Landfrauentag: Die Segel richtig setzen

Weiden. „Vielfalt leben – oder – was soll ich als Landfrau denn noch alles tun und woher nehme ich die Kraft?“ Um Antworten auf diese Frage zu finden, hatten die Landfrauen des Bauernverbandes (BBV) Neustadt-Weiden Elke Pelz-Thaller, Persönlichkeitstrainerin und Bäuerin, zum Landfrauentag in der Max-Reger-Halle eingeladen. Die resolute Oberbayerin wartete mit gleichermaßen pragmatischen wie psychologischen Tricks auf und holte sogar den Bezirkstagsvizepräsidenten als Versuchskaninchen auf die Bühne.

Von Benedikt Grimm

Um das Dilemma einer an allen Fronten gefragten Bäuerin zu veranschaulichen, war gleich zu Beginn des kabarettistischen Seminars eine Zuschauerin an der Reihe. Die zufällig ausgewählte Co-Protagonistin Anni ist seit 41 Jahren in der Landwirtschaft tätig, kümmert sich nebenbei um Haus und Hof. Für jede Aufgabe, die ihr zufällt, legt ihr Pelz-Thaller einen Holzscheit in die ausgestreckten Arme. Schnell kommt ein beachtlicher Stoß zusammen. Anni engagiert sich als Ortsbäuerin, hat vier Kinder, davon einen Sohn, den Pelz-Thaller persiflierend gleich mit zwei Holzscheiten aufwiegt. Der schwere Holzstapel veranschaulicht die vielfältigen Aufgaben einer Landfrau. „Jetzt schaut Euch mal an, wie sie hier steht und ihre Vielfalt lebt“, sagt die Trainerin nicht ohne Ironie. Die Fülle der Aufgaben allein sei dabei noch gar nicht das Problem.

Das was wirklich weh tut, ist, dass wir keine Anerkennung erfahren

betont Pelz-Thaller. Der Landfrauentag, der nur einmal im Jahr stattfindet, helfe da auch nicht weiter.

Holzstapel
Für jede Last, die eine Bäuerin zu tragen hat, legt Elke Pelz-Thaller einer Ortsbäuerin einen Holzscheit in die Arme. Schnell kommt ein großer Stapel zusammen.

Viele Politiker und Ehrengäste beim Landfrauentag

Dass Veranstaltungen wie der Landfrauentag wertgeschätzt werden, wünschte sich bereits Bezirksbäuerin Stilla Klein bei den von Fernsehjournalist Harald Rippl moderierten Grußworten. Dass diese Wertschätzung jedenfalls den Landfrauen des BBV Neustadt-Weiden entgegengebracht werde, zeige die Anwesenheit mehrerer Bürgermeister und Vertreter von Banken und weiterer öffentlicher Einrichtungen, meinte Moderator Rippl. Landrat Andreas Meier ermutigte die verschiedenen Kanäle für die Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen. „Klappern gehört zum Geschäft“, betonte der Landkreischef. „Ich bewundere die Landbevölkerung unwahrscheinlich. Da können wir Städter uns noch manches abschneiden“, sagte Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher und AELF-Leiter Dr. Siegfried Kiener warb für die Möglichkeit, Anträge elektronisch bei seinem Amt einzureichen.

Grußworte 1
Grußworte mal anders: Harald Rippl (Zweiter von rechts) moderierte die Grußworte der Ehrengäste.
Grußworte 2

Marketing wie in einem Großkonzern

Referentin Pelz-Thaller ging auf die Suche nach den Gründen für die mangelnde Wertschätzung landwirtschaftlicher Arbeit in der Öffentlichkeit. Ein weltweit tätiger Energiegetränke-Hersteller investiere 90 Prozent seiner Gesamteinnahmen in Werbung. Weltweit spiele die deutsche Landwirtschaft mengenmäßig zwar keine Rolle – „vom Weltmarkt werden wir von Brasilien weggeblasen wie nichts“ – qualitativ seien deutsche Lebensmittel aber Weltklasse, „wie der Ferrari in der Autoindustrie“. Solle man sich in der Landwirtschaft also auch noch mit Marketing und Kommunikation auseinandersetzen? Pelz-Thaller ist überzeugt: „Ja, wir brauchen das in der Landwirtschaft genauso wie in Großkonzernen.“

Raus aus der Opferrolle

Ein Schweizer Trainer habe gesagt, dass Landwirte die schlausten Menschen der Welt seien, denn sie wüssten, dass sie den Weizen, den sie ernten wollen, erst säen müssten. Übertragen auf den Alltag: „Wenn ich möchte, dass mich mein Gegenüber anlächelt, dann muss ich zuerst lächeln“, übersetzt die Mentaltrainerin und beweist, während sie durch die Gänge geht und die Zuhörer anlächelt, dass es funktioniert. Präsentiere man sich dagegen als Opfer, würde man auch als solches wahrgenommen. Von welchem Arzt lasse man sich behandeln? Sicher nicht von dem, der andauernd über das Gesundheitssystem jammere.

Wir müssen als kompetente Landfrauen auftreten. Es kommt darauf an, wie wir die Segel setzen

betonte die Referentin, die auch ganz praktische Tipps hatte, um das allgemein Wohlbefinden und die Stimmung zu verbessern. Wie man bestimmte Energiepunkte im Gesicht mit den Fingern abklopft, demonstrierte sie an Bezirkstagsvizepräsident Höher. Noch einfacher gehe es mit Lächeln. Schon nach einer Minute bewusstem Grinsen schütte das Großhirn Glückshormone aus.

Höher 2
Lothar Höher – Bezirkstagsvizepräsident und dritter Bürgermeister der Stadt Weiden – stellte sich bereitwillig für die psychologischen Versuche von Mentaltrainerin Elke Pelz-Thaller zur Verfügung. Im Bild markiert sie die Energiepunkte im Gesicht von Höher.
Höher 1

Umfangreiches Rahmenprogramm

Die Spendensammlung des Landfrauentags galt der Aktion „Adventslicht Weiden“. Die „Neustädter Klarinettenmuse“ unter Leitung von Karl Wildenauer sorgte für Musik und die Flosser Landfrauen standen mit einer Tanzeinlage auf der Bühne. Ein weiterer Höhepunkt war die Modenschau unter dem Motto „Von anno dazumal bis heute“.

Christa Kick
Kreisbäuerin Christa Kick eröffnete den Landfrauentag des BBV Neustadt-Weiden und führte durch die Programmpunkte.
Saal
Über 400 Gäste waren zum Landfrauentag 2016 gekommen.
Saal 2

Bilder: B. Grimm

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