Genusspunkte
Genusspunkte

Reinhold Messner in Weiden – die Legende zum letzten Mal live erleben

Weiden. Zum letzten Mal geht Reinhold Messner auf große WELT & WIR-Tournee. In seinem Vortrag „Über Leben“ erzählt er exklusiv und ungeschminkt über die Essenz seiner Lebenserfahrung – über Mut, Leidenschaft und Verantwortung. Der mittlerweile 80-Jährige behandelt zentrale Kapitel seines Lebens – von Heimat bis Tod.

Reinhold Messner in Weiden – die Legende zum letzten Mal live erleben

Foto: Reinhold Messner
Foto: Reinhold Messner

Reinhold Messner bezwang als erster Mensch den Mount Everest ohne Sauerstoff, bestieg alle 14 Achttausender und stand auf den Seven Summits sowie über 3.500 weiteren Gipfeln. Außerdem durchquerte er zu Fuß die größten Eis- und Sandwüsten der Erde – kaum jemand ist seinem Limit so oft begegnet wie er. Mit beeindruckender Präsenz berichtet Messner von spektakulären und oft gefahrvollen Abenteuern auf den höchsten Bergen der Erde – und zieht dabei eine zutiefst persönliche Bilanz.

Immer, wenn es in meinem Leben besonders schwierig wurde, bin ich noch einen Schritt weiter gegangen, als ich es ohne Widerstände und Probleme getan hätte.

Reinhold Messner

Der bekannteste Bergsteiger der Welt

Messner hat gemeinsam mit Peter Habeler 1978 als Erster den Gipfel des Mount Everest ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff erreicht und stand als erster Mensch auf den Gipfeln aller vierzehn Achttausender. Ebenfalls als Erster hat er einen Achttausender im Alleingang bestiegen (Nanga Parbat 1978) und war zwei Jahre später erneut der Erste, der den Mount Everest, den höchsten Gipfel der Welt ohne Flaschensauerstoff und im Alleingang erreichte. Er durchquerte die Antarktis (1989/1990 mit Arved Fuchs), Grönland (1993) und die Wüste Gobi (2004).

Seine unzähligen Buchveröffentlichungen wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Reinhold Messner ist aber nicht nur Bergsteiger, sondern eine der bekanntesten Persönlichkeiten unserer Zeit. Er ist Museumsbetreiber, Filmemacher, Bergbauer, Schriftsteller und war als aktiver Politiker für die Grünen im EU-Parlament.

Termin & Tickets

Termin: Dienstag, 18. November 2025, 19.30 Uhr

Ort: Max-Reger-Halle, Weiden

Infos und Tickets: auf weltundwir.com

Erleben Sie den Menschen und Grenzgänger Reinhold Messner hautnah – ein einmaliger Abend mit einer lebenden Legende.

Reinhold Messner im Interview

Interview geführt von Annette Clauss / Daniel Snaider

Herr Messner, hätten Sie gedacht, dass Sie so alt werden?

Reinhold Messner: Nein, ich habe in meiner starken Zeit gedacht, wenn ich 40 werde, wäre das ein Glück. Über die 40 Jahre hinaus habe ich lange Zeit nicht gedacht und damals auch in keine Pensionskasse eingezahlt. Aber inzwischen bin ich ein braver Bürger geworden, der ab und zu ein kleines Abenteuer wagt.

Grammer Solar
Grammer Solar

Sie im September 2024 hatten Sie Ihren 80. Geburtstag. Was haben Sie sich zu diesem runden Geburtstag gewünscht? Welche Ziele und Träume haben Sie?

Zuerst gilt es gesund zu bleiben. Dann meine jetzigen Projekte abzuschließen und Zeit für meine Frau zu finden. Was braucht ein Abenteurer, um alt zu werden? Ich habe viel Glück gehabt, das spielt auf jeden Fall eine Rolle. Andere hatten weniger Glück. Aber ich gehe auch nur dann los, wenn ich sehr gut vorbereitet bin. Denn ich bin ein sehr vorsichtiger Mensch, das glaubt zwar niemand, aber das ist so. Trotzdem bleibt natürlich immer ein Restrisiko.

Mit Blick auf Ihr abenteuerliches Leben und die damit verbundenen Risiken grenzt es für einen Normalsterblichen fast an ein Wunder, dass Sie Ihren 80. Geburtstag feiern konnten. Wie sind Sie ein Meister darin geworden, nicht umzukommen?

Welche Rolle spielt letztlich auch das Glück? Auch Glück hatte ich, nicht oft, öfters musste ich mich Widerständen entgegensetzen. Ausdauer war die Basis dafür.

Aber da gab es doch folgendes Ereignis: Bei der Besteigung des Mount Everest im August 1980 sind Sie in eine Gletscherspalte geraten und haben sich geschworen: Wenn ich wieder rauskomme, kehre ich um. Sie sind herausgekommen – und weiter gen Gipfel gestiegen. Warum?

Weil die Motivation in diesem Moment viel stärker war, als die Verzweiflungsentscheidung da unten in der Gletscherspalte.

Der 20. August 1980 war ein ganz besonderer Tag für Sie. Legen Sie an solchen Tagen eine Gedenkminute ein?

Nein. Ich lebe im Hier und Jetzt. Vergangenes ist vergangen. Es gehört aber natürlich zu meiner Biografie, auch das ein oder andere Negative.

Verraten Sie uns Ihre größte Schwäche?

Ich habe jede Menge Schwächen. Zum Beispiel bin ich sehr fokussiert auf neue Ziele und Herausforderungen. Dadurch haben es die Mitmenschen um mich herum manchmal nicht einfach.

Welcher ist für Sie der größere Glücksmoment: wenn Sie den Gipfel erreicht haben, oder wenn Sie wieder heil im Tal sind?

Wenn ich heil zurück im Tal und in Sicherheit bin. Wir Menschen brauchen Sicherheit, das war schon immer so. Aber die meisten Staaten sind nicht mehr in der Lage, ihren Bürgern Sicherheit zu geben. Wir sind derzeit in einer unguten Lage auf dieser Welt, es gibt Spannungen wie selten zuvor. Und wir Europäer wissen nicht, wohin wir uns orientieren sollen. Alles driftet auseinander.

Was halten Sie davon, dass es in den Bergen immer mehr Tourismus gibt?

In den wirklichen Bergen gibt es weniger Tourismus als früher. Die meisten Kletterer sind heute in der Halle. Es gibt zwar viel mehr Wanderer als früher, aber die machen nichts kaputt. Die Alpen gehen nicht kaputt wegen der Wanderer, sondern weil es in den großen Ballungszentren viel Verkehr und Energieverbrauch gibt. Und wenn behauptet wird, die Alpen seien überlaufen, dann sage ich: das ist nur an wenigen Stellen so, 99 Prozent der Alpen sind kaum überlaufen. Ich treffe nie jemanden, wenn ich auf den Berg gehe.

Was denken Sie darüber, dass eher ungeübte Bergwanderer inzwischen die höchsten Gipfel ansteuern?

Der Mount Everest wird jedes Jahr präpariert für den Massentourismus. Da gehen 150 Sherpa hin und bauen eine Piste, sonst würden die Leute gar nicht hochkommen. Und in jedem Lager gibt es einen Koch. Ich beschreibe lediglich wie die Situation ist, ich bewerte sie nicht. Für alle Aktivitäten am wilden Berg gilt: wir gehen da hin, wo der Mensch nicht hingehört. Die Natur ist dort die Gesetzgeberin und die ist erbarmungslos.

Gibt es einen Berg, der Sie besonders geprägt hat?

Ja, der Nanga Parbat. Er hat mir beigebracht, wie Mensch und Bergnatur funktionieren. Bergsteiger sind keine besseren Menschen, sondern ganz normale Menschen.

Sie sind auch als Motivationstrainer aktiv. Was möchten Sie da Ihren Mitmenschen vermitteln?

In meinen Vorträgen über Risikomanagement und Motivation geht es um die Auseinandersetzung mit einer anderen Welt. Ich erkläre da Leuten auch wie Erfolgsmodelle funktionieren. Es gab zu meiner Zeit sicher Alpinisten, die besser waren als ich und gute Ideen hatten, aber sie haben es am Ende nicht gewagt, sondern gezögert und gezögert – und am Ende sind sie nicht losgegangen. Ich habe die Gabe, es zu wagen. Natürlich nur gut vorbereitet und körperlich trainiert. Man muss alle Schritte zum Losgehen vorbereiten, seine Ängste minimieren und dann den ersten Schritt machen. Dann schrumpfen die Ängste und sollte es einen Vorfall geben, dann kann man ja immer noch umkehren.

Herr Messner, welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Bei Fragen, die die Zukunft betreffen, bin ich ziemlich zugeknöpft. Wenn ich Projekte plane, will ich nicht zu früh zu viel verraten, sonst verliert die Idee an Kraft. Was ich voraussehe, ist nur eine Anfangsidee, ich bin jemand der Stückchen für Stückchen plant. Aus einer Kopfgeburt wird langsam etwas Konkretes. Das schenkt mir gelingendes Leben.

Mögen Sie das Meer?

Ich bin ab und zu dort gewesen, aber es ist nicht meine Welt.

Könnten Sie heute noch einen 8000er besteigen?

Wenn ich den Normalweg nehme, könnte ich ohne weiteres den Everest besteigen – mit Sauerstoffgeräten, auf einer Piste, wenn vorn einer zieht und hinten zwei schieben, würde ich da sicherlich noch hinaufkommen. Aber das wäre mir dann doch zu peinlich (lacht).

Was würde der 80jährige dem 30jährigen Reinhold Messner mit auf den Weg geben?

Suche deinen Weg – folge deiner Begeisterung – und lass dich nicht beirren. Neugierde gibt die Richtung vor.