Alte Liebe rostet nicht: Lothar Höher und sein erstes Auto

Alte Liebe rostet nicht: Lothar Höher und sein erstes Auto

Der DKW 1000 Coupé stand bereit, die Sonne strahlte dazu. Im Hof von Familie Voit in Weiden-West wartete ein perfekt gepflegter Oldtimer auf eine Spritztour. Lediglich die Kirchenglocken von Maria Waldrast fehlten, als Bürgermeister Lothar Höher sich auf den Fahrersitz begab, um das Retrogefühl der 50er-70er Jahre intensiv zu genießen.

DKW mit luxuriöser Ausstattung

Lothar Höher, Jahrgang 1954, erwarb mit achtzehn Jahren den Führerschein. Damals war ein DKW 1000 Coupé im Besitz seiner Familie. Das für seine Zeit sehr luxuriös ausgestattete Fahrzeug kaufte Vater Ladislaus Höher für 5.500 Mark. Hochrechnungen ergeben, dass dieser Betrag einem heutigen Eurowert von knapp 20.000 Euro entspricht. Eine für damalige Zeit – gemessen am Einkommen – extrem hohe Summe.

Immerhin war der Vorbesitzer, von dem Familie Höher den PKW erwarb, der 2. Vorstandsvorsitzende der Auto Union GmbH, einem Vorgänger des heutigen Audi-Konzerns.
Der junge Lothar durfte die Familienkutsche natürlich mitbenutzen, bevor sie später in sein Eigentum überging.

“Als sich die Reparaturen häuften und modernere Autos auf den Markt kamen, verkaufte ich den alten Familien-DKW und investierte in einen scharfen Manta GTI!” Die Spur verlor sich …

DKW am Christophorus wiedererkannt

Nicht schlecht staunte Höher als er einen Anruf von Autolackierermeister Hans-Joachim Kuschick bekam. Dieser hatte von seinem Schulfreund Fritz Zwack aus dem gleichnamigen Autohaus im Jahr 1991 den DKW für seine Oldtimersammlung erworben.

Einerseits belegt die Kopie des Fahrzeugscheins, dass Lothar Höher früher der Besitzer des Flitzers gewesen ist. Viel wichtiger ist aber für den Vorbesitzer, dass er die Christophorus-Plakette am Armaturenbrett wieder erkannte: “Da wurden bei mir ganz besondere Erinnerungen an die ersten Ausfahrten wach!”

Oldtimer in Topzustand

Nach 66 Jahren (Baujahr 1959) ist der DKW in einem Topzustand. Stolz öffnet der heutige Besitzer die Motorhaube und zeigt auf die gewienerten Zündspulen des Drei-Zylinder-Motors mit 984 ccm Hubraum. Immerhin beschleunigen die 44 PS den DKW auf 125 km/h. “Das dauert aber ein bisserl!” schmunzelt Hans-Joachim Kuschick. Und Lothar Höher ergänzt: “Am Berg sollte man den DKW auch nicht zu sehr herausfordern!”

Immerhin kommt der Autosenior aber extrem gepflegt daher: Der schwarze Lack glänzt makellos in der Sonne. Das weiße Dach verleiht dem Auto eine gewisse Noblesse. Die leuchtend roten Autositze aus Kunstleder sind ein echter Hingucker.

Über 150.000 Kilometer auf dem Tacho

Die Lenkradschaltung war damals Standard. Immerhin hatte der Höher-DKW schon für damals luxuriöse vier Gänge zur Verfügung. “Und zusätzlich einen Rückwärtsgang”, insistiert der ehemalige Besitzer.

Keinen Hehl macht der heutige Besitzer aus den gut riechbaren Abgasen, die der Oldtimer ausstößt: “An der Ampel machst Du Dir mit diesem Gefährt heute keine Freunde!”. Das ist aber auch kein Wunder, denn der Zweitakter benötigt ein Gemisch von 1:40 als Treibstoff.

Gelegentliche Ausfahrten mit dem DKW

Bevor der Vorbesitzer und heutige Eigentümer sich zu einer kleinen Spritzfahrt aufmachen, versichern sie sich der Unterstützung von Bubi Voit, der mit einem VW Bulli – ebenfalls ein Oldtimer – die beiden Ausflügler verfolgt und bei Bedarf helfend eingreift: “Man kann ja nie wissen!”, so sein spitzbübischer Kommentar.

Die Zweifel, ob der DKW anspringt sind, schnell verflogen. Beim ersten Druck auf den vergilbten Anlasserknopf auf dem Armaturenbrett schnurrt der DKW los. “Wäij fräija!”, strahlen die beiden Insassen und verschwinden in einer gut riechbaren Abgaswolke in Richtung Stadtmitte.

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