Blutmond über der Oberpfalz - Ein himmlisches Spektakel
Blutmond über der Oberpfalz - Ein himmlisches Spektakel
“Blutmond über der Oberpfalz”. Was wie ein neuer Blockbuster in den oberpfälzischen Kinos klingt, ist ein seltenes Himmelsphänomen. Es ist am Abendhimmel mit bloßem Auge über der Nördlichen Oberpfalz zu sehen. Astronomen haben eine Erklärung für dieses magische Schauspiel, um das sich seit Urzeiten auch Mythen ranken.
Wie entsteht ein Blutmond?
Am 7. September 2025 ereignete sich eine totale Mondfinsternis. Sie war in der Oberpfalz teilweise sehr gut zu sehen, in manchen Gegenden verhinderte aber Dunst eine perfekte Sicht auf dieses Himmelsereignis. Bei dieser Mondfinsternis wanderte der Vollmond durch den Kernschatten der Erde und erzeugte dabei ein charakteristisches rötliches Leuchten – im Volksmund bekannt als Blutmond.
Der physikalische Hintergrund ist, dass die Mondfarbe durch die Streuung des Sonnenlichts in der Erdatmosphäre ihre für das menschliche Auge wahrnehmbare rötliche Färbung erhält. Das blaue Licht wird dabei stärker gestreut, während rot-oranges Licht den Mond erreicht und diesen rötlich erscheinen lässt.
Laut Auskunft der Astronomen dauerte die totale Phase der Finsternis eine Stunde und zweiundzwanzig Minuten. Danach eroberten die Sonnenstrahlen nach und nach wieder die Sicht auf den Erdtrabanten: Der Mond erstrahlte wieder gewohnt in seinem strahlenden weiß. Sichtbar war dieses beeindruckende Ereignis nicht nur in der Oberpfalz, sondern über weiten Teilen von Europa, Afrika, Asien und Australien.
Warum erscheint der Mond manchmal so riesig?
Gerade in den letzten Tagen machte es den Eindruck, dass der Mond wesentliche größere Dimensionen als sonst hat. Fakt ist, dass der Mond die Erde nicht in einem perfekten Kreis, sondern auf einer Ellipse umkreist. Er bewegt sich auf einer Umlaufbahn zwischen 356.000 und 406.000 Kilometern um die Erde. Der Unterschied ist also minimal und trägt deshalb kaum zu einer objektiven Vergrößerung bei.
Schuld an der Wahrnehmung, dass der Mond wesentlich größer wirkt, ist viel mehr eine optische Täuschung: Wenn wir zum Himmel schauen, vergleicht unser Gehirn den Mond mit Objekten am Horizont (Bäume, Häuser, Berge). Dadurch erscheint er größer, was aber definitiv ein Trugschluss ist.
“Der Mond ist aufgegangen”
Eines der ersten Lieder, die wir als Kinder vernommen haben, ist das vertonte Gedicht von Matthias Claudius (1740-1850):
Der Mond ist aufgegangen
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar:
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Der Mond begleitet uns quasi von Kindesbeinen an und übt eine große Faszination aus.-
In den 1980er Jahren entfachte die Tiroler Bergbauerntochter und Esoterik-Buchautorin Ursula Paungger Poppe einen riesigen Hype um den Himmelstrabanten: In den Buchhandlungen stapelten sich Mondkalender und Mondratgeber, die sogar den Haarschnitt und das Bügeln der Wäsche nach Mondphasen propagierten. Bis heute haben diese Ratgeber einen festen Platz in den Regalen der Buchgeschäfte.
Das Büchlein “Aussaattage” von Maria Thun ist seit 63(!) Jahren ein Bestseller. In ihm werden tägliche Empfehlungen für Aussaat, Pflege und Ernte im Garten, abgestimmt auf Mond- und Planetenrhythmen gegeben.
Mythen um den Blutmond
Interessant im Zusammenhang mit dem Blutmond ist ein Blick auf die vielfältigen Mythen rund um das Himmelsphänomen. In vielen Kulturen galt der Blutmond als Omen für Kriege, Krankheiten oder Katastrophen. Seine rote Farbe wurde mit Blut, Feuer und Zorn der Götter assoziiert.
In der nordischen Mythologie jagt der Wolf Sköll die Sonne und sein Bruder Hati den Mond. Eine Finsternis bedeutete, dass der Wolf den Mond kurzzeitig erwischte. In der Endzeit „Ragnarök“ würde der Mond schließlich ganz verschlungen.
Der Blutmond in der Bibel
Das Buch der Bücher widmet sich natürlich auch diesem einzigartigen Naturphänomen. So heißt es im Alten Testament im Buch Joel 3,4 (Einheitsübersetzung): „Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt.“ Der blutrote Mond ist hier ein Vorzeichen für den „Tages des Herrn“ – also des finalen Eingreifens Gottes in die Menschheitsgeschichte.
Im Neuen Testament finden sich sogar zwei Stellen, die den Blutmond thematisieren.
Petrus zitiert den Propheten Joël an Pfingsten in der Apostelgeschichte 2,19-21 (Einheitsübersetzung): „Ich werde Wunder erscheinen lassen droben am Himmel / und Zeichen unten auf der Erde:/ Blut und Feuer und qualmenden Rauch. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln / und der Mond in Blut, / ehe der Tag des Herrn kommt, / der große und herrliche Tag. Und es wird geschehen: / Jeder, der den Namen des Herrn anruft, / wird gerettet werden.“ Wieder wird der Blutmond als himmlisches Zeichen einer kommenden Wende gedeutet.
Und im Buch der Offenbarung 6,12-14 heißt es: „Und ich sah: Das Lamm öffnete das sechste Siegel. Da entstand ein gewaltiges Beben. Die Sonne wurde schwarz wie ein Trauergewand und der ganze Mond wurde wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen herab auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Früchte abwirft, wenn ein heftiger Sturm ihn schüttelt. Der Himmel verschwand wie eine Buchrolle, die man zusammenrollt, und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle weggerückt.“ Hier erscheint der Blutmond im Rahmen kosmischer Katastrophen, die das Ende der Welt einleiten.
Kommentar: Der Blutmond und das aktuelle Weltgeschehen
Blickt man auf das aktuelle Weltgeschehen und betrachtet man die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen im Licht der mythischen Deutungen, dann hat man den Eindruck, dass der Blutmond mit seinen angedichteten Untergangsszenarien etwas verspätet erscheint.
Andererseits: Sollte der Blutmond tatsächlich ein Vorbote für den bevorstehenden Showdown und das Ende der Tage sein? Also, wird dann alles noch schlimmer? Dann wäre es höchste Zeit, dass wir uns rüsten, also die Koffer packen.
Aber Gemach: Eine Halbe geht schon noch! Schließlich sind seit dem Erscheinen des Blutmondes schon zwei Tage vergangen und es ist zumindest in der Oberpfalz noch kein direktes Anzeichen von Weltuntergang zu verspüren.
Martin Stangl




