Totensonntag und Kathreinsonntag in der Oberpfalz: Ursprung, Geschichte und Bräuche
Totensonntag und Kathreinsonntag in der Oberpfalz: Ursprung, Geschichte und Bräuche
Der Totensonntag in der Oberpfalz ist ein Tag der Stille und des Gedenkens. Er markiert den Abschluss des Kirchenjahres und gilt als evangelischer Gedenktag für die Verstorbenen.
Gleichzeitig wird aber auch der Kathreinsonntag gefeiert. Dieser fällt immer auf den letzten Sonntag vor dem ersten Advent. Er ist dem Gedenken an die Hl. Katharina von Alexandria gewidmet, einer früh verehrten christlichen Märtyrerin.
Totensonntag in der Oberpfalz – Der Ursprung
Seinen Ursprung hat der Totensonntag im Jahr 1816. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verfügte damals, dass am letzten Sonntag des Kirchenjahres ein offizieller Gedenktag für die Verstorbenen stattfinden solle. Anlass war der Tod seiner Frau, Königin Luise, den er tief betrauerte. Aus dieser königlichen Anordnung entwickelte sich ein fester Bestandteil im evangelischen Kirchenkalender. Mit der Zeit fand der Brauch auch in anderen Regionen Deutschlands, darunter der Oberpfalz, Verbreitung.
Der Tag ist zugleich ein Symbol für die Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben. Während der katholische Allerseelentag bereits Anfang November gefeiert wird, bildet der Totensonntag das evangelische Gegenstück. Beide Gedenktage sind durch die Idee verbunden, den Toten zu ehren und sich an das eigene Sterben zu erinnern.
Bräuche und Symbole
Typisch für den Totensonntag in der Oberpfalz sind geschmückte Gräber mit Tannenzweigen und Laternen. Die grünen Zweige stehen für Ewigkeit und Hoffnung, während das Licht der Kerze symbolisch den Weg durch die Dunkelheit weist. Das gemeinsame Gebet am Grab gehört vielerorts zum festen Ablauf.
Anders als an Allerheiligen herrscht am Totensonntag eher Zurückhaltung: keine lauten Feiern, kein Glockengeläut zu fröhlichen Anlässen, sondern Nachdenklichkeit. Viele Familien nutzen den Tag auch, um alte Gräber zu pflegen, Blumen zu erneuern oder Grabsteine zu reinigen. In evangelischen Gemeinden ist es zudem üblich, Kollekte für soziale Zwecke zu sammeln als Zeichen, dass aus Trauer Nächstenliebe entstehen kann.
Totensonntag in der Oberpfalz: Stiller Feiertag mit Regeln
In Bayern, und damit auch in der Oberpfalz, gehört der Totensonntag zu den sogenannten „stillen Tagen“. Nach dem Bayerischen Feiertagsgesetz gelten an diesen Tagen besondere Einschränkungen. Laute Musik, Tanzveranstaltungen und öffentliche Feste sind untersagt. Eine gewisse Ausnahme bildet in Weiden der traditionelle Kathreinmarkt.
“Kathrein stellt den Tanz ein”
Der ebenfalls an diesem Tag begangene Kathreinsonntag markiert traditionell das Ende des Bauernjahres und die Schwelle zum Advent. In vielen Orten der Oberpfalz wird der Tag bis heute mit Märkten gefeiert. Die heilige Katharina wird im Volksglauben als Schutzpatronin der Mädchen, jungen Frauen, Schüler, Studenten und verschiedener Handwerksberufe (Scherenschleifer, Waffenschmiede, Friseure etc.) verehrt.
Katharinas Leben ist historisch nicht sicher belegt. Sie lebte vermutlich im 3. oder frühen 4. Jahrhundert und gilt heute als Märtyrerin, Gelehrte und Heilige. Der Legende nach war sie eine junge adlige Frau aus Alexandria (Ägypten) und außergewöhnlich gebildet. Sie war überzeugte Christin in einer Zeit, in der Christen verfolgt wurden. Ihre kritische Haltung zum römischen Kaiser Maxentius brachte ihr Folter und schließlich den Tod ein.
Ihr Festtag ist der 25. November.
Kathreinmarkt in Weiden
Die Stadt Weiden veranstaltet jedes Jahr einen großen Kathreinmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag in der Fußgängerzone der Altstadt (Markt von ca. 10:30–18 Uhr, Geschäfte 13–18 Uhr, jeweils am Sonntag vor dem 1. Advent). Was heute möglicherweise als überkommene Tradition gilt, hat – als es noch die staade Zeit gab -einen handfesten Hintergrund:
Der Advent galt als Vorbereitung auf die Geburt des Erlösers. Nichts sollte von diesem Hochfest ablenken. Tanzen waren verboten, Hochzeiten gab es in der Adventszeit schon gar nicht. In den vier Wochen vor Weihnachten war – ähnlich wie vor Ostern – strenges Fasten angesagt. So war es üblich, dass man es am Kathreinsonntag noch einmal richtig “Krachen” ließ. Dazu gehörte ein Besuch in ‘da Wei’n’. Am Markt deckte man sich mit Weihnachtsgeschenken ein und frönte den weltlichen Genüssen. Danach bereitete man sich im Stillen auf die Geburt Christi vor.



