Allerheiligen in der Oberpfalz: Ursprung, Bräuche und Bedeutung
Allerheiligen in der Oberpfalz: Ursprung, Bräuche und Bedeutung
Allerheiligen bei uns in der Oberpfalz: Ein stiller Feiertag mit tiefen Wurzeln. Die Menschen gedenken ihrer verstorbenen Angehörigen und schmücken Gräber. In manchen Familien lebt ein alter Brauch wieder auf: das Allerheiligenstriezel.
Die Geschichte des Allerheiligentages
Der Ursprung von Allerheiligen reicht bis in die Spätantike zurück. Bereits im 4. Jahrhundert feierten Christen in Antiochia ein Fest zu Ehren aller Märtyrer. Im Jahr 609 n. Chr. weihte Papst Bonifatius IV. das römische Pantheon der Gottesmutter Maria und allen Heiligen. Damit wurde der 13. Mai als Tag des Gedenkens an alle Heiligen festgelegt. Erst Papst Gregor III. verlegte das Fest im 8. Jahrhundert auf den 1. November – ein Datum, das heute in weiten Teilen der Welt als Allerheiligen bekannt ist.
In Deutschland ist Allerheiligen seit dem frühen Mittelalter fest im kirchlichen Jahreskreis verankert. Als gesetzlicher Feiertag wurde er in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland festgelegt – also in Regionen mit katholischer Prägung.
Ein Feiertag mit weltweiter Bedeutung
Allerheiligen ist kein rein deutsches Fest. Auch in anderen katholischen Ländern wie Österreich, Italien, Polen, Frankreich und Spanien ist der 1. November ein gesetzlicher Feiertag. Selbst in Teilen Lateinamerikas wird der Tag gefeiert – dort oft in Verbindung mit dem farbenfrohen „Día de los Muertos“, dem Tag der Toten, der in Mexiko tief verwurzelt ist. Trotz kultureller Unterschiede eint alle Traditionen ein gemeinsamer Gedanke: die Erinnerung an Verstorbene und die Hoffnung auf ein ewiges Leben.
Religiöser Hintergrund und Bedeutung
Der Allerheiligentag ehrt nicht nur bekannte Heilige wie Franz von Assisi oder Teresa von Ávila, sondern auch all jene, die im Verborgenen Gutes getan haben. Theologisch betrachtet steht er für die Gemeinschaft der Heiligen – also aller Menschen, die in Treue zu Gott gelebt haben. Am darauffolgenden Tag, dem 2. November, gedenken Gläubige im Fest „Allerseelen“ speziell ihrer verstorbenen Angehörigen. Beide Tage bilden zusammen ein starkes Symbol für Glaube, Erinnerung und Dankbarkeit.
Allerheiligen in der Oberpfalz: gelebte Tradition
In der Oberpfalz hat der Feiertag bis heute einen festen Platz im Leben der Menschen. Schon Tage vorher werden die Friedhöfe vorbereitet, Gräber gepflegt und mit Tannenreisig, Chrysanthemen und Gestecken geschmückt. Am Nachmittag ziehen Familien auf die Friedhöfe, entzünden Lichter und beten gemeinsam. Besonders eindrucksvoll sind die abendlichen Lichtermeere, wenn tausende Grablichter die Wege erhellen. Für viele ist das Ritual ein Ausdruck von Liebe, Zusammenhalt und Hoffnung.
Warum sind Chrysanthemen als Grabschmuck so beliebt?
Einerseits blühen Chrysanthemen im Spätherbst, also genau zur Zeit von Allerheiligen und Allerseelen, wenn viele Menschen die Gräber ihrer Angehörigen schmücken. Sie sind kälteunempfindlich und halten auch erste Nachtfröste gut aus. Andererseits gelten Chrysanthemen in vielen europäischen Ländern, vor allem in Deutschland, Frankreich und Italien, als klassische Trauer- und Totengedenkblumen. Da sie sehr lange blühen und robust sind, stehen sie sinnbildlich für Beständigkeit und ewiges Leben.
Bräuche und Speisen: der Allerheiligenstriezel
Ein fester Bestandteil der oberpfälzischen Tradition ist der Allerheiligenstriezel – ein süßer Hefezopf, der mit Zucker bestreut wird. Ursprünglich war es Brauch, diesen Striezel am 1. November an Patenkinder zu verschenken. Der Patenonkel oder die Patentante besuchen an diesem Tag ihre Patenkinder und überreichen das süße Gebäck.
Das traditionelle Rezept besteht aus Weizenmehl, Milch, Hefe, Butter, Eiern, Zucker und einer Prise Salz. Der Teig wird zu einem Zopf geflochten, nach dem “Gehen” mit Eigelb bestrichen und goldbraun gebacken. Besonders beliebt ist eine Variante mit Rosinen und Hagelzucker.
Allerheiligen in anderen Religionen
Auch außerhalb des Christentums gibt es vergleichbare Gedenktage. Im Judentum erinnert das Totengebet „Jiskor“ an Verstorbene, während im Buddhismus das „Obon“-Fest eine ähnliche Bedeutung hat. Im Islam gibt es keinen festen Tag, jedoch werden während des Opferfests oder bei privaten Gedenkgebeten die Toten geehrt. Diese weltweiten Rituale zeigen, dass das Bedürfnis nach Erinnerung und Dank über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg verbindet.
Allerheiligen in der Oberpfalz: Ein Tag zwischen Trauer und Hoffnung
Allerheiligen ist kein trauriger, sondern ein stiller Tag. In Bayern gilt grundsätzlich ein Tanzverbot an Allerheiligen als sogenanntem stillen Feiertag. Dem Gesetz nach sind öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen mit Tanz an stillen Feiertagen nur erlaubt, wenn sie dem „ernsten Charakter“ des Tages entsprechen, also keine.




