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Weidener Literaturtage offiziell eröffnet

Weiden. Im vollbesetzten großen Sitzungssaal des Weidener Rathauses eröffnete Oberbürgermeister Jens Meyer offiziell die Weidener Literaturtage 2025. Bevor Kerstin Holzer mit ihrer Lesung das Publikum begeisterte, gab die Cheforganisatorin und Leiterin der Regionalbibliothek Ruth Neumann einen Überblick über das spannende Programm der kommenden Tage.

Weidener Literaturtage offiziell eröffnet

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Oberbürgermeister Jens Meyer dankt Autorin Kerstin Holzer für den tiefen Einblick in das Leben von Thomas Mann. Foto: Martin Stangl

Jedes Jahr werden die Weidener Literaturtage im großen Sitzungssaal des Weidener Rathauses eröffnet. An diese Tradition knüpft das Organisationsteam um die neue Leitung der Regionalbibliothek von Ruth Neumann und Katja Sauermann an. Das Team wird von den Buchhändlerinnen Alexandra Stangl und Maria Rupprecht und Kulturjournalist Stefan Voit ergänzt. Oberbürgermeister Jens Meyer freute sich mit seinen Bürgermeisterkollegen Lothar Höher und Reinhold Wildenauer, dass an das bewährte Konzept, das jahrelang von der jetzigen Leiterin des Kulturamtes gepflegt wurde, nahtlos angeknüpft wurde.

Buch ist Kino im Kopf

“Bücher wecken die Fantasie, sprengen Grenzen, öffnen Horizonte“, begann Oberbürgermeister Jens Meyer seine Begrüßung zu den 37. Weidener Literaturtagen. „Im April schaut Bayern und vermutlich der Rest der Republik auf die Literaturstadt Weiden!“
Dass dieses seit vielen Jahren bewährte Veranstaltungsformat wieder erfolgreich stattfindet, verdankt das Publikum dem gesamten Organisationsteam. Stellvertretend überreichte das Stadtoberhaupt Ruth Neumann einen Blumenstrauß.

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Schirmherr Dr. Stephan Oetzinger dankt dem Organisationsteam der 37. Weidener Literaturtage. Foto: Martin Stangl

MdL Dr. Stephan Oetzinger übernahm nach eigenem Bekunden sehr gerne die Schirmherrschaft über das Lesefestival. „Autoren vor Ort sind eine zusätzliche Dimension Bücher und ihre Hintergründe kennenzulernen.“
Kulturamtsleiterin Sabine Guhl, die als Chefin der Regionalbibliothek von 2008 bis 2024 die Literaturtage verantwortlich betreute, freute sich; „Mein Baby ist in den besten Händen. Jetzt kann ich die Abende ohne Anspannung und Verantwortung in vollen Zügen genießen.“

Kulturamtsleiterin Sabine Guhl weiß „ihr Baby Literaturtage“ in den besten Händen. Foto: Martin Stangl

Dank an zahlreiche Unterstützer

Bibliotheksleiterin Ruth Neumann dankte allen Unterstützern, angefangen beim Oberbürgermeister, dem Stadtrat bis zum Team der Regionalbibliothek: „Nicht nur während der Literaturtage herrscht in der ‚Regi‘ Ausnahmezustand und trotzdem stehen wir unseren Lesern vor Ort uneingeschränkt zur Verfügung. Das nötigt mir großen Respekt vor meinen Mitarbeitern ab“.

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Ruth Neumann, zusammen mit Katja Sauermann Leitung der Regionalbibliothek, ist begeistert von der Resonanz auf das Angebot bei den Literaturtagen. Foto: Martin Stangl

Kerstin Holzer eröffnet Literaturtage mit Buchpremiere

Eine besondere Ehre widerfuhr dem Publikum im vollbesetzten großen Sitzungssaal des Weidener Rathaus: Kerstin Holzer präsentierte ihr Buch ‚Thomas Mann macht Ferien‘ zum ersten Mal der Öffentlichkeit. In ihren einführenden Worten erinnerte sie daran, dass sich Manns Geburtstag am 6. Juni 2025 zum hundertfünfzigsten Mal jährt. Das nahm die Journalistin und Autorin zum Anlass, sich mit dem großen deutschen Literaten näher zu beschäftigen.

‚Thomas Mann macht Ferien – Ein Sommer am See‘

Sommerfrische in Bayern, 1918. Die Familie Thomas Mann hat ein Haus am Tegernsee gemietet. Es sollen unbeschwerte Monate werden – doch die Welt verändert sich dramatisch, und auch der Schriftsteller wird bald ein anderer sein.

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Die Kinder schwimmen und angeln Rotaugen, der Vater rudert, geht spazieren und besteigt erstmals einen Berg, die Mutter kümmert sich um das neue Baby, und Bauschan, der Hund, döst im Schatten, während ihn Thomas Mann gerade zum Helden seiner Erzählung »Herr und Hund« macht.

Ein Idyll, doch den Schriftsteller plagen Sorgen. Die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg steht bevor, Revolution liegt in der Luft, und mit seinem antidemokratischen Manifest »Betrachtungen eines Unpolitischen« sitzt Thomas Mann historisch auf dem falschen Dampfer. Mit seinem Bruder Heinrich hat er sich deswegen überworfen, für die Arbeit am nächsten großen Werk »Der Zauberberg« fehlt ihm die Kraft, und dann fällt ihm auch noch ein Zahn heraus.

Buchtipp

Kerstin Holzer, Thomas Mann macht Ferien – Ein Sommer am See, 204 Seiten, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 22 EUR, lieferbar ab sofort.

Viele neue Informationen über den Literaturnobelpreisträger

Verdienst von Kerstin Holzers Buch sind tiefe Einblicke in die innere Zerrissenheit von Thomas Mann. Ausgerechnet er, der später von den Nationalsozialisten aufgrund seiner kritischen Einstellung verfolgt wurde, rechtfertigt in seinen ‚Betrachtungen eines Unpolitischen‘ die Kriegsführung der deutschen Reichsführung.
Eine weitere Facette verdeutlicht die Autorin beinahe liebevoll: die tiefe emotionale Beziehung zu seiner Frau Katja und seinen fünf Kindern. Und dann ist natürlich Hühnerhund ‚Bauchian‘, dem der Schriftsteller mit ‚Herr und Hund‘ ein unsterbliches Denkmal setzte.

Das Publikum wurde mit dieser interessanten Lesung wahrlich belohnt und dankte mit lang anhaltendem Applaus. Traditionell lud der Oberbürgermeister zu Häppchen, Wein, Wasser und Saft im Anschluss auf den gelungenen Auftakt der Weidener Literaturtage ein.