Thomann Veranstaltungsservice
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Wenn Steine erzählen könnten: Die Geschichte der Dains-Kapelle am Ortsteil Bühl

Eslarn. Die Bühl-Kapelle, auch Dainsn-Kapelle genannt, wurde aus Trauer über den Verlust einer Tochter errichtet und später zu einer Kapelle ausgebaut. Sie ist Ziel von Flurumgängen und Andachten und wurde zuletzt von den Eigentümern Maria und Karl Kleber renoviert.

Eslarn. Die Bühl-Kapelle, auch Dainsn-Kapelle genannt, wurde aus Trauer über den Verlust einer Tochter errichtet und später zu einer Kapelle ausgebaut. Sie ist Ziel von Flurumgängen und Andachten und wurde zuletzt von den Eigentümern Maria und Karl Kleber renoviert.
Die Außenfassade der Kapelle wurde neu gestrichen. Foto: Karl Ziegler

Wenn Steine erzählen könnten: Die Geschichte der Dains-Kapelle am Ortsteil Bühl

Die Pfarrei bereichern in und um Eslarn neun Kapellen, die wie viele Feldkreuze aus dem tiefen Glauben heraus, aus Dankbarkeit für ein gesundes Leben, zur Erinnerung an Angehörige und zurückliegende traurige Begebenheiten errichtet wurden. Ein Sakralbau steht am Friedhof, Bühl, Büchelberg, Steinboß, Goldberg, Atzmann, in Kreuth, Thomasgschieß, in Bruckhof und inmitten des Marktes dominiert die Pfarrkirche mit dem Zwiebelturm.

Die örtlichen Kapellen entstanden teilweise um das 1900 Jahrhundert, einige wurden im 20. Jahrhundert erneuert oder erst 2006 erbaut. An einigen zentral gelegenen kleinen Gotteshäusern treffen sich heute noch die Gläubigen im Rahmen von Bittgängen und Maifeiern. Im Mittelpunkt steht das Gebet und der Segen für Menschen, Tiere und Natur. Zu den ältesten Sakralbauten gehört die „Bühl-Kapelle“ von Maria und Karl Kleber, die nach ihren Eigentümern mit Hausnamen auch Dainsn-Kapelle genannt wird. Der Grund für den Bau durch die Vorfahren war ein tragisches Unglück im ehemaligen „Diezenhaus“ an der Moosbacher Straße.

Das Anwesen gehörte Andreas Diez und 1861 Katharina (geborene Bauriedl) und Michael Kleber. Im 19. Jahrhundert kam es im Ort immer wieder zu einer Feuersbrunst, der zahlreiche Häuser aus Holz zum Opfer fielen. Bei einem erneuten Brand im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert versuchte die 17-jährige Tochter Katharina Bauriedl aus dem lichterloh brennenden Haus das angesparte Heiratsgut zu retten. Da früher ein Mädchen erst ab 21 heiraten durfte, wollte sie bis dahin ihre Aussteuer ansparen. Beim Betreten der Innenräume wurde das Mädchen von den Flammen erfasst und konnte nicht mehr gerettet werden. Aus Kummer errichtete der schlaflose Familienvater, der Urgroßvater des heutigen Eigentümers, auf seinem Bühlacker zum Andenken an seine Tochter eine Grotte mit einem Marienbild.

Erst Jahrzehnte später um 1930 ließ an der selben Stelle ein nach Amerika ausgesiedelter Eslarner mit Hausnamen „Matthiersl“ bei einem Heimatbesuch gemeinsam mit dem Besitzer „Dainsn“ die Grotte zu einer Kapelle ausbauen. Damit wollte sich der Deutschamerikaner für sein glückliches Leben im fernen Land bedanken. Auf das satteldachartige Pyramidendach wurde ein Glockenturm aufgesetzt und laut Inschrift 1879 von einem holzverarbeitenden „Wonger“ aus Pirk bei Pullenried ein Altar gefertigt. Der leidenschaftliche Schnitzer integrierte das vorhandene Heiligenbild aus der Grotte in sein Kunstwerk und bereichert heute noch den Altar. Nach Fertigstellung rief die Glocke der “Dainsn-Kapelle” bei drohenden Unwetter zum Gebet und bis heute ist das kleine Gotteshaus Ziel von Flurumgängen und Andachten.

Nach dem Krieg ließ der damalige Eslarner Pfarrer Johann Wagner mit den Franziskaner Schwestern, die im örtlichen Elisabethenheim wirkten, die Bittgänge, auch zur Dainsn-Kapelle wieder aufleben. Der Flurumgang führte auf nicht befestigten Wegen durch sogenannte Hohlwege, die sich in Jahrhunderten durch die Nutzung von Fuhrwerken und Vieh, sowie durch abfließendem Regenwasser bildeten.

Das Marienbild von der ehemaligen Grotte wurde beim Kapellenbau in den Altar eingearbeitet. Foto: Karl Ziegler
Zum Heimatfest präsentiert sich die Dainsnkapelle im neuen Gewand. Foto: Karl Ziegler
Pfarrer Erwin Bauer lädt alljährlich mit dem Eigentümer Karl Kleber (am Eingang) zur Andacht an die Kapelle ein. Foto: Karl Ziegler
Die Andachten sind stets gut besucht. Foto: Karl Ziegler

Bei einer grundlegenden Verschönerung stiftete Schwiegervater Johann Höger mit seinen beiden Töchtern Resi Knott und Christa Bulla für die Kapelle zwei Fenster. In einer der aufwendig gestalteten Butzenscheiben ist das Abbild der Muttergottes mit dem Jesuskind und in der anderen der Heilige Sankt Josef eingearbeitet. Den Altar restaurierte eine zur Malerin umgeschulte Krankenschwester, die beim Malerbetrieb Busch in Moosbach lernte. Die kostenlosen Arbeiten erledigte die Handwerkerin sozusagen im „Homeoffice“.

OTH Amberg-Weiden
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Im Rahmen früherer Sanierungsarbeiten wollte Karl Kleber auch die Decke der Kapelle an der Kapellenstraße erneuern. Beim Herausreißen der Holzkonstruktion fiel plötzlich ein Brett aus dem eingeschobenen Fehlboden, was sich als Totenbrett aus dem Jahr 1884 herausstellte. Früher bahrte man die Verstorbenen bis zur Beerdigung auf derartigen Toten-Brettern auf. Auf dem gut erhaltenen hölzernen Totenbrett lag vor 141 Jahren der verstorbene Bauer Josef Schindler und auf dem Brett war der Heilige Josef als Schutzpatron des verstorbenen Landwirts abgebildet. Das Totenbrett ließ Kreisheimatpfleger Peter Staniczek von Schreinermeister Ludwig Janisch in Waidhaus verschönern und wurde auf Veranlassung von Pfarrer Erwin Bauer 2011 sicher aufbewahrt.

Inzwischen wurde die schöne “Maria-Hilf-Kapelle” aus dem 19. Jahrhundert vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Wegkapelle nachqualifiziert. Auch das Brauchtum der Bittgänge führte Pfarrer Erwin Bauer bis heute fort und so ziehen heute noch Prozessionen von der Pfarrkirche zur 200 Jahre jüngeren Bühlkapelle. Das Ehepaar Maria und Karl Kleber kümmerte sich in den zurückliegenden Jahrzehnten mit Ausbesserungs- und Auffrischarbeiten um den Erhalt des Sakralbaus und steckte zahllose Arbeitsstunden und Eigenkapital in die Kapelle. Kurz vor dem Heimatfest erhielt die Fassade durch das Ehepaar einen neuen Anstrich, wobei auch die Eingangstür und die Sakralgegenstände aufgefrischt wurden.