Corona im Landkreis: Gegen Mutanten, für Perspektiven und Sicherheit

Tirschenreuth. Die angespannte Corona-Lage beschäftigt auch die Kreistagsfraktionen von CSU und Zukunft Landkreis Tirschenreuth. In der virtuellen Fraktionssitzung wurden die aktuellen Maßnahmen diskutiert, aber auch schon der Blick nach vorne gerichtet.

Dass die Grenzlandkreise – auch und gerade mit den Erfahrungen aus Tirschenreuth – die Initiative ergreifen, wurde einhellig gutgeheißen.

Grillmeier will effektive Schutzmaßnahmen gegen Mutanten

Sorgen bereitet Landrat Roland Grillmeier vor allem die Mutation, die bereits im Landkreis Tirschenreuth und anderen Grenzlandkreisen grassiert. Klarheit dazu würden weitere Gespräche mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und dem Gesundheitsministerium in den nächsten Tagen bringen, kündigt der Landrat an.

Dort laufen die Informationen zu den Sequenzierungen zusammen. „Man muss wissen wo man steht, um effektiv dagegen vorgehen zu können“, stellt Landrat Grillmeier fest. „Unser Handeln hat sich hier in den letzten Wochen massiv gewandelt. Waren bisher vor allem Pflegeeinrichtungen betroffen, nimmt die Zahl der jüngeren Infizierten in den letzten Wochen zu.“

Übertragung auf Gruppen

Dies erbringe die Erkenntnis, dass die bisherigen Schutzmaßnahmen in Betrieben nicht mehr ausreichen. Jeden Tag treten neue Verdachtsfälle auf. „Die Virusmutationen bringen eine völlig neue Dynamik in das Infektionsgeschehen. Ebenso flexibel müssen wir bei den Maßnahmen sein, um dem effektiv entgegenzusteuern.“

Während sich mit dem ursprünglichen Virus eher Einzelpersonen infiziert haben, sind es durch die deutlich leichtere Übertragung jetzt ganze Personengruppen – ein Faktor, der die Inzidenz in die Höhe treibt, ist sich Grillmeier sicher. Umso wichtiger sei es, Infektionsketten möglichst frühzeitig zu unterbrechen und Neuinfektionen dadurch zu verhindern.

Unterstützung durch Experten des LGL

Effektiv unterstützt werde der Landkreis in den letzten Wochen auch von Experten der Task-Force des LGL. Dem Landkreischef ist es wichtig, „dass hier auch von unabhängiger Seite die Arbeit unseres Gesundheitsamtes und des Testzentrums betrachtet und begleitet wird. Uns wurde bestätigt, dass wir hier hocheffizient und mit vielen engagierten Menschen unterwegs sind.

Abgestimmt wurden auch neue Konzepte. Die Gewerbeaufsicht des Landes und ein Arzt unseres Gesundheitsamtes gehen seit rund zwei Wochen in die Betriebe und überprüfen und begleiten Hygiene und Schutzkonzepte.“

Erlassen wurden auch Verordnungen zur Pendler-Quarantäne und zur Verpflichtung der Betriebe zu konsequenten Schutzmaßnahmen, dies in enger Abstimmung mit den anderen sieben Grenzlandkreisen, von denen jeder ähnliche Erfahrungen gemacht habe. 

Ohne Testen geht es nicht

Bewältigt werden kann diese Aufgabe nach Ansicht von Bernd Sommer und seiner Kollegen von CSU und Zukunft nur mithilfe des anhaltend hohen Testaufkommens.

Zusätzlich zu den Testzentren Waldsassen und Tirschenreuth ist daher auch ein mobiles Team unterwegs, das vor Ort in den Kommunen testet. Sommer stellt auch heraus, dass die Bürgermeister hinter den Maßnahmen des Landkreises stehen. Deswegen habe man auch einen gemeinsamen Aufruf verfasst.

Wichtig sei, die Pendler zu hundert Prozent zu testen, was nun endlich durch Grenzkontrollen und Testpflicht geschehe. „Dies ist leider wochenlang von Bund und Land versäumt worden, die Zeit kann man nicht mehr zurückdrehen. Nun gilt es konsequent und effektiv zu handeln.“ Jeder müsse daran mitwirken – im Privaten und im Betrieb. 

Perspektive für Grenzraum gefordert 

Lockerungen seien laut Landrat Grillmeier zudem nur zusammen mit einer hohen Disziplin und wirksamen Infektionsschutzmaßnahmen denkbar. Zentraler Baustein bleibe dabei das ausreichende und zielgenaue Testen. „Solange noch nicht flächendeckend geimpft werden kann, ist eine Absicherung von vorsichtigen Schritten nach vorne durch Tests unbedingt notwendig.“

CSU-Fraktionsvorsitzender Bernd Sommer teilt diese Ansicht: „Wenn es Öffnungen gibt, ohne gleichzeitig genügend zu testen, würde uns die Realität in kürzester Zeit einholen.“ Was die Kreisräte einfordern, ist, dass auch für die Grenzregion Perspektiven geschaffen werden, wenn andernorts das Leben langsam wieder hochgefahren wird.

Die Randlage an der tschechischen Grenze solle für die Tirschenreuther zu keiner dauerhaften Benachteiligung führen. Auch die Hoffnung auf eine baldige Ausweitung der Impfmöglichkeiten lässt die Fraktionen etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Das sei auch eine zentrale Forderung an die Kanzlerin und den Ministerpräsidenten.

Dass durch die Impfungen in den Seniorenheimen bereits ein hochsensibler Personenkreis geschützt ist, sei immerhin ein kleiner Lichtblick. Matthias Grundler, Fraktionsvorsitzender der Zukunft forderte auch im Bereich der Schulen und Kindergärten mit Testungen und Impfungen beim Personal mehr Sicherheit dort zu sorgen, damit baldmöglichst wieder ein regulärer Betrieb stattfinden könne.

Versorgung der Patienten sicherstellen

Landtagsabgeordneter Tobias Reiß schilderte die schwierigen Debatten um Öffnung auf der einen Seite und den Gefahren der Mutation auf der anderen Seite. Viele Anzeichen deuteten darauf hin, dass die hohe Ansteckungsrate bei der Mutation den landesweiten sinkenden Inzidenzwert bald wieder nach oben treiben könnte. “Der Landkreis ist hier herausgefordert wie kaum ein anderer. Es muss uns gelingen, das Virus trotz Mutation im Griff zu behalten.”

Entscheidend sei laut Reiß auch, dass die Kapazitäten der regionalen Kliniken die Versorgung von Patienten, ganz gleich mit welcher Erkrankung, sicherstellen. 

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