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Aus für Kleidercontainer: Wohin mit den alten Klamotten?

Erbendorf. Das Sammeln alter Kleidung ist zum Zuschussgeschäft geworden. Deshalb bauen immer mehr karitative Organisationen wie Rotes Kreuz oder Caritas, aber auch gewerbliche Sammler ihre Container ab. Auch ihn der nördlichen Oberpfalz ist das jetzt deutlich zu spüren – und zu sehen.

Aus für Kleidercontainer: Wohin mit den alten Klamotten?

So wie hier auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes in Erbendorf sieht es mittlerweile häufiger aus im Landkreis Tirschenreuth. Foto: Udo Fürst

In Bayern verschwinden immer mehr Altkleidercontainer – auch in den Landkreisen Neustadt/WN und Tirschenreuth. Das Bayerische Rote Kreuz sieht sich gezwungen, Container abzubauen, da hohe Kosten und fehlende Verwertungsmöglichkeiten die Sammlung erschweren. Jetzt bemüht sich das Landratsamt Tirschenreuth um eine Ersatzlösung.

Altkleidercontainer als Müllhalde

Berge von gebrauchter Kleidung, aber auch Flaschen, Dosen und anderer Müll türmen sich seit Wochen vor vielen Altkleidercontainern in der Region. Beispiel Erbendorf: Ein völlig vollgestopfter Container bei einem Einkaufsmarkt ähnelt einer kleinen Müllhalde. Daran konnten auch am Behälter angebrachte Hinweiszettel mit der Aufschrift ” Bitte keine Kleidung mehr in den Container werfen” und “Auch nicht daneben stellen”, nichts ändern. Ebenso wenig wie die ebenfalls vom Markteigentümer an den Container geklebten gelben Zettel. Dort steht, dass der Container auf dem Gelände “ohne unsere Genehmigung” aufgestellt worden und “umgehend abzuholen” sei.

Vor allem im Landkreis Tirschenreuth ist die Situation gravierend. Dort hat der Partner des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) alle 19 Sammelbehälter abbauen lassen. Das BRK sieht sich mit mehreren Herausforderungen konfrontiert. Ein Grund ist die große Menge an Müll, der in die Container geworfen wird. Rund die Hälfte der Spenden ist unbrauchbar und muss kostenpflichtig entsorgt werden. Pro Tonne fallen dabei circa 200 Euro Kosten an. Gleichzeitig sind mehrere Textilverwertungsdienstleister insolvent, wodurch das BRK kaum noch Einnahmen aus der Verwertung der Kleiderspenden erzielt. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht das Problem: Bei jährlich 14.700 Tonnen gesammelter Altkleider entstehen Kosten von circa 2,94 Millionen Euro. Davon können nur 735.000 Euro refinanziert werden – ein Defizit von circa 2,2 Millionen Euro.

Viele illegale Container

Ein weiteres Problem: Viele Altkleidercontainer sind illegal aufgestellt worden. Auch auf dem oben beschriebenen in Erbendorf ist kein Hinweis auf den Eigentümer zu finden. Seriöse Firmen würden ihre Behälter mit Namen und Anschrift kennzeichnen, doch die fehlen an vielen Containern völlig. Wie geht es nun weiter? Der Bauhof der Stadt wird die Container früher oder später abholen müssen, wenn der Eigentümer nicht festzustellen ist. Auch die Entsorgung der Kleiderberge bleibt wohl an der Stadt hängen. Wer auch immer für diese Container verantwortlich ist, muss sich wegen unerlaubter Sondernutzung verantworten – sofern der Verursacher auffindbar ist.

Bei vielen Sammlern dürfte der schlechte Absatzmarkt zu vollen Lagern geführt haben. Da sei der Anreiz für die Sammler gering, die Container zuverlässig und regelmäßig zu leeren, heißt es vom Landratsamt. Gerade unseriöse Sammler würden die Sammlung sofort einstellen, wenn damit kein Gewinn mehr zu erzielen sei. Möglicherweise sei der Materialwert der Container sogar so gering, dass es sich nicht einmal mehr lohne, die Container abzuziehen, vermuten die Abfallexperten.

Textilrecycling ist noch Zukunftsmusik

Gut 60 Prozent der in Deutschland gesammelten Altkleider werden wieder verwendet: als Second-Hand-Kleidung. Ein Spitzenwert in der EU. Der Rest wird größtenteils zu Putzlappen oder Malervlies verarbeitet – Downcycling nennt sich das. Nur ein Zehntel geht bisher in die thermische Verwertung – also die Müllverbrennung. Ein wirkliches Recycling, also eine Kreislaufwirtschaft, in der aus einem alten Pulli ein Neuer wird, liegt noch in weiter Ferne. Und wird erst in verschiedenen Pilotprojekten erprobt.

Altkleidersammlungen wie gewohnt

Thomas Ahlmann von Fairwertung, dem Dachverband der karitativen Sammler, befürchtet einen Kollaps des Systems: “Die Mengen sind in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen, leider aber auch der Anteil der minderwertigen Textilien. Wenn sich das so weiterentwickelt, ist zu befürchten, dass wir in ein, zwei Jahren diese Infrastruktur in Deutschland nicht mehr haben.” Denn nicht nur werden vielfach Container abgebaut; auch die weitere Verwertung der Altkleider lohnt sich nicht mehr.

VGN Nürnberg – Phase1
VGN Nürnberg – Phase1

Exakt vor diesem Problem steht auch die Lorenz-Wittmann GmbH. Der Entsorgungspartner des BRK hat bereits im Juli alle 19 gewerblichen Container abgebaut. BRK-Kreisgeschäftsführer Sven Lehner bestätigt das Aus der Altkleidercontainer in der bisherigen Form. “Wie es weitergeht, kann ich derzeit nicht sagen.” Unabhängig davon würden die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften in Erbendorf und Konnersreuth am Samstag, 25. Oktober, wie gewohnt ihre Altkleidersammlungen durchführen.

Landratsamt prüft Möglichkeiten

Der Landkreis Tirschenreuth prüft laut Pressestelle seit Wochen alternative Möglichkeiten zur Altkleidersammlung. „Unser Ziel ist es, auch künftig geordnete Entsorgungswege anbieten zu können“, heißt es von der Behörde. „Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck an einer tragfähigen Lösung für den Landkreis.“ Das Landratsamt appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, Altkleider ausschließlich in noch aufgestellte Kleidercontainer zu werfen oder auf der Wertstoffsammelstelle in der Deponie Steinmühle abzugeben. “Dort stapeln sich zwar mittlerweile die Kleiderberge”, sagt Pressesprecher Fabian Polster, doch bis es eine andere Lösung gebe, werde man diese Möglichkeit weiter anbieten.

Eventuell könne man bei der nächsten Sitzung des Ausschusses für Abfallwirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Energie am Dienstag, 18. November, mehr sagen oder vielleicht sogar schon eine Lösung präsentieren. Polster: “Bis dahin prüfen wir zahlreiche Möglichkeiten mit verschiedenen Anbietern und Lösungen.”