Schlager, Chansons und Sprechchöre beim Schlosskonzert mit Vicky Leandros

Schlager, Chansons und Sprechchöre beim Schlosskonzert mit Vicky Leandros

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Es sollte ein glanzvoller Sommerabend ganz im Zeichen der Musik werden. Und das wurde er auch. Zumindest im Innenhof von Schloss St. Emmeram, wo Vicky Leandros am Montagabend im Rahmen ihrer Abschiedstournee auftrat. Die Vorfreude war groß. Auch beim Neustädter Landrat Andreas Meier. Er war nur einer von vielen Besuchern aus der Nordoberpfalz. Meier war gekommen, um an seine Kindheit erinnert zu werden. “Aus Nostalgiegründen”, wie er im Vorbeigehen sagte. Auch der Landrat dürfte von den Rahmenbedingungen des Konzerts einiges mitbekommen haben.

Stimmgewaltig mit einer Botschaft

Die Grande Dame des deutschen Schlagers präsentierte sich in Bestform. Charmant, stimmgewaltig und mit einer Botschaft, die in der aktuellen gesellschaftlichen Situation kaum klarer sein könnte: Für Toleranz, Menschlichkeit und kulturelle Vielfalt.

Traumhafte Open-Air-Atmosphäre

Doch während im Innenhof rund 3.000 Fans bei angenehmen Temperaturen und in traumhafter Open-Air-Atmosphäre Klassiker wie „Après toi“, „Theo, wir fahr’n nach Lodz“ und „Ich hab’ die Liebe geseh’n“ lauschten und mit Ovationen feierten, sorgte draußen ein politischer Protest für Aufsehen. Mehrere hundert Demonstranten aus dem linken Spektrum hatten sich vor dem Schlosstor versammelt. Der Grund: Gerüchte, wonach die AfD-Vorsitzende Alice Weidel während der Schlossfestspiele bei Fürstin Gloria von Thurn und Taxis zu Gast sei und möglicherweise gemeinsam mit ihr das Leandros-Konzert besuchen würde.

Weder Alice Weidel noch die Hausherrin wurden gesehen

Zwar wurden weder Weidel noch die Hausherrin an diesem Abend gesehen, dennoch blieben zwei auffällig platzierte Stühle in der ersten Reihe leer. Weidel blieb ein Phantom – ein Schlossgeist. Dass aber vielleicht Leandros selbst eine Teilnahme der AfD-Politikerin abgelehnt habe, wurde zumindest in den Medien, auch in den sozialen, spekuliert. Vor dem Schloss protestierten Antifa-Gruppen mit Transparenten wie „Keine Nazi-Rotz-Festspiele: Weidel raus!“ und „Gloria enteignen!“

Konzertgäste mit Sprechchören empfangen

Während der Konzertpause erreichte die Demonstration ihren Höhepunkt. Konzertgäste wurden beim Verlassen des Innenhofs von Sprechchören und Plakaten empfangen. Angeführt von einer Aktivistin mit Megaphon skandierten die linken Gruppen auf einer öffentlich zugänglichen Fußgängerbrücke über dem Schlosspark Parolen wie „Thurn & Taxis – rauf in die Galaxis!“ und „Gloria, verpiss dich!“ Die unmissverständliche Botschaft an die Besucher: „Schämt euch!“ Manche zeigten sich irritiert, wie ein älteres Ehepaar, das „ein mulmiges Gefühl“ hatte. Man befürchtete Zwischenfälle auf dem späteren Nachhauseweg. Dazu kam es aber nicht. Die Demonstration verlief lautstark, aber friedlich und hatte sich nach dem Konzert längst aufgelöst.

In zwei Kulturen groß geworden

Vicky Leandros, die 2006 selbst politisch für die griechische PASOK-Partei kandidierte, äußerte sich während des Konzerts deutlich: „Ich bin mit zwei Kulturen groß geworden. Das war immer eine Bereicherung“, sagte sie. „Für mich zählen nicht Herkunft oder Religion, sondern Haltung.“

Karaoke mit dem Publikum

Musikalisch ließ die 72-Jährige keine Wünsche offen. Im güldenen Glitzerkleid, später in Silber, führte sie ihr Publikum durch Jahrzehnte der Musikgeschichte. Ein Highlight: Den Hit „Blau wie das Meer“, die deutsche Version ihres ESC-Beitrags „L’amour est bleu“, sang sie im Publikum mit Karaoke-Fans. Während draußen über Politik gestritten wurde, endete der Abend im Schloss mit Gänsehautmomenten. Die Musik blieb ungestört. Dank dicker Schlossmauern und einer Sängerin, die glänzte.