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Vohenstraußer Jagdgruppe: Hegeschau mit Wolf-Diskussionen

Pleystein. Die Hegeschau der Jagdverband-Kreisgruppe Vohenstrauß bot den Besuchern die Gelegenheit, sich über die heimische Tierwelt zu informieren und einen Blick auf die Gehörne und Geweihe zu werfen.

Vohenstraußer Jagdgruppe: Hegeschau mit Wolf-Diskussionen

Zweiter Vorsitzender Sascha Freymann, Erster Vorsitzender Christian Ertl (von links) und Bezirksvorsitzender Alexander Flierl (rechts) ehren die langjährigen Mitglieder der Kreisgruppe Vohenstrauß im Bayerischen Jagdverband. Foto: Walter Beyerlein
Hörner und Geweihe der erlegten Tiere konnten in der Turnhalle bestaunt werden. Foto: Walter Beyerlein

Mehr Transparenz beim Vegetationsgutachten forderte Christian Ertl, Vorsitzender der Kreisgruppe Vohenstrauß im Bayerischen Jagdverband bei der Versammlung der Jäger in der Turnhalle der Zottbachtalschule Pleystein. Alexander Flierl, Vorsitzender im Bezirk Oberpfalz Bezirksvorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes sprach Zäunen an Weideflächen ihre Wirkung zum Schutz der Tiere gegen den Wolf ab.

Der Wald ist keine Holzfabrik

Die Kreisgruppe Vohenstrauß im Bayerischen Jagdverband hatte für die Hegeschau ihrer Hegegemeinschaften Tännesberg, Waidhaus, Leuchtenberg, Eslarn und Vohenstrauß die Turnhalle der Zottbachtalschule ausgewählt. Entlang den Seitenwänden waren die Gehörne der erlegten Rehe und die Geweihe der Hirsche an großen grünen Tafeln aufgehängt. Präparierte Tiere zeigten einen einmaligen, wunderschönen Querschnitt durch die heimische Tierwelt. Die Kinder aus dem Kindergarten St. Elisabeth und die Schüler der Zottbachtalschule hatten die Möglichkeit, Naturkundeunterricht live zu erleben.

Christian Ertl, Vorsitzender der Kreisgruppe Vohenstrauß im Bayerischen Jagdverband, zeigte sich am Sonntagnachmittag beim offiziellen Teil der Hegeschau erfreut, dass nach mehrjähriger Coronapause, diese Veranstaltung wieder stattfindet. Die Gestaltung der Ausstellung und die Zahl der Besucher zeigen, dass der Kreisverband aus der Coronapandemie mehr gestärkt als geschwächt „herausgekommen“ sei.

Das habe sich auch bewiesen, als in schnellstem Tempo und in Gemeinschaftsarbeit die Tafeln für die Präsentation der Jagdtrophäen erstellt wurden. In seiner Ansprache zitierte Christian Ertl aus einer Jagdzeitschrift aus dem Jahr 1954 eine Betrachtung zum „Wildschaden im Walde“. Bereits damals wurde erkannt, dass im Wald unweigerlich Wild vorhanden sei. Letztendlich war das Fazit der Geschichte aus den fünfziger Jahren und auch von Christian Ertl, dass der „Wald keine Holzfabrik“ sei.

Jäger: Die Anwälte der Tiere

Die Jägerschaft sei immer bemüht, Wildschäden zu vermeiden und dennoch gute Wildbestände zu haben. Er nannte das Vegetationsgutachten „nicht sehr aussagekräftig“, vielmehr müsse dieses „Verbissgutachten“ transparenter gestaltet werden. „Jäger sind Anwälte der Tiere“, zitierte Christian Ertl Bayerns Staatsminister Hubert Aiwanger. Ausdrücklich sprach sich der Kreisgruppenvorsitzende für klärende Gespräche zwischen Jägern und den Grundstückseigentümern in den Jagdrevieren aus. Mit Blick auf das Rotwild forderte Christian Ertl für Bayern flächendeckende Gebiete für diese Tierart. „Wölfe sind allgegenwärtig“, stellte der Kreisgruppenvorsitzende fest und berichtete, am Tag vor der Hegeschau zur Mittagszeit nahe Roggenstein Sichtkontakt zu diesem Tier gehabt zu haben.

Er schätzt die Zahl der Wölfe in Deutschland auf 2.000 Stück. Ausdrücklich hob Christian Ertl hervor, dass für den jetzt publizierten möglichen Abschuss der Wölfe noch die weiteren Rechtsgrundlagen fehlen. Fast etwas sarkastisch hinterfragte Christian Ertl woher die vielen Wolfsexperten kommen, nachdem es in Deutschland eineinhalb Jahrhunderte diese Tiere nicht gab. Zum Reduzieren des Wildschweinbestandes richtete er die Bitte an die Jäger, sich vom Fang dieser Tiere mit Netzen zu distanzieren. Bernd Piehler als Vertreter der Stadt Pleystein würdigte die Hegeschau als „Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der Jägerschaft“.

OTH Amberg-Weiden
OTH Amberg-Weiden

Bestandsregulation statt Ausrottung

Josef Fütterer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, betonte die Wichtigkeit des guten Verhältnisses zwischen Jagdpächter und Grundstückseigentümer. „Das funktioniert in fast 100 Prozent dieser Beziehungen“. Als Hauptproblem neben dem Wolf sieht der Kreisobmann den Fischotter, der für alle Teichwirte zunehmend zum Riesenproblem wird. So habe ein ihm bekannter Teichwirt 1.200 Forellen eingesetzt und nur noch 80 Forellen in seinem Netz fangen können. „Da wird der Teichwirt entmutigt“. Die Bejagung der Fischotter bedeute aber nicht, diese Tierart ausrotten zu wollen.

MdL Alexander Flierl, Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes im Bezirk Oberpfalz, bezeichnete die Hegeschau als „Schulterschluss“ zwischen allen „Landnutzern“. Dazu gehören alle, die in der Natur arbeiten, wobei auch Entwicklungen in der Gesellschaft zu berücksichtigen seien. „Wir leben in einer Landschaft, die von Menschen gestaltet wird, dazu ist auch die entsprechende Nutzung notwendig“. Flierl sieht es als Notwendigkeit, die Wildtiere immer im Auge zu haben, die umgekehrt aber auch ihren Lebensraum brauchen. Wichtig sei eine genetische Untersuchung, um die Population im Rotwildbestand zu ergründen. „Wir wollen keine Tiere ausrotten, aber es sind Bestandsregelungen notwendig“, betonte der Bezirksvorsitzende mit Blick auf Wolf und Fischotter.

Die Heimat der Wölfe

Speziell zum Wolf meinte Flierl, dass Zäune keine Lösungen sein können. „Aber auch Entschädigungen können den Weidetierhaltern nicht helfen“. Deren Betriebsaufgabe würde bedeuten, dass eine schonende Landbewirtschaftung zu Ende sei. Das Thema Wolf werde zu sehr „Alpenlastig“ gesehen, die meisten Wölfe in Bayern würden aber in der Oberpfalz leben. Die Schäden durch Fischotter bezifferte Alexander Flierl in Zukunft mit befürchteten 2,5 Millionen Euro. „Die Hegeschau ist ein großer runder grüner Tisch, an dem Praktiker zusammenkommen“, schloss der Bezirksvorsitzende seine Ansprache.

Eduard Forster aus Eslarn, berichtete über die Zahl der Abschüsse von Rehwild in den fünf Hegegemeinschaften. Auf den speziellen Rehwildflächen von 38.400 Hektar wurden im Jagdjahr 2022/2023 1.520 Rehe erlegt, außerdem 447 Wildschweine, wobei hier die Hegegemeinschaft Eslarn mit 209 Abschüssen an der Spitze steht. Vorsitzender Christian Ertl, Zweiter Vorsitzender Sascha Freymann und Bezirksvorsitzender Alexander Flierl ehrten langjährige Mitglieder des Bayerischen Jagdverbandes.

Hans Baierl gehört dem Jagdverband seit 50 Jahren an, Helmut Paulin, Hans Käs, Bernhard Wittmann und Hans Versch sind seit 40 Jahren Mitglied. Josef Stauber, Georg Kleber, Stefan Forster, Georg Eichhorn und Markus Dirscherl gehören dem Jagdverband seit 25 Jahren an. Manfred Hartung wurde für sein 25-jähriges Engagement in der Jagdhornbläsergruppe geehrt. Die Grenzland-Jagdhornbläsergruppe unter Leitung von Hornmeister Eduard Forster umrahmte die Versammlung.

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