welche Talente in ihnen schlummern

Im Klassenzimmer dürften sich die beiden Lehrer Andreas Sagstetter und Johannes Herrmann so viel Engagement und Disziplin oftmals wünschen. Die Girls’Day Akademie und der Besuch in der Handwerkskammer sei für sie ein wertvolles Projekt um die klassischen Rollenbilder aufzuweichen und Mädchen die Vielfalt der vermeintlichen Männerberufe aufzuzeigen. „Viele Schülerinnen wissen ja gar nicht, welche technischen Talente in ihnen schlummern, weil sie es nie ausprobieren“, so die Pädagogen.

Auch der Leiter des Bildungszentrums Tobias Knauer sprach sich für eine freie Berufswahl jenseits der Geschlechterklischees aus.

Leider ergreifen nicht viele Frauen technische Berufe. Aber wenn sie es tun, können ihnen die Männer meist nichts vormachen.

Fotos: Handwerkskammer 

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