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Auf den Spuren der Frauenkongregation von 1918

Kirchenpingarten. Die Marianischen Jungfrauenkongregation spielte eine wichtige Rolle in Kirchenpingarten, ist heute jedoch in Vergessenheit geraten. Ihre Fahne und die Gründung im Jahr 1918 durch Pfarrer Greisinger sind historisch bedeutsam.

Auf den Spuren der Frauenkongregation von 1918

Fahnenweihe der Marianischen Jungfrauenkongregation am 8. September 1918. 65 Jungfrauen in Festkleidung stellten sich stolz dem Fotografen. Vorne in der Mitte Pfarrer Franz Seraph Perlinger (mit Hut). Die Vereinsfahne war ein Symbol der Gemeinschaft, das alle Feste und Feiern des Ortes und der Pfarrgemeinde begleitete. Es war aber auch die Fahne, mit der Vereinsmitglieder in Trauer und Anteilnahme Verstorbener das letzte Geleit gaben. Bild: Wolfgang Hübner
Bild: Wolfgang Hübner

Marianische Männerkongregationen sind allgemein bekannt. Nicht so sehr die Marianischen Jungfrauenkongregationen, wie es einst eine in der Pfarrei Kirchenpingarten gegeben hat. Diese aber ist heute nahezu gänzlich in Vergessenheit geraten. Auch deren Fahne, das Schmuckstück des Vereins, ist nicht mehr auffindbar. Für den Heimatforscher Werner Veigl Grund genug, sich auf ihre Spurensuche zu begeben.

Marianische Jungfrauenkongregationen: Ein vergessenes Kapitel

Vor allem auch, weil die Marianische Jungfrauenkongregation zum einen in der Pfarrei Kirchenpingarten eine bedeutende Rolle im religiösen und gesellschaftlichen Leben sowie in Sachen Volksfrömmigkeit spielte, so der 77-Jährige. Zum anderen: Am 8. September 2018 jährte sich zum 100. Mal die Fahnenweihe dieses Vereins. Es war das Kriegsjahr 1918, als sich Frauen fanden, um eine Jungfrauenkongregation zu gründen. Pfarrer Johann Baptist Greisinger unterstützte die Initiative und beantragte die kirchenrechtliche Errichtung einer Jungfrauenkongregation durch den Bischof von Regensburg.

Drei Urkunden hat Veigl über diesen kirchenrechtlich nicht unbedeutenden Akt im Pfarrarchiv gefunden. Darunter die Errichtungs- und Aggregationsurkunde. Am 29. April 1918 erbat Pfarrer Greisinger die schriftliche Genehmigung Oberhirten, da sich “aus freiem Antriebe eine erhebliche Anzahl Jungfrauen, nämlich 50, zusammengescharrt” hatten zur Gründung einer Marianischen Jungfrauenkongregation. Zudem würden sich noch viele weitere Mitglieder finden.

Die Aufnahme war nämlich bereits mit 15 Jahren nach einer dreimonatigen Probezeit möglich. Gut eine Woche später waren es dann bereits 60 Mitglieder, wie aus den Lokalstatuten vom 8. Mai 1918 hervorgeht. Auch die Heimkehr der Soldaten aus dem Kriege spreche dafür, so der seinerzeitige Geistliche. Im Laufe der kommenden Monate und Jahre entwickelte sich ein blühendes Vereinsleben. Vier Monate später zur Fahnenweihe konnte der Verein 65 Mitglieder verzeichnen.

Die Rolle und Ziele der Kongregation

Die Vereinigung verfolgte von kirchlicher Seite das Ziel, die katholische Jugend an die kirchliche Gemeinschaft zu binden. Die Kongregation hatte außerdem den Zweck, die weibliche Jugend durch den besonderen Schutz der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria vor den Gefahren der Seele zu retten und namentlich dazu anzuhalten, dass sie im ehelosen Stand die Unschuld bewahren und falls sie Gott zum Ehestand beruft, diesen rein ehrbar antrete.

Gemäß den Lokalstatuten vom 8. Mai 1918 diente als Kongregationskirche die Pfarrkirche in Kirchenpingarten, als Kongregationsaltar der rechte Seitenaltar (Marienaltar). Versammlungen hatten allmonatlich am ersten Sonntag im Monat mit Gebet, geistlichen Lesungen und religiösen Vorträgen stattzufinden. Die Mitglieder hatten alljährlich mit Zweig und Kränzlein an der Flurprozession am Pfingstmontag und an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen. Ebenso an den Beerdigungsfeierlichkeiten beim Ableben eines Mitgliedes.

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Unterstützung und karitative Arbeit der Kongregation

In den Lokalstatuten vom 8. Mai 1918 ist zusätzlich die Einführung und Unterhaltung der ambulanten Krankenpflege in der Pfarrei Kirchenpingarten als Nebenzweck verfügt. Finanziert wurde sie durch Ansammlung eines Fonds und gesammelte freiwillige Gaben. Dafür wie zur Bestreitung der Auslagen und zur Erreichung sonstiger karitativer Zwecke hatten die Mitglieder allmonatlich ein Opfer von mindestens zehn Pfennig beizutragen. Zudem wurden freiwillige Gaben gesammelt. Hintergrund war vor allem, dass die allgemeine Not nicht mit dem Schweigen der Geschütze an den Fronten im November 1918 endete. Die heimgekehrten Kriegsversehrten stellten die Familien allerorts vor neue Probleme. Durch praktische und unkomplizierte Hilfe wurde durch die Jungfrauenkongregation versucht, die Not vor Ort zu lindern.

Wie Veigl in den Pfarrakten belegt fand, wurde die vorgenannte Satzung schließlich oberhirtlich am 21. Mai 1918 genehmigt. Am 18. Juli 1918 verfügte der Regensburger Bischof Antonius von Henle die kanonische Errichtung der Jungfrauenkongregation in der Pfarrei Kirchenpingarten. Die Approbation erfolgte durch die römische Hauptkongregation am 18. Oktober desselben Jahres.

Im August 1918 bat Pfarrer Perlinger das Bischöfliche Ordinariat um die Erlaubnis zur Weihe einer neuen Fahne der Marianischen Jungfrauenkongregation. Noch im selben Monat, am 13. August, wurde seine Bitte oberhirtlich genehmigt. Das Fest der Fahnenweihe am 18. September 1918 war sicherlich ein markanter Höhepunkt des noch jungen Vereins. Über die Kosten der Fahne und den Ablauf der Fahnenweihe findet sich in den Quellen nichts mehr, bedauert Veigl. Die Jungfrauenkongregation tritt quellenmäßig erst wieder im Jahr 1927 in Erscheinung. Am 14. Juli feierte Johann Baptist Hann in Haidenaab seine Primiz. An dieser Feier nahm auch die Jungfrauenkongregation aus Kirchenpingarten mit Fahnenabordnung teil. Im Dritten Reich verliert sich schließlich ihre Spur.

Hintergrundinformation

Die Marianische Kongregation ist eine vom Jesuitenpater Jean Leunis SJ
im Jahre 1563 errichtete kirchliche Vereinigung, die 1584 von Papst Gregor
XIII. mit der Bulle Omnipotentis Dei bestätigt wurde.