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Körpersprache im Alltag: Was unsere Haltung am Smartphone über uns verrät

Oberpfalz. Es ist das inzwischen wohl alltäglichste Bild überhaupt: Menschen, die in der Bahn, an der Haltestelle, im Café oder im Park auf ihr Smartphone blicken. Was viele scheinbar ganz unbewusst tun, verrät mehr über uns, als wir ahnen.

Körpersprache im Alltag: Was unsere Haltung am Smartphone über uns verrät

Körpersprache im Alltag_Was unsere Haltung über uns verrät Bild 1 - Quelle_KI-generiert via Flux Pro
Foto: KI-generiert via Flux Pro

Ein modernes Phänomen ist dabei besonders in den Fokus geraten: Die Art, wie Menschen ihr Smartphone halten, kann Rückschlüsse auf ihre Persönlichkeit und ihre Stimmung zulassen. Psychologen wie Albert Mehrabian haben bereits in den 1970er-Jahren darauf hingewiesen, dass nonverbale Signale einen erheblichen Anteil unserer Kommunikation ausmachen. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass wir mit dem Smartphone auch kommunizieren, wenn wir keine Nachricht versenden oder ein Telefongespräch führen.

Wussten Sie schon?

Studien gehen davon aus, dass bis zu zwei Drittel der Wirkung einer Botschaft nicht über Worte, sondern über Körpersprache transportiert wird.

Bahn, Café, Wartezimmer: Körpersignale in den Blick genommen

Jeder hat eines, jeder nutzt es – vom Jugendlichen bis zur Generation 60 Plus. Gerade die ältere Bevölkerung greift immer mehr zum Smartphone. Erst kürzlich berichtete der BR über das “Smartphone für Einsteiger” Projekt im Maria-Seltmann-Haus, das Senioren an die Digitaltechnik heranführt. Ziel ist es, die digitale Kluft für Menschen ab 60 zu überbrücken.

Wer im Alltag den Blick bewusst auf Menschen lenkt, die ihr Smartphone bedienen, kann dabei eine Menge entdecken. Da gibt es Menschen, die das Handy mit einer scheinbaren Lässigkeit einhändig halten. Sie wirken gelassen, souverän, fast schon vollständig im Moment präsent. Andere halten das Gerät mit beiden Händen. Das mag auf einen subtilen Schutzmechanismus hindeuten, eine Geste des Feingefühls, das neben der Tätigkeit auf dem Display auch eigene Zurückhaltung sichtbar macht.

Wieder andere fliegen scheinbar mit den präzisen Daumenbewegungen über den Bildschirm, fokussiert, zielgerichtet, agil. Bei anderen ist der Zeigefinger präsent, beinahe andächtig und mit Bedacht: Wer so bedient, mag Raum für Kreativität und bewusste Distanz zur Alltagsmaschinerie.

Diese feinen Unterschiede wirken trotz ihrer Alltäglichkeit bemerkenswert vielsagend, besonders in öffentlichen Räumen, wo wir immer unbewusst und doch sehr authentisch zeigen, wer wir sind, ganz ohne ein Wort zu sagen. Dass solche kleinen Gesten im Alltag große Wirkung entfalten, zeigt auch die Tatsache, dass Körpersprache ein zentrales Werkzeug in der Psychologie, im Coaching und selbst im Bewerbungstraining ist:

Haltung beeinflusst Wirkung, Vertrauen und Wahrnehmung.

Zoigltermine
Zoigltermine

Will man wissenschaftliche Erhebungen in ein Schema gießen, lassen sich vier Grundtypen der Smartphone-Haltung definieren, die im Alltag häufig zu beobachten sind:

Dieser interessante Analyseansatz zeigt:

Mobilgeräte sind nicht nur ein praktisches Kommunikationswerkzeug, sondern auch stille Spiegel unserer Persönlichkeit.

Zwischen Haltung und Sicherheit: Das Smartphone im Straßenverkehr

Smartphones am Steuer sind mittlerweile ein größeres Problem als gedacht. Foto: KI-generiert via Chat-GPT
Smartphones am Steuer sind mittlerweile ein größeres Problem als gedacht. Foto: KI-generiert via Chat-GPT

Ein analytischer Blick auf die Gewohnheiten am Smartphone endet nicht bei Körpersprache und Persönlichkeitsmerkmalen. Der Griff zum Handy hat auch Relevanz im Hinblick auf die Sicherheit im Alltag. Die Ablenkung, die von den mobilen Kommunikationsgeräten ausgeht, sorgt vor allem im Straßenverkehr für kritische Betrachtungen. In der Oberpfalz führten Smartphone-Ablenkungen 2023 nachweislich zu zahlreichen Verletzungen im Straßenverkehr. Laut aktuellem Bericht des Polizeipräsidiums Oberpfalz kam es im vergangenen Jahr zu neun Schwer- und 63 Leichtverletzten, die durch Ablenkung am Steuer verursacht wurden. Insgesamt musste der Bezirk Oberpfalz 72 Verletzte durch Handy-Ablenkung verzeichnen.

Eine Studie des Versicherers Allianz zeigt, dass Autofahrer durchschnittlich fast eine halbe Minute pro Fahrt mit dem Blick aufs Handy beschäftigt sind. Das macht deutlich, wie schnell ein vermeintlich beiläufiger Blick auf das Smartphone eine lebensgefährliche Situation entstehen kann.

Gefährliche Sekunden

Schon fünf Sekunden Ablenkung bei Tempo 50 bedeuten mehr als 70 Meter zurückgelegte Strecke ohne bewusste Wahrnehmung der Umgebung.

Körperhaltung als Kommunikationsmuster. Analoge und digitale Signale

Als Alltagsbeobachtung bietet die Analyse der Smartphone-Haltung unterhaltsame Beschäftigungsmöglichkeiten. In Zeiten, in denen Mobilgeräte beinahe untrennbar mit der Körperhaltung verbunden zu sein scheinen, wirft die Smartphone-Haltung aber einen noch größeren Schatten auf unser kommunikatives Miteinander. Während wir führen, scrollen, tippen, senden wir unsichtbare Signale:

  • Lässigkeit
  • Vorsicht
  • Konzentration
  • Kreativität

Jede Haltung oder Bewegung wird so zu einem winzigen Statement.

Auch aus medizinischer Sicht ist die Auseinandersetzung mit der Thematik relevant: Orthopäden warnen vor dem sogenannten “Handynacken”. Bei dauerhafter Nutzung des Mobilgerätes mit gesenktem Kopf steigt der Druck auf die Halswirbelsäule erheblich.

Bei einer Neigung von 60 Grad entspricht dies einer Belastung von bis zu 27 Kilogramm. Langfristig können Verspannungen, Kopfschmerzen oder Bandscheibenprobleme die Folge sein.

Eine Reflexion der eigenen Smartphonenutzung lohnt sich deshalb doppelt:

Sie hilft nicht nur, die eigene Außenwirkung besser zu verstehen, sondern kann auch gesundheitliche Vorteile haben. Wer sein Handy regelmäßig auf Augenhöhe bringt, statt den Kopf abzusenken, entlastet Wirbelsäule und Nacken. Kleine Veränderungen in der Haltung machen im Alltag langfristig einen großen Unterschied.

Haltung zeigen – bewusst oder unbewusst

Die Art, wie wir unser Smartphone im Alltag bedienen, ist weit mehr als eine unbewusste Geste. Sie ist Ausdruck von Haltung, Stimmung und Befinden. Ob wir uns selbstbewusst, bedacht, lösungsorientiert oder kreativ zeigen, lässt sich bereits am Griff zum Smartphone ablesen.

Deshalb ist es ebenso spannend wie lohnend, im Alltag einmal bewusst zu beobachten:

  • Wie bedienen die Menschen ums herum ihr Smartphone?
  • Und wie beeinflusst die Nutzung unsere eigene Körperhaltung, Gestik und Mimik?
  • Sagt die Haltung des Smartphones vielleicht etwas über unsere innere Haltung aus?

So wird aus einem bewussteren Blick auf die Körperhaltung ein wertvolles Instrument für mehr Achtsamkeit und Selbstreflexion im Alltag.