OTH Amberg-Weiden
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Verschwörungsglaube und Esoterik bedrohen Demokratie in Weiden

Weiden. Dr. Matthias Pöhlmann zeigte in einem Vortrag, wie Verschwörungsglaube und Esoterik als Zwillingspaar wirken und die Demokratie bedrohen. Eingeladen hatten der Freundeskreis Weiden der Akademie Tutzing und die vhs.

Weiden. Dr. Matthias Pöhlmann zeigte in einem Vortrag, wie Verschwörungsglaube und Esoterik als Zwillingspaar wirken und die Demokratie bedrohen. Eingeladen hatten der Freundeskreis Weiden der Akademie Tutzing und die vhs.
(von links) Tutzing-Freunde-Sprecher Dr. Ehrenfried Lachmann, Referent Dr. Matthias Pöhlmann, VHS-Bereichsleiter Harald Krämer und Matthias Langer vom Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Foto: Siegfried Bühner

Verschwörungsglaube und Esoterik bedrohen Demokratie in Weiden

Der Freundeskreis Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing hat zusammen mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der vhs Weiden-Neustadt zu einem Vortrag mit dem Theologen und Religionspublizisten Dr. Matthias Pöhlmann eingeladen. Er sprach zum Thema “Allianz des Misstrauens. Verschwörungsglaube und Antisemitismus in den Medien” und legte den Fokus nicht auf die öffentlich-rechtlichen Angebote, sondern auf Internetmedien, Privatsender und weitere Publikationen.

Verbindung von Esoterik und Verschwörungsglauben

Der Experte für Sekten und Weltanschauungsfragen der evangelischen Kirche stellte die Kernaussage klar heraus: “Verschwörungsglaube und Esoterik bilden ein Zwillingspaar”. Er führte beide Felder aus, zeigte ihre Schnittmengen und betonte: “Esoterik wirkt als Türöffner für den Verschwörungsglauben”.

Der Theologe ordnete Verschwörungserzählungen als “Allianz des Misstrauens gegen alles Herkömmliche” ein. Er sah keine klare Trennlinie zum Antisemitismus und machte deutlich, dass diese Dynamik die Demokratie bedroht, weil sie das öffentlich-rechtliche Rundfunkwesen, die herrschende Wissenschaft, das Bildungsmonopol des Staates sowie vermeintliche “Eliten der Finanz- und Pharmalobby” grundsätzlich infrage stellt.

Misstrauen, Medien und Antisemitismus

Zum Funktionsmodus solcher Erzählungen sagte er, sie unterstellten “dass die Regierenden die Bevölkerung in Angst versetzen wollen um sie leichter manipulieren zu können”. Der Verschwörungsglaube erfülle dabei “ersatzreligiöse Funktionen” und trete in Krisenzeiten verstärkt auf.

Untersuchungen zeigten nach seinen Ausführungen, dass Anhänger der Esoterik eine “verstärkte Offenheit für Verschwörungsmythen zeigen”. Sie bezögen sich häufig auf “höhere Erkenntnisformen oder eine Erleuchtungserfahrung oder ein Überwissen”, weshalb sachliche Debatten kaum möglich seien. Eine “rechte Esoterik” sei zudem netzwerkartig mit autoritären, antiwissenschaftlichen und antidemokratischen Einstellungen verbunden und verbreite oft Feindbilder.

Er belegte diese Verbindung mit zahlreichen Beispielen, darunter Fotos der Demonstration “München steht auf” mit einer Russland-Flagge und Plakaten gegen “zwangsfinanziertes Fernsehen”. Er erwähnte Medien wie Kla.TV und Kanal AUF1 sowie die QAnonBewegung. Er stellte den “Anastasia-Mythos” aus den Büchern von Wladimir Megre vor, der naturverbundene Familienlandsitze mit antisemitischem und antidemokratischem Gedankengut verknüpfe, und nannte Namen wie Peter Fitzek, Heinrich XIII. Prinz Reuß, Jan van Helsing, Erich Hambach, Jo Conrad, Eva Hermann und Ivo Sasek, die er dem Umfeld von rechter Esoterik, Verschwörungsglauben oder Rechtsextremismus zuordnete.

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Organisatoren in Weiden

Beim Termin begleiteten Tutzing-Freunde-Sprecher Dr. Ehrenfried Lachmann, vhs-Bereichsleiter Harald Krämer und Matthias Langer vom Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit den Referenten. Der Theologe empfahl, die Demokratie mit zusätzlichen Maßnahmen zu stärken, um der weiteren Verbreitung entsprechender Inhalte vorzubeugen.