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Pfarrer Karl Antusch - 120 Jahre, 45. Todestag und Vertreibung

Neukirchen zu St. Christoph. Viele der Älteren werden ihn wohl noch selbst gekannt haben, für andere ist er aber wenigstens ein Begriff: Pfarrer Karl Antusch.

Pfarrer Karl Antusch - 120 Jahre, 45. Todestag und Vertreibung

Pfarrer Karl Antus. Foto: Josef Pilfusek
Das Priestergrab im Friedhof der Pfarrei ist die letzte Ruhestätte von Pfarrer Karl Antusch. Foto: Josef Pilfusek
Das ehemalige Kreuz auf seinem Grab befindet sich seit 2014 zwischen den Urnenstellen. Foto: Josef Pilfusek

Der Geistliche wäre am 17. Januar 120 Jahre alt geworden. Am 4. März 1948, also vor 75 Jahren, ist der am 25. Dezember 1977 verstorbene Seelsorger aus seiner Heimat Neulosimthal, dem heutigen Jédlina, von dem nichts mehr übrig ist, vertrieben worden.

Sein Lebensweg als Pfarrer

Die Grenze zieht sich wie ein „roter Faden“ durch das Leben von Karl Antusch. Geboren am 17. Januar 1903 in Kessel in der jetzigen Tschechischen Republik, studierte er nach der allgemeinen Hochschulreife Theologie. Am 1. Juli 1928 empfing er in Prag die Priesterweihe.

Seine erste Kaplanstelle trat er am 1. September 1928 in Blaistadt an. Weitere schlossen sich in Königswart (1. September 1929) und Graslitz (1. März 1931) an. Nachdem Antusch dann vom 1. August 1932 bis zum 28. Februar 1937 als Expositus in Nürschau gewirkt hatte, folgte zum 1. März 1937 die Berufung als Pfarrer von Neulosimthal. Einer, der den Geistlichen noch persönlich gekannt hat, ist Albert Kick. Georgenbergs Altbürgermeister, dessen Großvater Johann Weidensteiner jenseits der Landesgrenze aufgewachsen, mit dem Pfarrer befreundet war und das Abbrennen seines Elternhauses Ende 1955 mit ansehen musste, weiß dabei, dass es Antusch an seiner neuen Wirkungsstätte bereits in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg nicht leicht gehabt hatte. „Aber vor allem während des Kriegs musste er viel ertragen.“

Verfolgung und Widerstand – die Hetze gegen die Kirche

Laut Kick erklärte unter anderem der Staat die kirchlich geschlossenen Ehen für rechtswidrig und damit ungültig. „Außerdem wurden Kinder und Jugendliche von der Kirche ferngehalten.“ Sogenannte „Appelle“ fanden absichtlich an Sonntagvormittagen während der Gottesdienst-Zeiten statt. Die Hetze gegen die Kirche ging nach den Schilderungen Kicks so weit, dass eine Reihe von Pfarrern in Konzentrationslagern landete, unter ihnen der bis Februar 1937 in Neulosimthal wirkende Josef Böhr. „Pfarrer Losch aus dem benachbarten Miesbrunn wurde sogar geköpft“, schüttelt Kick den Kopf.

Im November 1938 drang der berüchtigte Förster Kalmünzer aus Bayern mit einigen seiner Getreuen in das Neulosimthaler Pfarrhaus ein und wollte Antusch auf eigene Faust verhaften. Im Mai zuvor hatte der Pfarrer das Anwesen Nummer 7 einschließlich sechs Hektar Grund gekauft.

Die Pfarrchronik geht unter anderem auf die Firmung am 15. Juni 1944 durch Weihbischof Dr. Johannes Nepomuk Reminger aus Prag ein. Obwohl sich keiner der Bürgermeister und auch kein Verein daran beteiligten, war die Anteilnahme vonseiten der Bevölkerung wiederum recht gut. Mehrere Geistliche waren nach Neulosimthal gekommen, unter ihnen mit Michael Wagner der Pfarrer aus Neukirchen zu St. Christoph.

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Seine Beziehung zu Neukirchen zu St. Christoph

„Gerade mit Neukirchen zu St. Christoph war Karl Antusch eng und freundschaftlich verbunden“, weiß Kick. „Als pastoraler Grenzgänger hat er immer wieder gerne bei seinen Nachbarn ausgeholfen.“ Als Anfang März 1948 auch ihn das harte Los der Vertreibung und Ausweisung traf, führte sein Weg demnach über die Landesgrenze nach Neukirchen zu St. Christoph. „Ich habe bei ihm auch ministriert“, erinnert sich der Altbürgermeister noch an manche Begegnungen. „Als Aushilfspriester hat er neben der Freude, den Menschen seiner Heimat Wegbereiter für ein neues Zuhause zu sein, auch die fast täglich neu erlebte Not einer Grenze erfahren, die in schier sinnloser Brutalität ein Dorf zerrissen hatte.“

Am 1. August 1951 kam Antusch als Benefiziat nach Wiesing bei Viechtach. Dort wirkte er bis zu seinem Tod am 25. Dezember 1977. Obwohl er sich im Bayerischen Wald schnell eingewöhnt und auch wohlgefühlt hatte, war es sein Wunsch, in Neukirchen zu St. Christoph
beerdigt zu werden. So fand er denn auch im Priestergrab seine letzte Ruhestätte. An Antusch erinnert im Friedhof seit 2014 auch das in der Mitte der beiden Urnenstellen aufgestellte Kreuz. Es stammt von seinem ursprünglichen Grab.