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Der Zehentkasten in Grafenwöhr – ein Haus mit und für Geschichte

Grafenwöhr. Zentral in der Stadt liegt das Kastenhaus. Es beherbergt und zeigt mit dem Museum die Geschichte Grafenwöhrs. Gleichzeitig ist das Gebäude aber auch selbst ein Stück Geschichte.

Der Zehentkasten in Grafenwöhr – ein Haus mit und für Geschichte

Majestätisch thront das Kastenhaus am Rande des Stadtparks. Foto: Stefan Neidl

Das bekannte Kastenhaus liegt idyllisch im Zentrum von Grafenwöhr – umgeben von den engen Altstadtgassen der Martin-Poser-Straße und der Pflegeamtsgasse im Norden, der historisch wichtigen Unteren Torstraße im Osten, vom Stadtpark und Stadtweiher im Süden und der Neuen Amberger Straße als Hauptstraße von Grafenwöhr im Westen.

Der Zehentkasten ist mit fast 500 Jahren neben dem Rathaus von 1462, der Alten Pfarrkirche um 1400 und den Überbleibseln der Stadtmauern eines der vier ältesten Bauwerke von Grafenwöhr. Heute beherbergt er das Kulturmuseum. Darum hat sich der Heimatverein auch dafür entschieden, ihn zum Mittelpunkt am „Tag des offenen Denkmals“ zu machen. Der Aktionstag wird seit 1993 regelmäßig am zweiten Sonntag im September abgehalten, mit dem Ziel, die Bedeutung des baukulturellen Erbes erlebbar zu machen.

Geschichte in alten Dokumenten versteckt

Das Kastenhaus und der Innenhof haben viele Jahrhunderte der Grafenwöhrer Geschichte miterlebt. Foto: Stefan Neidl

Drei Geschosse, ein Dachboden, zwei Spitzböden sowie ein Toranbau als Getreidespeicher – der wurde für die Lagerung der Steuereinnahmen des Pflegeamts genutzt. Das sind die baulichen Eckdaten des Kastenhauses in Kurzform. Aber dahinter steckt natürlich viel mehr Geschichte.

Heimatvereinsvorsitzende Angela Biersack erklärt Entdeckungen aus alten Dokumenten: „Hans Pfeimbder war der Pfleger von Grafenwöhr und stellt 1527 an Herzog Friedrich den Antrag auf Überlassung eines verfallenen Hauses mit Hof und Garten, um dort ein Wohnhaus mit für sich und seine Frau zu errichten.“ Das Paar blieb kinderlos und nach ihrem Tod fiel der Besitz an den Fürsten zurück. Bis ins 18. Jahrhundert nutzte es das Pflegeamt als Getreidespeicher. Im Erdgeschoss wohnte der Gerichtsdiener und später dem Amtsschreiber. Im „Bärenloch“ wurden Verurteilte und Steuerschuldner eingesperrt.

Besetzt, beschädigt, verkauft

Während des österreichischen Erbfolgekriegs besetzte im Jahr 1744 die Österreicher Grafenwöhr und errichteten Proviantbacköfen und Mehl- und Brotkammern am Kastenhaus. Ein Blitzeinschlag beschädigte 1760 das Dach und sorgte für durchnässte Böden und zerstörtes Getreide.

1810 wurde das Kastenhaus an die Familie Thoma und 1815 an die Familie Kneidl verkauft. 1938 erwarb die Stadt das Haus wieder und richtete einen Treffpunkt für die Hitlerjugend ein. Während der letzten Kriegsmonate zog auch die Schule dort ein. In der Nachkriegszeit diente es Flüchtlingen und Ausgebombten als Notunterkunft.

OTH Amberg-Weiden
OTH Amberg-Weiden
Wilhelm Gottschalk (links) führte viele Geschichtsinteressierte durch viele Epochen der Grafenwöhrer Geschichte. Foto: Stefan Neidl

Heimatverein übernimmt Verantwortung

Seit 1952 nutzt der Heimatverein das Gebäude und eröffnete 1956 das Museum. Eine Renovierung von 1990 bis 1992 machte das Kastenhaus zukunftsfähig. Der Heimatverein zeigt immer wieder Ausstellungen und hält sein beliebtes Backofenfest im Innenhof ab. Eine Sonderausstellung hat jetzt das Thema „30 Jahre Abbruch der Löwenbrauerei“ zum Thema.

Wilhelm Gottschalk führte zahlreiche Besucher durch die Stockwerke und berichtete von der Grafenwöhrer Geschichte, Anekdoten und Legenden, die sich um Stadt und Kastenhaus drehen. 

Seit 78 Jahren prägt der amerikanische Einfluss das Geschehen in der Stadt. Foto: Stefan Neidl