Erfolgreich mit Flexibilität und Rotem Höhenvieh

Moosbach. „Wenn wir auf der einen Seite Unternehmer sein wollen, dann müssen wir uns auf der anderen Seite auch in gewissem Maße an den Markt anpassen“, sagte Erika Sauer beim Besuch von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. „Wenn wir bei der Milch geblieben wären, dann gäbe es uns heute nicht mehr“, betonte die Nebenerwerbslandwirtin, die zusammen mit Ehemann Günter seit 14 Jahren Rotes Höhenvieh in Mutterkuhhaltung züchtet. Aus den kleinen Anfängen mit drei Kühen und einem Bullen ist inzwischen eine Herde mit 80 Tieren, davon fünf Deckbullen, hervorgegangen.

Von Benedikt Grimm

Vom Erfolgsrezept des Familienbetriebes im Ortsteil Burgtreswitz machte sich der Landwirtschaftsminister im Rahmen der Besichtigungsreihe „Der Bayerische Weg in der Praxis“, bei der er jeden Monat einen anderen Betrieb besucht, ein eigenes Bild. „Die bayerische Staatsregierung setzt nicht nur auf sogenannte Zukunftsbetriebe ab einer bestimmten Hektarzahl“, verdeutlichte Brunner. Gerade die Milchkrise habe verdeutlicht, dass Größe allein kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg sei. In Norddeutschland müssten Betriebe mit 500 oder 600 Kühen schließen, weil sie ihre zehn oder zwölf Mitarbeiter nicht mehr halten könnten. Seine Ziele seien eine weiterhin flächendeckende Landbewirtschaftung, Nachhaltigkeit und der Erhalt der Kulturlandschaft für Touristen und Einheimische.

Ich fühle mich da gerade von so einem Betrieb bestätigt,

lobte der Minister nach dem Rundgang.

Landwirtschaftsminister Brunner in Burgtreswitz
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (Zweiter von rechts) besichtigte den Mutterkuhbetrieb der Nebenerwerbslandwirte Erika und Günter Sauer. Dabei machte er auch mit dem 20-Zentner-Prachtbullen „Salvator“ Bekanntschaft.

Die ganze Familie packt mit an

Im Familienbetrieb Sauer kalben die Kühe im Frühjahr. Acht bis neun Monate dürfen die Kälber dann mit ihren Müttern auf den weitläufigen Weiden verbringen, bevor sie den ersten Winter in der Halle Schutz vor der Witterung finden. Der Betrieb ist zwar nicht bio-zertifiziert, „wir wirtschaften aber biologisch“, betonte Sauer. Einer Zertifizierung steht nur der alte Stall mit Spaltenboden entgegen. Die Investition in einen neuen Winterstall und die Umstellung auf Bio stehe auf ihrer Wunschliste ganz oben, sagte Erika Sauer, die hauptberuflich in Teilzeit am Finanzamt arbeitet. Neben ihrem Mann, arbeiten auch die beiden Kinder und der „geländegängige Opa“ Hans Roßmann auf dem Hof mit.

Erika Sauer Rotes Höhenvieh
Beim Besuch des Ministers verwöhnte Erika Sauer ihre Kühe mit getrocknetem Brot. Die Leckerlis würden helfen, den Bezug zwischen Mensch und Tier aufrechtzuerhalten.

Strenge Gesetze verhindern Salami

„Die Nähe zum Schlachthof ist rekordverdächtig“, meinte Brunner, der zuvor das direkt neben einer der Weiden liegende Schlachthaus der bäuerlichen Schlachtgemeinschaft Moosbach-Waidhaus besichtigt hatte. Allerdings dürfen die Sauers ihre Tiere nur schlachten und grob zerteilen, um das Fleisch in Fünf-Kilo-Paketen mit den verschiedenen Fleischteilen zu vermarkten. Das Fleisch einer alten Kuh, das etwa für die Herstellung von Salami ideal wäre, darf nicht an einen Zerlegebetrieb geliefert werden. „Wenn bei der Schlachtung die regionale Kette abreißt, dann passt das nicht. Es gehört zu unserer Philosophie, dass auch regional vermarktet wird“, betonte Sauer. Brunner versprach sich mit dem Verbraucherschutzministerium über gesetzliche Erleichterungen abzustimmen.

Angst vor dem Wolf

Ein weiteres Anliegen kommt auf der Weide zur Sprache, die von einem Elektrozaun mit drei Stromlitzen begrenzt wird. Um den Wolf sicher abzuhalten, bräuchte es zwei weitere Litzen. Die ausgewachsenen Tiere seien zwar wehrhaft genug, allerdings seien die Jungtiere gefährdet und das friedfertige Verhalten der Tiere könnte sich nach einem einzigen Angriff nachhaltig verändern. „Ein Wolf kann die ganze Herde verrückt machen“, warnte Günter Sauer. „Wenn einmal ein Raubtier drin war, dann ist das auch für uns lebensgefährlich“, ergänzte Erika Sauer. Eine finanzielle Förderung des Ausbaus der Zäune, auch in nicht benachteiligten Gebieten,würde die artgerechte Tierhaltung der Mutterkuhalter erleichtern.

Rotes Höhenvieh Kälber

Absatzmöglichkeiten grundlegend untersuchen

Aktuell würden Fleischrinderzüchter durch das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), der Extensiven Grünlandnutzung für Raufutterfresser und durch das Sommerweideprogramm gefördert. Im nächsten Doppelhaushalt seien zusätzliche 68 Millionen Euro für das KULAP vorgesehen, sagte Brunner. Sechs vom Aussterben bedrohte Rassen – darunter das Rote Höhenvieh – erhielten besondere Förderungen. Als Vorsitzende des Fleischrinderverbandes Bayern (FVB) regte Sauer die Finanzierung einer Projektkraft an, die die Absatzmöglichkeiten des hochwertigen Fleisches aus Mutterkuhhaltung untersucht.

Da ist mit Sicherheit noch Luft nach oben,

meinte Konrad Wagner, Zuchtleiter beim FVB und Leiter des seit einem Jahr bestehenden Fachzentrums für Fleischrinderzucht, das am Landwirtschaftsamt in Schwandorf angesiedelt ist. Das Fachzentrum sei derzeit mit vier Mitarbeitern für den gesamten Freistaat tätig. „Jeder Landwirt, der in der Mutterkuhhaltung tätig werden will, kann sich an uns wenden“, wirbt Wagner auch mit Blick auf die niedrigen Milchpreise. Mit den Daten einer Absatzmarktuntersuchung würde das Fachzentrum Um- und Einsteiger noch konkreter beraten können. Der Fleischrinderverband alleine könne eine solche Projektstelle nicht finanzieren, betonte Sauer.

Unternehmerische Flexibilität gefordert

In der von Dr. Siegfried Kiener, dem Leiter des Landwirtschaftsamtes Weiden geleiteten Diskussion, bat Wagner auch das Gelbvieh in die Riege der bedrohten Rassen aufzunehmen. Aktuell gäbe es nur noch 1.800 Tiere. „Wir wissen nicht, welche Gene diese Rasse mit sich bringt, die erhaltungswert wären“, gab Wagner zu bedenken. BBV-Kreisobmann Josef Fütterer fragte wie ein konventioneller Familienbetrieb die Zeit für die Fleischrinderzucht als zweites Standbein aufbringen solle. Das zweite Standbein würde ja von einer Mehrheit der Betriebe bereits praktiziert, entgegnete Brunner. „Eine gewisse unternehmerische Flexibilität ist eben notwendig“, sagte der Minister. Nur in der Menge könne man nicht die Lösung sehen. „Es reicht nicht aus, einen großen Stall hinzustellen und darauf zu hoffen, dass die Molkereien ein ordentliches Milchgeld zahlen“, betonte der Minister. Die Besichtigungstour endete im Landhotel Goldenes Kreuz in Saubersrieth, in dem das Rote Höhenvieh von Familie Sauer auf den Teller kommt.

Rotes Höhenvieh Minister Helmut Brunner
Nebenerwerbslandwirtin Erika Sauer (links) führte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (Dritter von links) über eine ihrer Weiden. Mit dabei waren Landrat Andreas Meier (von links), BBV Kreisobmann Josef Fütterer, Bürgermeister Hermann Ach und die beiden Landtagsabgeordneten Petra Dettenhöfer und Annette Karl.
Rotes Höhenvieh Sauer Burgtreswitz
Rotes Höhenvieh Sauer Burgtreswitz

Bilder: B. Grimm

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