OTH Amberg-Weiden
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Bürgerversammlung zeigt Finanzdruck und Investitionen in Luhe-Wildenau

Luhe-Wildenau. In der Bürgerversammlung bilanzierte Bürgermeister Sebastian Hartl Entwicklung, Finanzen und Projekte. Geplant sind teure Wasser- und Abwasserprojekte sowie Einsparungen von 8.000 Euro durch PV-Anlagen.

Luhe-Wildenau. In der Bürgerversammlung bilanzierte Bürgermeister Sebastian Hartl Entwicklung, Finanzen und Projekte. Geplant sind teure Wasser- und Abwasserprojekte sowie Einsparungen von 8.000 Euro durch PV-Anlagen.
Foto: Walter Beyerlein

Bürgerversammlung zeigt Finanzdruck und Investitionen in Luhe-Wildenau

90 Minuten stellte Bürgermeister Sebastian Hartl in der Bürgerversammlung im Naabtalhaus detailliert die Situation des Marktes Luhe-Wildenau mit Blick auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen, die erfreuliche Akzeptanz des Gewerbegebietes „Obere Tratt“, verbunden mit einem regelrechten „täglichen Interesse“ großer Firmen, dar und berichtete weiter über die Fortführung oder den Start neuer Projekte in den Bereichen Schulen, Wasserversorgung und Abwasser. Das Marktoberhaupt verhehlte aber auch nicht, dass gerade bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer der Spruch „Wie gewonnen, so zerronnen“ im direkten Vergleich mit der zu zahlenden Kreisumlage seine volle Berechtigung habe.

Finanzen und Arbeitsmarkt im Fokus

Rund 90 Bürgerinnen und Bürger waren zur Bürgerversammlung ins Naabtalhaus gekommen. Wie üblich startete das Marktoberhaupt seinen Bericht mit einer Vielzahl statistischer Zahlen. Dazu gehörten zunächst die Präsentation des Haushaltsplanes und, fast noch wichtiger, die Zahlen des Arbeitsmarktes. So werden im Markt Luhe-Wildenau 1.643 versicherungspflichtige Arbeitsplätze angeboten, auf denen 1.264 Auspendler und 1.396 Einpendler tätig sind. Und passend dazu hat der Bürgermeister Hartl die Entwicklung der Gewerbesteuer parat, die der Marktgemeinde in diesem Jahr bislang 2,1 Millionen Euro in die Kasse gebracht hat. „Damit wurde der für uns vermeintliche Höchststand des Vorjahres übertroffen“, betont Sebastian Hartl nicht ohne Stolz.

Haushalt und mittelfristige Entwicklung

Die Zuführung vom Verwaltungshaushalt zum Vermögenshaushalt lässt die finanzielle Lage noch zu, berichtet Bürgermeister Hartl. Ab dem Haushaltsjahr 2026 und in den nachfolgenden Jahren wird diese Zuführung finanziell nicht mehr möglich sein, bremst der Bürgermeister vielleicht leicht euphorische Gedanken der Bürgerinnen und Bürger ab.

„Wir stehen mit den finanziellen Problemen nicht allein da“, macht Bürgermeister Hartl die Situation deutlich und hat dafür auch die entsprechenden Vergleiche mit anderen Kommunen parat. „Der Staat muss die Kommunen mit mehr finanziellen Mitteln ausstatten“, sieht das Marktoberhaupt eine der Möglichkeiten, den leerer werdenden Gemeindekassen entgegenzuwirken.

Baugebiete und Flächenentwicklung

Beim Blick auf die baulichen Tätigkeiten freut sich der Bürgermeister, in Oberwildenau in der Hauptstraße ein neues Baugebiet mit neun Bauplätzen anbieten zu können, und bringt dazu auch ein Bild zur möglichen Erweiterung des Baugebietes „Talblick“ in Neudorf auf die Leinwand. Auf der Leinwand sehen die Bürgerinnen und Bürger auch ein Bild des einstigen Betriebes Görner; das Grundstück gehört aktuell zur Insolvenzmasse der Firma Ziegler. Bürgermeister Hartl macht seinen Gästen aber auch deutlich, dass die Ausweisungen neuer Baugebiete der Zustimmung der Regierung der Oberpfalz bedürfen, die sich in dem entsprechenden Verfahren immer nach vorhandenen Baulücken erkundigt. „Wir haben im Markt Luhe-Wildenau 100 solcher Baulücken, die jeweiligen Grundstücke sind alle voll erschlossen“, berichtet das Marktoberhaupt.

„Bei der Wasserversorgung stehen wir mit dem Rücken zur Wand“, fasst das Marktoberhaupt die Situation zusammen. Und er macht ohne Beschönigung klar, dass der Neubau des Hochbehälters am Koppelberg und die Sanierung eines Tiefbrunnens in den nächsten Jahren mit einem geschätzten Aufwand von vier Millionen Euro nicht ohne Verbesserungsbeiträge und auch höhere Verbrauchsgebühren zu schaffen sind. So soll allein der Hochbehälter 2,3 Millionen Euro kosten, die Sanierung des Tiefbrunnens belastet die gemeindlichen Finanzen mit 1,1 Millionen Euro. Kritik lässt Bürgermeister Hartl anklingen, dass anlässlich des Baues des Hochbehälters eine naturschutzrechtlich geforderte Ausgleichsfläche anzulegen ist. Beim Blick in das zurückliegende Jahr verweist der Bürgermeister auf die zahlreichen Wasserrohrbrüche zwischen Neuersdorf und Neudorf. „Wir haben diese marode Leitung mit einem Kostenaufwand von 700.000 Euro saniert“.

VGN Nürnberg – Phase1
VGN Nürnberg – Phase1

Abwasser und Kläranlage

Foto: Walter Beyerlein

Zum absoluten Großprojekt des Marktes Luhe-Wildenau gehört die künftige Beseitigung und Behandlung des Abwassers. Dafür müssen die Steuerung der Hebewerke erneuert, der Kanal in Oberwildenau saniert und als Hauptprojekt die Kläranlage saniert werden.

Dass sich die Marktgemeinde auch um ihre jüngsten Mitbewohner bemüht, zeigen die Blicke auf die umgesetzten Arbeiten an der Grundschule und die Kinderhäuser. In der zuletzt genannten Einrichtung werden aktuell 154 Kinder betreut.

Energie: Photovoltaik und Genehmigungen

Der Markt Luhe-Wildenau hat sich aber auch selbst die Aufgabe gestellt, mit der Errichtung von PV-Anlagen auf gemeindlichen Einrichtungen die Stromkosten zu senken. So können allein in der Grundschule auf diese Weise 8.000 Euro eingespart werden. Die PV-Anlagen in der freien Natur machen Bürgermeister Hartl allerdings Probleme, weil bei Anlagen bis zu einem Abstand von 200 Metern zu einer Bundesautobahn oder einer zweigleisigen Bahnstrecke eine Baugenehmigung nicht mehr notwendig ist.

Nach 90 Minuten des bestens aufgebauten Berichtes über den Markt Luhe-Wildenau kam nur eine Wortmeldung. Ein Bürger fragte nach, ob es für die vielen Projekte im Bereich Wasser und Abwasser einen Zuschuss gebe. Hartl verwies hierzu auf die sogenannte “RZWas” (Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben) mit welcher zum Beispiel Wasserleitungen, Kanäle oder Anlagen gefördert werden. Welche Förderung im Einzelfall möglich ist, wird seitens des Marktes Luhe-Wildenau bei jedem Vorhaben geprüft. Zur Frage des Bürgers, ob auch Verbrauchsgebühren wieder einmal oder nach ein paar Jahren gesenkt werden, gab es von Bürgermeister Hartl die Aussage einer “rechnerischen Möglichkeit”, die aber wohl kaum eintreffe, weil dann andere Kostenfaktoren dazukommen würden.