Digitalisierung hausgemacht – wie eine Feuerwehr ihre Verwaltung digital aufstellt

Neustadt/WN. Freude bei der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt/WN: Die Feuerwehrleute erhalten beim jährlichen Ostbayerischen Feuerwehrpreis der Sparda-Bank Ostbayern einen Sonderpreis. Ausgezeichnet wurde die Wehr für ihre Idee des “Firemanager” – eine vollumfassende Verwaltungssoftware für Feuerwehren.

Mit dem Feuerwehrpreis werden Wehren ausgezeichnet, die sich durch besondere Ideen, Konzepte oder Maßnahmen außerordentlich um die Feuerwehr verdient gemacht haben. Den ersten Preis konnte sich die Feuerwehr Oberwildenau sichern – dank ihres ausgereiften Konzepts für die Sicherung der Tagesalarmstärke sowie der Integrationsleistung. Die Feuerwehr Neustadt/WN erhielt einen Sonderpreis für die Idee des “Firemanagers”. Dafür gibt es 1.000 Euro Preisgeld.

Ostbayerischer Feuerwehrpreis Feuerwehr Neustadt Firemanager
Die Abordnung der Neustädter Wehr bei der Preisverleihung in Ergolding. (v. l.) zweiter Kommandant Marco Harrer, Michael Bayer-Schmidt, 1. Kommandant Michael Spranger und  Sebastian Dippold

Laufende Inventur statt langer Listen

Mit einem Handscanner, wie sie auch im Supermarkt eingesetzt werden, läuft Michael Bayer-Schmidt durch das hoch gekachelte Schlauchlager der Neustädter Feuerwehr. Er scannt die Strichcodes auf den Schläuchen, die aufgewickelt in den raumhohen Regalen liegen. “So können wir einfach unseren Bestand pflegen, direkt und unmittelbar. Geht ein Schlauch kaputt, können wir ihn sofort aus dem System nehmen. Laufende Inventur quasi, und das ohne Listen zu wälzen”, erklärt er. Dazwischen piept der Scanner. Michael Bayer-Schmidt ist Feuerwehrmann in Neustadt und der Kopf hinter dem Projekt, das sie in Neustadt nur “Firemanager” nennen.

Eine eigene Lösung muss her!

Die Anforderungen an freiwillige Feuerwehr sind groß, nicht nur im Einsatz. Wartungen, Personalverwaltung, Unterrichte – all das muss dokumentiert, geplant und ausgewertet werden. Früher wurde das immer handschriftlich erledigt, viel Arbeit bei einer relativ großen Wehr wie der Neustädter Feuerwehr. “Das dauert lang und ist umständlich”, erinnert sich Bayer-Schmidt. Deswegen habe man es in Neustadt mit Excel und Access probiert, aber auch das war keine zufriedenstellende Lösung für den Software-Entwickler. “Unflexibel, unübersichtlich und wenn bei einem Arbeitsdienst zehn Leute auf den Rechner zugreifen müssen, dann zieht sich das.” Eine eigene, eine maßgeschneiderte, Lösung musste her – der Firemanager.

Gerätewartung, Unterrichte, Personalverwaltung, Bewegungsfahrten oder das sogenannte “Reparaturmanagement” (welches Gerät ist zurzeit wo in welchem Zustand), all das ist jetzt nicht mehr auf mehrere Papierordner verteilt, sondern auf einem Server gespeichert. Zuständige Feuerwehrleute können für ihren jeweiligen Bereich so von überall auf die Daten zugreifen. “Das ist schon eine große Erleichterung für uns”, findet der Neustädter Kommandant Michael Spranger. “Viel passiert automatisch. Wann muss das Gerät zur Wartung? Der Firemanger schickt eine Erinnerung. Welches Auto muss zur Bewegungsfahrt? Die eingeteilte Besatzung erhält eine Woche vorher automatisch eine E-Mail.”

70 Feuerwehren nutzen das System bereits

Was so vor einigen Jahren als Idee für ein bisschen Arbeitserleichterung im Neustädter Feuerwehrhaus anfing, kann sich inzwischen sehen lassen: Rund 70 Feuerwehren in ganz Bayern nutzen bereits den Firemanager. “Wegen der vielen Anfragen konnten wir das nicht mehr als Privatpersonen betreiben. Außerdem wollten wir uns natürlich auch rechtlich absichern”, erzählt Bayer-Schmidt. Es folgte die Firmengründung. Bei “firemanager.de” ist er Geschäftsführer und Chefentwickler. “Für ein Hobby ist das schon anstrengend”, schmunzelt Bayer-Schmidt “da muss man schon mit Leib und Seele Feuerwehrmann sein, um das zu machen.”

Bewerbung für Feuerwehr Preis

Obwohl hinter der Software inzwischen sechs Personen stecken, hat die Neustädter Wehr das Projekt beim Ostbayerischen Feuerwehrpreis eingereicht. Die Idee hierzu hatte Sebastian Dippold. “Natürlich steht jetzt eine Firma dahinter, aber die Idee kommt aus der Feuerwehr direkt”, erklärt Dippold. “Dass so eine Idee verfolgt werden kann, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, wo man sich ausprobieren kann, und wo diese Idee dann umgesetzt und die Software eingesetzt werden kann – das war alles hier, in unserer Neustädter Feuerwehr. Das war vor der Entstehung der Firma firemanager.de und deswegen haben wir das der Jury vorgelegt. Zurecht, wie uns der Preis jetzt gezeigt hat.”

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