OVIGO zeigt SAD-88 erneut im Metropol Schwandorf

Schwandorf. Das OVIGO Theater zeigt „SAD-88“ im Metropol und erinnert an den rechtsradikalen Brandanschlag von 1988 im Habermeierhaus; berührende Stille, großer Applaus. Weitere Termine am 28. Dezember um 17 Uhr und 20 Uhr.

Schwandorf. Das OVIGO Theater zeigt „SAD-88“ im Metropol und erinnert an den rechtsradikalen Brandanschlag von 1988 im Habermeierhaus; berührende Stille, großer Applaus. Weitere Termine am 28. Dezember um 17 Uhr und 20 Uhr.
Anna Maria Sturm, Lisamarie Berger, Daniel Adler, Florian Wein (von links). Foto: Cora Wein / OVIGO Theater

OVIGO zeigt SAD-88 erneut im Metropol Schwandorf

Die Besucher waren sich einig: Die Vorstellungen von „SAD-88“ am vergangenen Wochenende im Metropol Schwandorf waren tief beeindruckend. Nach jeweils einer langen Schweigeminute, nachdem die Schauspieler von der Bühne gegangen waren und den vier Opfern den Raum gegeben hatten, brandete großer Applaus auf. Es war der Lohn für die erfolgreiche Umsetzung des schweren Stoffes, den das OVIGO Theater mittlerweile an mehreren Spielorten gezeigt hat.

Am Wochenende kam man mit dem Stück an den Tatort. Der rechtsradikale Anschlag, um den es inhaltlich ging, ereignete sich im benachbarten Habermeierhaus. Blickte man während der Vorstellung aus den Fenstern, konnte man den Ort sehen, an dem sich der Täter einst Zutritt zum Treppenhaus verschaffte und Pappkartons anzündete, die ein Feuer entfachten, in dem vier Menschen ihr Leben ließen.

Sämtliche Aufführungen waren bislang ausverkauft. Auch an diversen Schulen sind die Theatermacher laufend zu Gast. „SAD-88“ wurde eine multimediale Szenen-Collage, bei der es nicht nur um den rechtsradikalen Brandanschlag auf das Schwandorfer Habermeierhaus am 17. Dezember 1988 geht. Der stadtbekannte Neonazi und Berufsschüler Josef S. steckte damals das Haus in Brand und verschuldete damit den Tod von vier Menschen: Osman Can (50), Fatma Can (43), Mehmet Can (12), Jürgen Hübener (47). Vor Gericht lieferte er den Grund: Er hasste Ausländer.

OVIGO Theater erinnert an Brandanschlag von 1988

Lange Zeit tat man sich in der Stadt und der Region schwer, mit dem Geschehenen umzugehen und es aufzuarbeiten. „‚SAD-88‘ soll einen Beitrag leisten“, so Autor und Regisseur Florian Wein, der die verschiedenen Szenen zusammengesetzt hat. „So etwas darf nicht wieder passieren. Wir möchten gedenken, erinnern und mahnen. In unserem derzeitigen gesellschaftlichen Klima ist dies wichtiger denn je.“ Das Stück wurde am Jahrestag des Anschlags – am 17. Dezember 2024 – uraufgeführt.

Mit Leyla Kellecioglu war auch eine Hinterbliebene der Opfer vor Ort. Sie verlor beim Brandanschlag ihre Eltern und ihren zwölfjährigen Bruder. Unter Tränen dankte sie dem OVIGO Theater nach der Vorstellung für die Bühnenumsetzung des Themas. Dabei wird auch der Bogen zu heute gespannt und bedenkliche Entwicklungen nicht nur in Deutschland aufgezeigt. „Es hört einfach nicht auf“ ist ein Satz, der im Stück immer wieder zu hören ist.

Zeitzeugen und Politik kommen zu Wort

„Das Publikum darf nicht gleichgültig wieder nach Hause geschickt werden“, so Florian Wein, der auch selbst eine der vier Schauspiel-Parts übernommen hat. In „SAD-88“ kommen zahlreiche Stimmen aus Politik und Gesellschaft zu Wort. Dazu zählen neben den Hinterbliebenen und Überlebenden auch Politiker wie Franz Schindler, Michael Kaplitz oder Irene Maria Sturm, die jahrelang für ein angemessenes Gedenken gekämpft hat, damalige Feuerwehrleute, Ersthelfer oder der damalige Berufsschullehrer des Täters, Günter Kohl. Bei den Vorstellungen im Metropol waren auch Schwandorfs Landrat Thomas Ebeling und der Landtagsabgeordnete Martin Scharf zu Gast.

OTH Amberg-Weiden
OTH Amberg-Weiden

Starpower und weitere Termine im Metropol Schwandorf

Als besonderen Coup hat das OVIGO Theater die bekannte Film- und TV-Schauspielerin Anna Maria Sturm für die Produktion gewonnen, die als Tochter von Irene Maria Sturm eh schon einen besonderen Bezug zur Thematik hat. „Ähnlich war es für sie auch schon im Film ‚Wackersdorf‘“, erzählt Florian Wein.

Die 42-Jährige hatte ihren Durchbruch mit den erfolgreichen Kinofilmen „Beste Zeit“ (2007), „Beste Gegend“ (2008) und „Beste Chance“ (2014) von Marcus H. Rosenmüller. Sturm spielte außerdem an der Seite von Matthias Brandt in der Krimireihe „Polizeiruf 110“ sowie eine Hauptrolle in der „Tatort“-Folge „Nie wieder frei sein“. Als weitere Schauspieler sind in „SAD-88“ neben Sturm und Wein Lisamarie Berger und Daniel Adler zu sehen.

Karten sichern

Die OVIGOs kommen mit „SAD-88“ ein weiteres Mal ins Metropol Schwandorf zurück. Für die Aufführungen am 28. Dezember (17 und 20 Uhr) gibt es noch wenige Restkarten, die für 17,50 € (ermäßigt 12 €) über die bekannten Vorverkaufsstellen zu bekommen sind.