Verbindungen über Grenzen hinweg: Pilsner sucht nach seinen Vorfahren in der Oberpfalz
Verbindungen über Grenzen hinweg: Pilsner sucht nach seinen Vorfahren in der Oberpfalz
Bei einem Besuch in Pilsen berichtete Jan Dobner, das seine Familie nach dem Dreißigjährigen Krieg von der Oberpfalz nach Böhmen auswanderte. Das Land war für Jahrzehnte verödet und für die Menschen, die überlebt hatten, ohne Perspektive. Eine Chance bessere Zeiten zu erleben, boten die am Pfraumberg residierten Fürsten von Kolovrat, sie warben Menschen aus dem Nachbarland an. Nicht wenige nutzen den Weg, darunter auch Protestanten aus Franken, die zum Übertritt in die katholische Kirche genötigt wurden.
Seit 40 Jahren beschäftigt sich Dobner mit dem Stammbaum seiner großen Familie. Ihr Herkunftsort in der Oberpfalz lässt sich nicht mehr herausfinden. „In Vohenstrauß habe ich ein Autohaus mit meinem Namen gefunden, stolz habe ich mich neben das Schild gestellt und meine Begleitung machte ein Foto.“
Zimmerer, die Spuren hinterlassen haben
Auf böhmischer Seite breitete sich die Großfamilie im Landkreis Tachau bis nach Klattau im Süden aus. Sie bekamen kostenlosen Grund, konnten ein Häuschen bauen und arbeiten auf den Feldern und Wäldern der Adelsfamilie. Der Pachtzins für Ihre Wohnstätte war gering. Die Familie vergrößerte sich, stieg, wie in Bor (Haid) in Handwerksberufe ein, von dort aus gingen Mitglieder bis nach Prag.
Die Prager Dobners machten als Zimmerleute Karriere, ihre Spuren finden wir noch heute in der Ausstattung der Kirchen am Brevnov Kloster, die Thomaskirche der Augustiner und weiter Kirchen. Ein Sohn dieser Dobners, Gelasius Dobner, (Taufname Job Felix), geboren 30. Mai 1719 in Prag; gestorben am 24. Mai 1790 ebenda, entschied sich nach dem Abitur zum Studium und von 1757 bis 1762 war er Erzieher im Haushalt des Grafen Hieronymus Ferdinand Rudolf von Mannsfeld, einem späteren K & K Ackerbauminister. Auf seine Initiative entstand in Prag neu errichtetes Ordenskollegs, dessen Rektor er wurde. Das Amt hatte er bis 1778 inne.
Erneuerer der böhmischen Geschichtswissenschaft
Dobner war ein Vertreter der katholischen gelehrten Aufklärung und einer der Begründer der kritischen Historiographie in Böhmen. Als Patriot war er an der objektiven Wissenschaft äußerst interessiert. In seinen Publikationen übte Gelasius Dobner öffentlich Kritik. Sein größtes Aufsehen erregte er mit der Korrektur der böhmischen Chronik des Václav Hájek z Libočan, bis dahin ein Standardwerk der böhmischen Geschichte. Er wies nach, dass dieses angesehenste böhmische Geschichtswerk völlig unkritisch verfasst und mit Fabeln durchsetzt ist. Dobner veröffentlichte 1761–1782 unter dem Titel „Wenceslai Hagek a Liboczan Annales Bohemorum“, sechs Bände, 1761–1781 und eine Neuausgabe mit Kommentar.
Pater Dobner war vielschichtig schriftstellerisch tätig. Außerdem gründete er 1769 einen wissenschaftlichen Verein, aus dem 1784 die Königliche böhmische Gesellschaft der Wissenschaften hervorging. Jan Dobner berichtet mit Stolz: „Zu seiner Zeit wurde er der ‘größte Tscheche’ genannt”. Ein Ehrenattribut für einen Mann, der deutscher Abstammung war, Latein schrieb und Tschechisch erst während seines Gymnasiums lernte. Von Kaiserin Maria Theresia persönlich wurde ihm der Ehrentitel eines tschechischen königlichen Historiographen verliehen und mit einer Pension von 300 Gulden im Jahr konnte er sich für den Rest seines Lebens seiner geliebten Geschichte widmen.




