Erbendorfs Blick auf Flucht und Heimatverlust
Erbendorfs Blick auf Flucht und Heimatverlust
Erbendorf erlebt derzeit eine Sonderausstellung der besonderen Art. Unter dem Titel “Zu Hause und doch fremd” beleuchtet das Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen die Thematik von Entwurzelung und Heimatverlust, insbesondere am Beispiel Schlesiens. Die Schau, die Besucherinnen und Besucher noch bis zum 9. Februar nächsten Jahres erkunden können, widmet sich einem dunklen Kapitel der Geschichte.
Die Vergangenheit aufarbeiten
Im Fokus der Ausstellung steht die Zeit vor rund 80 Jahren, als Millionen von Deutschen infolge der Potsdamer Beschlüsse gezwungen waren, ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten zu verlassen. “Sie wurden aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben und kamen ohne Hab und Gut in eine ihnen völlig fremde Umgebung. Dort wurden sie häufig widerwillig aufgenommen, es herrschte Wohnungsnot, Hunger und Arbeitslosigkeit.” Dies bildet eine wesentliche Aussage der Ausstellung und beleuchtet die Schwierigkeiten dieser Zeit.
Die Nachkriegssituation brachte aber nicht nur Vertriebene aus den deutschen Gebieten, sondern auch verschiedenste Menschen aus Polen zusammen. Vertriebene Polen, Kriegsheimkehrer und Siedler aus Zentralpolen suchten in den neuen Gebieten einen Neuanfang. “Das Land war fremd und die Zukunft unsicher.” Die Ausstellung schenkt ebenso den Erlebnissen und Gefühlen der aufnehmenden Bevölkerung Beachtung.
Persönliche Schicksale im Mittelpunkt
“Heimatverlust und Entwurzelung haben bei den Betroffenen beider Nationen wie auch ihren Nachkommen Spuren hinterlassen.” Der individuelle Umgang mit diesen Erfahrungen ist unterschiedlich. Einige verdrängten die Ereignisse, andere hielten die Erinnerung wach. Engagement in Landsmannschaften oder die Suche nach Anschluss in der neuen Heimat waren einige der Wege, mit denen die Menschen versuchten, ihre Vergangenheit zu bewältigen.
Ein binationaler Dialog
Die Ausstellung bietet auch einen binationalen Ansatz, ein gemeinsames Projekt mit Einrichtungen aus Deutschland und Polen. “Neben der Sicht der vertriebenen Deutschen wird auch die Situation der in Schlesien angesiedelten Polen betrachtet”. Es geht dabei um mehr als nur um die Darstellung unterschiedlicher Perspektiven; vielmehr soll die Ausstellung “zur gegenseitigen Verständigung beitragen”.
Ziel ist es, durch Hintergrundtexte, Zeitzeugenberichte, Bildmaterial, Dokumente und persönliche Erinnerungsstücke ein differenziertes Bild der Ereignisse und deren Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Nachkommen zu zeichnen.
Die Ausstellung “Zu Hause und doch fremd” ist Mittwoch bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet und bietet einen tiefen Einblick in das Schicksal der Vertriebenen, die vielfältigen Formen des Umgangs mit der Vergangenheit und die Bedeutung des Themas für nachfolgende Generationen.






