Ein außergewöhnliches Hobby: Sammler stellt sein Repertoire vor
Ein außergewöhnliches Hobby: Sammler stellt sein Repertoire vor
Sie sind Experten auf ihrem Gebiet. Sie kennen die Namen sämtlicher Zeichner und Texter von Comicheften, manche kennen sie sogar persönlich. Sie wissen um die Auflagenzahlen und bis zu welchem Datum die jeweiligen Comics im Handel waren. Aber sie blicken auch über den eigenen Tellerrand hinaus. Beim Herbstreffen des Weidener Comic Clubs am Samstag, zu dem Vorsitzender Uli Narr den Hansrudi Wäscher Fanclub eingeladen hatte, stießen im “Bräuwirt” nicht nur Falk, Tibor und Micky Maus auf Interesse, sondern auch das Kino.
Bereits im Sommer hatte sich ein Mitglied als Eberhofer-Fan geoutet. Er sammelt alles, was mit den Filmen zu tun hat, kennt jeden Drehort. Am Wochenende stand mit Gerhard Schiestl aus Regensburg ein weiterer Cineast im Mittelpunkt. Er hatte eine kleine Auswahl seiner Filmklassiker-Broschüren mitgebracht.
“Freddy und das Lied der Südsee”
In Schiestls Sammlung stapeln sich 5000 Exemplare, davon 4000 Originale. “Das schlimme ist: Ich sammle auch Comics.” Was ein Platzproblem sei. An sein erstes Kinoerlebnis erinnert er sich noch ganz gut. Das war der Kosaken-Film “Taras Bulva” aus dem Jahr 1962 mit Yul Brynner, Tony Curtis und Christine Kaufmann in den Hauptrollen. Ein Film, der ihn geprägt hatte. Der heute 72-jährige war allerdings nicht wählerisch, was seine Kino Kost anging.
“Freddy und das Lied der Südsee” hatte ihm genauso gefallen. Und natürlich die Winnetou-Reihe, die er als Kind miterlebte. Seine Lieblingsorte waren damals die Regensburger Altstadt-Kinos. Jedes Mal, wenn er ins Kino ging, kaufte er sich für 20 Pfennige die entsprechenden Filmprogramme dazu, die er zuhause hortete. “Die illustrierten Programme für die Karl-May-Filme waren etwas teurer. Die kosteten damals schon 50 Pfennige.” Was ihn nicht abschreckte.
In den Kinos nicht mehr erhältlich
Der Druck der Illustrierten Film-Bühne, wie die Broschüren damals hießen, wurde 1968 in Deutschland eingestellt, erzählt Schiestl. Inzwischen werden sie von einem österreichischen Verlag neu aufgelegt, in deutlich verbesserter Form. Mit den Originalen sind sie nicht mehr identisch. Schiestl besitzt sie alle. Trotz deutlicher Verteuerung und komplizierterer Anschaffung. Ein James-Bond-Programm oder die Illustration der Star Wars Serie kostet heute 5,20 Euro je Film. In den Kinos liegen die Heftchen nicht mehr auf. Wer sich eindecken will, muss sich schon an den Verlag wenden oder sein Glück bei Ebay versuchen. “Die Österreicher sind von Anfang an dabei und haben ihr Programm nie eingestellt.”
Spartacus, Zorro und Ben Hur
Aus dem Stapel seiner Programme zieht Schiestl ein “Zorro”-Filmheftchen von 1940 hervor. Es beinhaltet, wie viele der anderen Broschüren auch, alte Aushangfotos und Hintergrundberichte über Darsteller und die Dreharbeiten. Entsprechend interessant ist auch das Blättern. Vor allem bei Leuten, die diese Filme noch live im Kino miterleben durften, steigen Erinnerungen hoch: Bei der Sichtung der “Spartacus”- oder “Ben Hur”-Heftchen mit Kirk Douglas und Charlton Heston in den damaligen Hauptrollen.
Weit zurück reicht seine “Robin Hood”-Broschüre mit Errol Flynn. Der Farbfilm kam 1938 erstmals ins amerikanische Kino. Man glaubt, ein Stück Filmgeschichte in der Hand zu halten. Die überarbeiteten Nachdrucke sind wenigstens zwölf Seiten stark, können aber auch 20 Seiten umfassen. Kostet auch nicht mehr. Heute gibt es auch wieder Film-Illustrationen aktueller Streifen. “Im Westen nichts Neues” etwa.




