Neulosimthal – ein verschwundenes Dorf mit langer Geschichte
Neulosimthal – ein verschwundenes Dorf mit langer Geschichte
Am Nachmittag des 11. November 1966 versetzte eine heftige Detonation hinter dem damaligen „Eisernen Vorhang“ die Menschen in Angst und Schrecken und ließ sogar in den benachbarten Ortschaften diesseits der Landesgrenze die Fensterscheiben erzittern. Im einst stattlichen Pfarrdorf, heutiger Name „Jédlina“, sank das Gotteshaus nach 150-jährigem Bestehen in Schutt und Asche.
Albert Kick, ein exzellenter Kenner der Heimat, hat für die tschechische Nachbargemeinde Lesná (früher Schönwald) die Geschichte der früheren Pfarrei Neulosimthal zusammengestellt. Sie ist auch Bestandteil des von der Gemeinde Georgenberg vorgesehenen Heimatbuchs. Für dieses hat der ehemalige Bürgermeister (1984 bis 1996) ebenfalls das Manuskript erstellt. „Neulosimthal hat aus 13 Ortschaften und Einzelgehöften bestanden“, weiß der Altbürgermeister, “gehört hat sie zu den Fürstentümern Windischgrätz und Lobkowitz.“ Gegründet worden ist sie nach seinen Recherchen im März 1786 als Folge der österreichischen Säkularisation um 1785. Als ersten Pfarrer hat er einen Benediktinerpater ermittelt.
„Viele Jahre sind die Gottesdienste in einer Scheune als Notkirche gefeiert worden“, erzählt Kick, „das Gotteshaus wurde erst von 1814 bis 1816 errichtet.“ Mit Karl Antusch verließ am 4. März 1948 der letzte Pfarrer Neulosimthal und wirkte danach viele Jahre in der Diözese Regensburg. Gestorben ist er am 25. Dezember 1977 und beerdigt im Friedhof der Pfarrei Neukirchen zu St. Christoph. „Die Pfarrei Neulosimthal wurde nach der Vertreibung der Deutschen 1948 aufgelöst“, blickt Kick zurück und bedauert zutiefst, „dass die Kirche dann bis zur Sprengung am 11. November 1966 als Heu- oder Strohschuppen benutzt wurde“.
Friedhof ist wieder besuchbar
Die Anlegung des Friedhofs in der tschechischen Nachbargemeinde geht laut Kick auf 1786 zurück. „In der kommunistischen Zeit war er ein Weideplatz für Rinder und Pferde“, kann sich der Altbürgermeister erinnern. „Sudetendeutsche haben ihn dann nach der Grenzöffnung im Jahr 1990 saniert, und er ist wieder begeh- und besuchbar.“ Kick hatte als Bürgermeister selbst mit seine Hände im Spiel.
Die älteste Ortschaft der Pfarrgemeinde Neulosimthal dürfte laut Kick Goldbach gewesen sein. „Als Gründungsjahr habe ich 1587 herausgefunden“, weist er dabei hin. „Goldbach hatte vorher zur Pfarrei Paulusbrunn gehört.“ Auch die Ortschaft Neuwindischgrätz wurde nach Neulosimthal umgepfarrt. Die Gründung von Gut Waldheim geht nach Kicks Aufzeichnungen auf 1607 durch Paul Schürer zurück.
Als größte der Gemeinden der Pfarrei Neulosimthal bezeichnet Kick Böhmischdorf mit knapp 600 Einwohnern. „Sie ist 1654 erstmals urkundlich erwähnt“, lässt er wissen. Eine Besonderheit ist für ihn, „dass dort 1834 eine Schule mit vier Klassen bestanden hatte“. Zur Schulgemeinde Böhmischdorf gehörten neben der gesamten Gemeinde Böhmischdorf die Ortschaften Altfürstenhütte und Vorder-Waldheim, zur politischen Gemeinde Böhmischdorf wiederum Altpocher, Böhmisch-Neuhäusl und Neufürstenhütte.
Fast 400 Jahre alt
Die politische Gemeinde Neulosimthal geht nach Kicks Aufzeichnungen auf die Zeit um 1850 zurück. „Damals lebten dort etwa 630 Menschen“, erzählt er. Als Gründungsdatum der Ortschaft Neulosimthal selbst nennt er aber schon den 26. April 1626. Dabei weiß er: „Während des damaligen Dreißigjährigen Kriegs mussten die ersten Siedler in den Wald flüchten und dort einige Zeit leben. Erst 1637 konnten sie wieder zurückkehren.“
Als weitere Meilensteine in der Geschichte bezeichnet Kick die Errichtung der Schule 1832 und den Bau des Spitals mit 60 Betten durch Prof. Dr. Wenzel Güntner von 1887 bis 1890. Finanzielle Gründe führten 1921 zur Schließung. Vier Jahre darauf erfolgte die Umwandlung in ein Siechenhaus des Landkreises Tachau. „Das Spital diente bis etwa 1970 als Unterkunft für die Grenzsoldaten und wurde dann abgebrochen“, weiß Kick. Josef Pilfusek




