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Nachruf: Leonore Böhm, Kulturbotschafterin der Region

Grafenwöhr. Wenn jemand etwas über Grafenwöhr wissen wollte, war Leonore Böhm immer eine gute Quelle. In der vergangenen Woche versiegte diese Quelle mit ihrem Tod im Alter von 90 Jahren.

Nachruf: Leonore Böhm, Kulturbotschafterin der Region

Bei Kirchenführungen, hier am 4. Juni 2023 zum 60-jährigen Jubiläum der Friedenskirche, vermittelte Kreisheimatpflegerin Leonore Böhm (links) viel Wissenswertes über die Kirchen, den Glauben und das Brauchtum. Foto: Renate Gradl

Am Mittwoch nahm die Trauergemeinde Abschied von Leonore Böhm. Den Trauergottesdienst zelebrierte Weihbischof Reinhard Pappenberger zusammen mit Stadtpfarrer Daniel Fenk und Ruhestandspfarrer Hans Bayer. “Leonore Böhm war meine Lehrerin in der Grundschule. Sie war stets eine gute Begleitung, kritisch und engagiert”, sagte Weihbischof Pappenberger.

Der schönste Beruf der Welt

Leonore Böhm wurde am 27. Juni 1935 in Auerbach geboren, wo sie auch das Auerbacher Internat besuchte. 1962 hat sie Reinhold Böhm geheiratet, der mit ihr meistens gemeinsam unterwegs war, aber vor zwei Jahren verstarb. Die Verstorbene hat drei Töchtern den Weg in die Welt bereitet. Neben Beatrix und Christina lebte die dritte Tochter jedoch nur wenige Tage. “Aber Leonore Böhm hat viele auf das Leben vorbereitet, denn sie war mit Leib und Seele Lehrerin”, sagte Pfarrer Daniel Fenk. Nach ihren Aussagen war es “der schönste Beruf der Welt”.

Sebastianstag Immaterielles Kulturerbe

“Seit 1988 hat Leonore Böhm mit wissenschaftlicher Sorgfalt im religiösen und weltlichen Bereich Detailarbeit geleistet”, erinnerte Pfarrer Fenk weiter. Zum Sebastianstag, der seit 2024 als Immaterielles Kulturerbe zählt, habe sie viel beigetragen. In der Pfarrei werde am Mittwoch die Sebastians-Litanei gebetet. Seit 1972 betreute sie das Pfarrarchiv und 27 Jahre lang war sie Kommunionhelferin. Fast vier Jahrzehnte schmückte sie die Friedenskirche. Der Blumenschmuck hatte stets seine eigene Bedeutung, die Böhm mit einer handschriftlichen Erklärung erläuterte. Dafür sprach Fenk auch im Namen der ehemaligen Stadtpfarrer Hans Bayer und Bernhard Müller ein großes Vergelt’s Gott aus.

1000 Gedichte

Natur, Glaube und Heimat kamen auch immer wieder in rund 1000 Gedichten von Leonore Böhm vor. Blumen spielten auch im eigenen Garten eine große Rolle sowie der Wald und die unternommenen Reisen, um die Welt kennenzulernen. Herumsitzen und nichts tun war nichts für die Kreisheimatpflegerin. Ein beeindruckendes Zeugnis und ein tiefes Vertrauen waren ihre Aussage: “Sterben muss schön sein; ich bin bereit.”

Volks- und Bruchtum

“Der Heimatpflege und -geschichte hat sich Leonore Böhm mit einer Akribie leidenschaftlich verschrieben und damit viel für unsere Heimat erreicht”, lobte der stellvertretende Landrat Albert Nickl. Josef Geier habe sie am 20. Juni 1988 für das Volks- und Brauchtum, Musik und Mundart als Kreisheimatpflegerin für Neustadt an der Waldnaab bestellt. Auch für das Volksbildungswerk Grafenwöhr trug sie Verantwortung. Nickl sprach über ihre Publikationen, die sie seit fünf Jahrzehnten verfasste, über die Bräuche und Sagen für die Kirche und ihren Beitrag der Stadtchronik Grafenwöhr im Jahr 2011. Für ihre besondere Lebensleistung bedankte sich Nickl auch im Namen des Berzikrsheimatpflegers der Oberpfalz Dr. Tobias Appl mit einem Vergelt’s Gott.

Kirchenführungen, Barbarawallfahrt und Wegbegleiterin der Kinder

Seinen Dank drückte auch der Sprecher des Pfarrgemeinderates Stephan Wolf aus. “Leonore Böhm hat die Frohe Botschaft des Glaubens gelebt und Kirchenführungen geleitet. Neben dem Gelübde-Feiertag Sebastian wurde durch sie vor 40 Jahren auch die Barbarawallfahrt eingeführt. Die Rektorin der Grund- und Mittelschule Anja Bräu lobte die Verlässlichkeit und Konsequenz der ehemaligen Lehrerin, die 40 Jahre im Schuldienst war. Die Kollegen bezeichneten sie als “Wirbelwind”, die ihre ehemaligen Schüler verstanden haben und durch sie über sich hinauswuchsen. Rund 1350 Kinder habe sie mit Energie und Ernsthaftigkeit begleitet, bei den Kindergeschichten Mut und Kreativität einfließen lassen und bei der Heimatkunde Identität hervorgebracht.

OTH Amberg-Weiden
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