Zeitreise in Bildern begeistert zahlreiche Besucher
Zeitreise in Bildern begeistert zahlreiche Besucher
Kommunionkinder und Kriegsgefangene, Ehrenmänner und Erntehelferinnen: Erinnerungen an eine allenfalls „durchwachsen gute“ alte Zeit weckte die Fotoausstellung „Sua wors in Kaiwerz“ der Kulturfreunde Kaibitz in der Alten Kunstmühle. Zeitweilig hieß es sogar Schlange stehen, denn gut und gern 100 Besucher nutzten die einmalige Gelegenheit zu einer fotografischen Reise in die Vergangenheit des Schlossdorfes.
Geschichtsträchtiger Ausstellungsort: Alte Kunstmühle Kaibitz
Der Ausstellungsort selbst sei geschichtsträchtiger Boden, erinnerte Kulturfreunde-Vorsitzender Ely Eibisch in seiner Begrüßung: Das benachbarte Schloss sei seit 775 Jahren nachweisbar, das spätere Mühlengebäude des Schlossgutes habe nacheinander eine Glasschleife, ein Hammerwerk, eine Papiermühle und schließlich seit etwa den 1820er-Jahren eine Getreidemühle beherbergt, die 1922 umfassend modernisiert worden sei. Das Wort „Kunstmühle“ stehe für eine besonders modern ausgestattete Mühle, die hochwertiges weißes Mehl erzeugt habe. „Nach dem Schloss war das Gebäude wegen dieser ‚Industrien‘ das zweitwichtigste Haus des Ortes“, resümierte Eibisch.
Ehrengäste und Erinnerungen an Kaibitz
Als Ehrengäste begrüßte der Vorsitzende die mit 94 Jahren älteste Kaibitzerin Resi Mayer, die dritte Bürgermeisterin Jutta Deiml und den Kreisheimatpfleger Robert Schön. Eibischs Mutter Helene, die die Bilderschau mit Impressionen aus den zurückliegenden rund 100 Jahren im Ort und in der von ihr ab 1979 geleiteten „Schlossschänke“ zusammengestellt hatte, erzählte, dass sich nach dem Tod ihrer Schwiegereltern keine geeigneten Pächter für die Gaststätte gefunden hätten, woraufhin sie kurzerhand beschlossen habe, den Wirtshausbetrieb selbst in die Hand zu nehmen.
Besonders freue sie sich über den Besuch von Resi Mayer, die im Ort unter dem Hausnamen „Fischer“ bekannt sei. Deren Schwiegermutter, „die Fischerin“, habe als Großmagd und Gutssekretärin des Schlossguts im Dorf große Autorität genossen. Ursprünglich habe sie sich als Buchführungskraft mit Wurzeln in Dortmund nur während der NS-Zeit für ein Jahr zum landwirtschaftlichen Dienst verpflichtet: „Das war so üblich. Aber dann ist sie hier geblieben und hat in der Buchführung des Gutes für Ordnung gesorgt.“
„Radio Kaibitz“: Ein Riesenbluff von 1922
Zu den skurrilen Episoden, an die die Ausstellung erinnerte, gehörte das „Radio Kaibitz“-Intermezzo: Ein Münchener Ingenieur lud die Kaibitzer 1922 ins Brauhaus – die heutige Schlossschänke – ein, um als Sensation einer ersten Hörfunkübertragung aus München beiwohnen zu können. Tatsächlich war das Ganze ein Riesenbluff: In dem großen „Radio“-Kasten hatte sich ein Dorfeinwohner als „Sprecher“ versteckt, die Musik kam vom Grammophon. Der Schwindel kam erst nach Monaten heraus – und auf die „echten“ Rundfunksendungen der „Deutschen Stunde in Bayern“ mussten die ersten süddeutschen Radiofans bis März 1924 warten.








