Letzte Stolpersteine für ermordete Juden verlegt - Schüler erinnern an Klara Thomé

Letzte Stolpersteine für ermordete Juden verlegt - Schüler erinnern an Klara Thomé
Die Schüler hatten sich mit ihren Lehrern Ursula Soderer, Christina Hein und Sabine Lettl mit dem Schicksal von Klara Thomé befasst. Die jüdische Bankiersgattin war unter dem zunehmenden Druck der Nationalsozialisten von ihrem katholischen Ehemann im Stich gelassen worden. Sie wurde im Oktober 1944 in einem der letzten Deportationszüge nach Auschwitz gebracht und starb in den Gaskammern Birkenaus.
Die Schüler schlüpften in die Rollen der Familienmitglieder – Lina Bernhard als Klara Thomé -, die sich immer mehr von der Gestapo eingekreist sehen. Eindrucksvoll stellten sie die zunehmende Verzweiflung und Todesangst der zweifachen Mutter dar. Musiklehrer Peter Greiner sang “Imagine” von John Lennon.
Letzte Steine für die ältesten Opfer
Oberbürgermeister Jens Meyer dankte den jungen Leuten für ihr Engagement und ihr Interesse: “Und ich bitte euch: Tragt es weiter, euer neues Wissen! Euer Wissen, was sich im Nationalsozialismus auch in dieser, unserer schönen Stadt Weiden zugetragen hat. Familien wurden zerrissen, weit über 50 Frauen, Männer und Kinder deportiert und in Konzentrationslagern ermordet. Nur, weil sie jüdischen Glaubens waren.”
“All das ereignete sich mitten unter uns”, so Meyer. Und zwar wörtlich: Mitarbeiter des städtischen Bauhofs verlegten die 14 Steine aus der Werkstatt von Künstler Gunter Demnig an neun Adressen in der Innenstadt: Bahnhofstraße 11, Max-Reger-Straße 2a und 11, Naabstraße 8, Ringstraße 14, Wörthstraße 12, Sedanstraße 2, Türlgasse 2 und Moltkestraße 8.
Mit diesen letzten Steinen wird gerade der älteren Opfer des Holocaust gedacht. Die Männer und Frauen waren um die 60, 70 Jahre alt. Sie wurden 1941 und 1942 in Zügen nach Osten deportiert und starben in Konzentrationslagern. Sie hatten ein verdienstvolles Leben hinter sich. Viele der Männer hatten im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft. Die Familien hatten in Weiden Geschäfte und Fabriken geführt, ihre Kinder hier großgezogen. “Niemals hätten sie einen derartigen Zivilisationsbruch für möglich gehalten.”
Im Sommer Gäste aus Israel
OB Meyer betonte auch die Bedeutung der Erinnerungssteine für die Angehörigen der Opfer des Holocaust. Im Sommer hatte er nur wenige Häuser weiter Familie Heiman aus Israel begrüßen dürfen, Nachfahren von Elise Adler. “Für mich war es ergreifend zu erleben, wie viel es dem Enkel und seiner Familie bedeutet, dass ihre Großmutter in Weiden nicht vergessen ist.” Zu den vorherigen vier Verlegungen seit 2022 waren Nachfahren ermordeter Weidener Juden aus den USA, Kanada, Israel und Frankreich angereist.
Möge jeder Stolperstein eine Mahnung sein – und ein Versprechen: nie wieder!
OB Jens Meyer
Verlegungen für jüdische Opfer nach drei Jahren beendet
Alfons Forster, katholischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), dankte Dr. Sebastian Schott vom Stadtarchiv, dem jüdischen GCJZ-Vorsitzenden Werner Friedmann, Schatzmeister Franz J. Häring und Autorin Christine Ascherl für die “hervorragende Zusammenarbeit” bei der Organisation der Verlegungen: “Wir waren ein gutes Team.” Alle Stolpersteine sind durch private Spenden finanziert worden. Einige Spender waren am Donnerstag unter den rund 50 Zuhörern.
Von der Jüdischen Gemeinde Weiden waren Marina Jurowetzkaja und Oleg Ioffe gekommen. Auch ein Gast aus Erbendorf interessierte sich für den Ablauf: Die Gemeinde im Landkreis Tirschenreuth plant die Verlegung von Stolpersteinen.
Bahnhofstraße 11, Klara Thomé
Hier wohnte:
Klara Thomé, geb. Illfelder, Jg. 1882, deportiert 1942 Theresienstadt, 1944 Auschwitz, ermordet.
Die Bankiersgattin wurde 1944 im Alter von 62 Jahren in einem der letzten Deportationszüge in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht und ermordet. Klara Thomé war als Tochter eines jüdischen Kaufmanns in Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) geboren worden. Hier heiratete sie 1905 den katholischen Bankbeamten Anton Thomé. Es kamen zwei Kinder zur Welt. 1915 kam die Familie nach Weiden. Anton Thomé wurde Filialleiter der Schmidtbank.
Die “Mischehe” geriet mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten immer mehr unter Druck. Die Gestapo zog die Pässe ein. 1939 kam es zur Scheidung. Klara Thomé zog in die Münchner Wohnung der Familie. Im Juli 1942 wurde sie – acht Tage nach ihrem 60. Geburtstag – per Zug von München in das Ghetto Theresienstadt deportiert, 1944 nach Auschwitz. In Theresienstadt befanden sich zeitgleich mehrere ihrer Geschwister aus Iserlohn mit der fünfjährigen Großnichte Ruth. Keiner hat den Holocaust überlebt.















