OTH Amberg-Weiden
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Lange Schulwege prägten früher den Alltag in Schnaittenbach

Schnaittenbach. Früher stapften Kinder aus den Dörfern stundenlang zu Fuß durch Wald und Schnee zur Schule, in Holzpantoffeln..

Schnaittenbach. Früher stapften Kinder aus den Dörfern stundenlang zu Fuß durch Wald und Schnee zur Schule, in Holzpantoffeln..
Symbolbild: Pixabay

Lange Schulwege prägten früher den Alltag in Schnaittenbach

Gastbeitrag von: Reinhold Strobl

Heutzutage ist es ganz normal, dass die Kinder ab einer bestimmten Entfernung mit dem Bus zur Schule gefahren werden. Manche Eltern fahren ihre Kinder sogar mit dem Auto bis zum Schulhaus. Ein Zeitungsartikel berichtete vor kurzem über die Busfahrerin Janine Singer, die den Kindern die Busfahrt mit einer ansprechenden Dekoration zu Halloween, an Nikolaus und zu Weihnachten eine Freude macht. Eine tolle Sache. Dieser Artikel veranlasste mich dazu, einmal nachzuschauen, wie das eigentlich in früheren Zeiten war.

Schulwege gestern und heute in der Nordoberpfalz

Erste Hinweise auf ein Schulwesen finden sich in den beiden Stadtchroniken bereits im 16. Jahrhundert. So stiftete Hans Wilhelm Kastner 1634 in Schnaittenbach ein Haus für die Schule, das bis zur Brandkatastrophe von 1817 diesem Zweck diente. Natürlich entsprach der damalige Unterricht nicht dem, was man heute unter Unterricht und Bildung versteht. Wie war es in den heutigen Ortsteilen der beiden Kaolinstädte und in der weiteren Umgebung?

In diesem Aufsatz möchte ich nur darauf eingehen, wie die Kinder aus den kleinen Gemeinden in früheren Zeiten zum Unterricht kamen. Sie mussten zu Fuß durch den Wald und im Winter sogar durch den Schnee. Holzpantoffeln waren üblich. Halloween gab es damals noch nicht. Man fürchtete sich höchstens über irgendwelche Gestalten, die man hinter Bäumen und Büschen vermutete.

Konflikte um Schulzuweisungen im 18. und 19. Jahrhundert

In der Schnaittenbacher Stadtchronik findet sich der Hinweis, dass 1790 der katholische Pfarrer dem Landrichteramt Parkstein-Weiden meldete, dass entgegen der Verfügung die Gemeinden Holzhammer und Neuersdorf ihre Kinder nicht nach Kohlberg in die Schule schickten. Im Jahre 1820/21 trennten sich die Eltern von Neuersdorf mit ihren Kindern von der Schule Holzhammer und schickten sie zur Schule Neudorf. Da die Eltern von Holzhammer nicht in der Lage waren, einen eigenen Lehrer zu unterhalten, der Weg zu anderen Schulen aber zu weit war, hatten die Kinder in Holzhammer nur die Möglichkeit, die Schule in Neuersdorf zu besuchen. Aus der Chronik geht hervor, dass die dortige Schule nicht in der Lage war, mehr Schüler aufzunehmen. Deshalb wurden die Kinder dort zurückgewiesen, und die Eltern wollten nun mit denen von Holzhammer ihre eigene Schule wie bisher unterhalten.

Schulinspektor Rogenhofer schlug nun den Eltern der beiden Orte vor, gemeinschaftlich ein Schulzimmer und eine Kammer für den Lehrer zu stellen und Voraussetzungen für den Lebensunterhalt des Lehrers zu schaffen, hatte aber keinen Erfolg, weil, wie der Abgeordnete Pösel von Holzhammer sagte, die Gemeinden zu arm seien und die Erhaltung der Schule „in ihrem alten Status quo“, das heißt als Winkelschule, belassen würden. Am 5. März 1822 stellte der Lokalschulinspektor fest: „Die Lage von Holzhammer, welches aus 16 Häusern und 13 Familien besteht, ist so entlegen, dass die nächsten Schulen immer eine Stunde entfernt sind.“ Da die Suche nach geeigneten Schulräumen ergebnislos verlaufen war, entschlossen sich 1838 die Katholiken von Holzhammer und Neuersdorf, ihre Kinder nach Kohlberg in die Schule zu schicken.

Eigene Schule in Holzhammer – beengte Verhältnisse

1840 schließlich hatte Holzhammer endlich seine Schule: Nach der Schulstatistik waren die Kinder der Protestanten nach Kohlberg eingeschult. Die Feiertagsschüler und Schülerinnen gingen ebenfalls nach Kohlberg in die Christenlehre und Feiertagsschule, die wegen Platzmangels abwechselnd mit den Knaben und Mädchen gehalten werden musste. Holzhammer hatte zwar eine Schule, es fehlten jedoch Schulbänke und Buben und Mädchen saßen in drangvoller Enge zusammen. Der Unterricht fand turnusweise in Bauernhäusern statt.

Zoigltermine
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Harter Winter 1963 und weitere Herausforderungen

Hans Bäumler (Wernberg) berichtete, dass es auch in der neueren Zeit immer wieder schwierige Verhältnisse für die Schulkinder gab, so zum Beispiel in den Jahren 1928 oder im Januar 1963. Um den 20. Januar 1963 war ein so harter Winter, dass der Verkehr auf den Bundes- und Staatsstraßen auf vielen Strecken infolge von Schneeverwehungen unmöglich wurde. Ganze Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten. Die Folge war auch, dass viele Gotteshäuser am Sonntag nur schwachen Besuch hatten. An den Volksschulen vermisste man am Samstag viele Kinder. Die Wege von den Dörfern zu den Kirchen und Schulorten waren meterhoch zugeweht. Bei Schnaittenbach wäre ein Kind fast erfroren. Vergeblich kämpfte es gegen den starken Schneewind an. Nur der Zufall rettete es.

Auch Hans Bäumler (Wernberg) erwähnt in seiner Chronik, dass der Schulweg für die Kinder nicht immer leicht und ungefährlich gewesen war. Durch den großen Einzugsbereich der Pfarrei Neunaigen und damit auch des Schulsprengels hatten die Schüler weite Wege zu gehen. Auch er berichtet von einer Stunde Schulweg, zum Beispiel für die Kinder von Schiltern (jeweils Hin- und Rückweg), zur Schule nach Wernberg.

Weite Schulwege bis in die 1960er-Jahre

Einen Schulweg von zwei bis drei Kilometern, so Bäumler, hatten die Schüler von Friedersdorf und Döllnitz nach Saltendorf. Sie kamen oft beim winterlichen Schneetreiben total durchnässt in der Schule an. Deshalb gingen bei besonders schwierigen Witterungsverhältnissen Eltern einen Teil der Strecke mit. Zeitweise hatte man in Saltendorf (aber wohl nicht nur dort) im Winter sogar Angst um die Kinder, als sich vermehrt in den Wäldern Wölfe herumtrieben.

Bis zum Jahr 1966 mussten die Krondorfer Kinder bei Wind und Wetter zu Fuß zur Schule in den nächsten größeren Ort nach Gebenbach gehen. Früher wurden die Schulkinder von Steiningloh in Ursulapoppenricht (Pfarrei) unterrichtet. Die Kinder von Burgstall mussten zwei Kilometer zu Fuß in die Schule nach Gebenbach gehen, die Kinder von Kindlas nach Ehenfeld, und die Schule für die Kinder aus Weiher lag bis 1945 in Pursruck.