Vor 80 Jahren geräumt: Die Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt
Grafenwöhr. „Die Pfarrei Pappenberg wurde aus militärischen Gründen aufgelöst, weinend sind sie abgezogen“, schließt der damalige Pfarrer Wolfgang Ederer, 1938 die Taufmatrikel ab. 80 Jahre nach der Absiedelung kehren die ehemaligen Pappenberger, ihre Nachkommen und weitere Besucher zusammen mit Weihbischof Reinhard Pappenberger zurück. In der Wüstung dominiert die Ruine der einstigen Marienwallfahrtskirche, deren Patrozinium am 15. August gefeiert wurde.
Von Gerald Morgenstern
Pappenberg war einer der zentralen Orte bei der Erweiterung des Übungsplatzes vor 80 Jahren. Das Dorf besaß eine vielbesuchte Marienwallfahrtskirche mit dem Gnadenbild der „Schwarzen Madonna“ von Pappenberg.
Ein Großteil der Pappenberger wurde nach Wolfskofen bei Regensburg umgesiedelt, wo auch die prachtvolle Inneneinrichtung des Kirchenbaus steht. Die Maria-Himmelfahrts-Kirche Pappenberg war ein einschiffiges, gotisches Bauwerk aus drei Perioden, deren erste Mauern bis in das 12 Jahrhundert zurück reichen. Sie war eine viel besuchte Wallfahrtskirche und stand bis zur Auflösung unter Denkmalschutz.
Das Ganze ist ein für die Gegend ungewöhnlich schöner Bau,
vermerkte der Oberpfälzer Kirchenführer bereits im vorherigen Jahrhundert. Nach der Absiedelung im Jahr 1938 wurde das verlassene Dorf weiter erhalten, das leere Kirchenschiff diente als Lagerstätte für Panzermotoren und Ersatzteile, weiß der 89-jährige Engelbert Reiter zu erzählen. Nach Einmarsch der Amerikaner wurde erlaubt Baumaterial von den Häusern zu holen, die Bauten wurden dem Verfall preisgegeben.
Natur holt sich zurück, was ihr gehörte
Die Natur holt sich nun das zurück, was ihr einst mühsam abgerungen wurde. Nur selten kann die Wüstung am Rande der Impact Area besucht werden, schon rein daher wäre ein Erhalt der Ruine, wie es an der Dorfstelle Hopfenohe geschehen ist, sinnlos.
Und dennoch kümmert sich jemand um das einzigartige Areal. Revierförster Andreas Irle konnte bereits im Frühjahr mit seinen Arbeitern unterstützt von der Bauabteilung der US-Armee-Garnison und der Bundeswehr die einzeln wachsenden Bäume auf der Kirchenmauer und am Turm entfernen. Der schon meterhohe Aufwuchs ließ durch den Wind die Mauern noch schneller einfallen.
Viele Vogelarten siedeln sich an
Nun halten die Stümpfe und Wurzeln im Natursteinmauerwerkt die Wände etwas zusammen. Für eine Vielzahl von Insekten, Kleinlebewesen und Vogelarten sind Ruinen und Mauerreste ein idealer Lebensraum. Kohl- und Blaumeise, Mauersegler, Hausrotschwanz oder Kleiber sind nur einige Vogelarten, die von den Mauerresten profitieren. Auch Fledermäuse wie das braune Langohr nutzen Höhen und alte Keller, wie sie unter der Kirche noch vorhanden sind, weiß Irle zu berichten.
Bei der Befreiung der Mauern vor dem Aufwuchs war auch Lew Gardner, Command Sergeant Major beim 7th ATC dabei. Die Amerikaner zeigen sich immer interessiert an der Geschichte am Erhalt dieser Naturreservate.
Teile erneuert
Gepflegt wird auch der Vorplatz der Kirche, Michael Speckner von Irles Bautrupp erneuerte das Kreuz vor der Kirchenruine, das einst der Eschenbacher Männerverein zu den vorhergehenden Jahrestagen aufstellte. Neu fundamentiert wurde auch die Tafel mit dem Gnadenbild der Schwarzen Madonna, diese wurde 2010 bei der ersten Andacht mit Weihbischof Pappenberger errichtet.
Ein Besuch mit dem namensverwandten Weihbischof Reinhard Pappenberger aus Grafenwöhr wird am 25. August 2018 an einem schießfreien Tag erfolgen. Neben den Wolfskofern werden Gruppen auch Eschenbach, Vilsec, Sorghof und Grafenwöhr teilnehmen. Organisiert wurdem die geführten Touren, die bereits seit lang ausgebucht sind vom Heimatverein.
Fotos: Gerald Morgenstern
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