Oberpfälzer Volkskundemuseum: Hohes Interesse an Altstraßen

Burglengenfeld. Im Volkskundemuseum stießen Vortrag und Exkursion zu Altstraßen auf großes Interesse. Projekt andiamo und Oberpfalzwiki zeigen historische Trassen und stärken Forschung und Ehrenamt.

Burglengenfeld. Im Volkskundemuseum stießen Vortrag und Exkursion zu Altstraßen auf großes Interesse. Projekt andiamo und Oberpfalzwiki zeigen historische Trassen und stärken Forschung und Ehrenamt.
Das Interesse an historischen Verkehrswegen ist sehr hoch: Privatdozent Dr. Alexander Denzler im Gespräch mit dem Publikum. Foto: Christina Scharinger

Oberpfälzer Volkskundemuseum: Hohes Interesse an Altstraßen

Vergangenen Freitag begrüßte das Oberpfälzer Volkskundemuseum zahlreiche Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Interessierte zu einem Abend zum Thema „Altstraßen“. Im Fokus stand der Blick auf historische Verkehrswege, deren Bedeutung und heutige Aufarbeitung.

Arbeitskreis andiamo stellt Forschungsstand vor

Alfred Wolfsteiner, Sprecher des Arbeitskreises „andiamo“, berichtete über die Geschichte und den aktuellen Stand des Projekts. Seit der Entstehung im Jahr 2011 haben ehrenamtlich Tätige durch Karten- und Quellenstudien sowie ausführliche Geländebegehungen einen umfangreichen Korpus von Altstraßen, -trassen und -wegen erarbeitet. Seit der Freischaltung des Oberpfalzwiki sind diese Trassen digital einsehbar und stehen zur Weiterverarbeitung bereit.

Vortrag: Straßen im 16. Jahrhundert und unterschätzte Mobilität

Im Anschluss lud der Historische Verein, unter dessen Dach „andiamo“ angesiedelt ist, zu einem Vortrag ein. Privatdozent Dr. Alexander Denzler von der Universität Eichstätt stellte zentrale Thesen seiner Habilschrift zum Thema „Straßen im 16. Jahrhundert“ vor. Er verdeutlichte, dass die Instandhaltung der Verbindungen zwischen Orten kein Dienst des Landesherrn, sondern ein eigenständiges Interesse der Bewohner war und entsprechend auch so wahrgenommen wurde. Die Mobilität der damaligen Zeit werde oft unterschätzt. Als Quellenmaterial nutzte er neben Kartenmaterial und Reiseberichten auch Rechnungen und Verwaltungsschriften. Den Abschluss des Vortrags nutzte Dr. Denzler, um im Gespräch mit dem Publikum offene Fragen zu klären.

Am vergangenen Samstag ergänzte eine begleitende Exkursion die theoretischen Inhalte des Vortrags. Die Historikerin und zertifizierte Wanderführerin Lorna Simone Baier erläuterte die im Gelände noch sichtbaren Spuren von Handelswegen, die möglicherweise noch aus karolingischer Zeit stammen. Premberg, erstmals 805 erwähnt, liegt auf der Route zwischen Bardowick über Erfurt und Forchheim nach Regensburg und Lorch bei Linz. Im Wald erhaltene parallel verlaufende Hohlwege veranschaulichen den Verlauf der alten Höhenwege. Bremsvorgänge bergab führten dazu, dass sich Hohlwege bildeten; wenn eine Spur zu tief war oder wegen Wegelagerei gefährdet schien, wählte man eine alternative Route daneben.

Historische Verkehrswege und regionale Identität

Der Abend sowie die Exkursion verdeutlichten eindrucksvoll, wie historische Verkehrswege unser Verständnis von Mobilität, Versorgung und regionaler Vernetzung prägen – und welch wichtige Rolle ehrenamtliches Engagement sowie akademische Forschungsarbeit für die Erschließung unserer regionalgeschichtlichen Identität spielen.

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