Altbauten brauchen Sanierungs-Turbo 443 Mio. Euro pro Jahr
Altbauten brauchen Sanierungs-Turbo 443 Mio. Euro pro Jahr
Viele Wohngebäude in der Nordoberpfalz sind alt und benötigen energetische Sanierungen. In Weiden liegt der Energieverbrauch pro Quadratmeter laut Vergleich nahe am Bundeswert, während der Landkreis Tirschenreuth deutlich darüber und der Landkreis Neustadt/WN leicht darüber liegt. Hauseigentümer in der Region müssen für Energiespar-Sanierungen über Jahre hinweg hohe Summen einplanen.
Altbestand und Sanierungsbedarf in der Region
In Weiden stehen von insgesamt rund 24.100 Wohnungen etwa 66 Prozent in Gebäuden, die 45 Jahre oder älter sind. Das entspricht rund 15.800 Wohnungen mit Sanierungsbedarf. Im Landkreis Neustadt/WN gibt es rund 45.200 Wohnungen, davon sind etwa 56 Prozent und damit rund 25.300 Wohnungen 45 Jahre oder älter. Im Landkreis Tirschenreuth sind von insgesamt rund 35.300 Wohnungen etwa 62 Prozent 45 Jahre oder älter; das sind rund 22.000 Wohnungen.
Das Pestel-Institut bewertet den Energieverbrauch als zentralen Treiber. “Je mehr Geld Bewohner fürs Heizen und für warmes Wasser ausgeben müssen, desto höher ist der Druck, das Haus energetisch zu sanieren”, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Im Fokus der Untersuchung steht deshalb die durchschnittlich verbrauchte Energie pro Quadratmeter Wohnfläche in den drei Gebietskörperschaften.
Energieverbrauch im Vergleich zum Bund
“Dabei herausgekommen ist, dass die Wohngebäude in Weiden in der Oberpfalz im Deutschlandvergleich einen etwa durchschnittlichen Energieverbrauch haben: Dieser liegt nämlich pro Quadratmeter Wohnfläche lediglich 0,4 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt”, so Matthias Günther. “Dabei herausgekommen ist, dass die Wohngebäude im Landkreis Neustadt an der Waldnaab beim Energieverbrauch 0,9 Prozent pro Quadratmeter über dem bundesweiten Durchschnitt liegen”, so Matthias Günther. “Dabei herausgekommen ist, dass die Wohngebäude im Landkreis Tirschenreuth beim Energieverbrauch 4,1 Prozent pro Quadratmeter über dem bundesweiten Durchschnitt liegen”, so Matthias Günther.
Das Institut vergleicht dafür die regionale Gebäude- und Altersstruktur sowie die Verteilung von Ein- und Zweifamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern mit dem Bundesdurchschnitt. Diese Faktoren beeinflussen den Energiebedarf und bestimmen den erwartbaren Sanierungsdruck.
Kosten und Zeitrahmen der Sanierungen
Für die Eigentümer in der Region beziffert das Pestel-Institut den energetischen Sanierungsbedarf in beträchtlicher Höhe. “Pro Jahr sollte sich Weiden in der Oberpfalz auf rund 80 Millionen Euro Sanierungskosten einstellen – allein fürs Energiesparen.” “Pro Jahr sollte sich der Landkreis Neustadt an der Waldnaab auf rund 202 Millionen Euro Sanierungskosten einstellen – allein fürs Energiesparen.” “Pro Jahr sollte sich der Landkreis Tirschenreuth auf rund 161 Millionen Euro Sanierungskosten einstellen – allein fürs Energiesparen. Und das zwanzig Jahre lang”, erklärt Matthias Günther. Grundlage bildet eine bundesweite Studie der landeseigenen “ARGE für zeitgemäßes Wohnen” in Schleswig-Holstein.
“Immerhin sei es das Ziel, den gesamten Gebäudebestand in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Wenn die Nordoberpfalz bis dahin klimaneutral wohnen soll, dann ist es notwendig, bei den Sanierungen in den ‘Turbo-Gang’ zu schalten”, so Matthias Günther vom Pestel-Institut, das die Regional-Untersuchung im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) erstellt hat.
Baustoff-Fachhandel fordert Förderung
Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel spricht von einem “Mammut-Projekt für die Nordoberpfalz”. Dessen Präsidentin Katharina Metzger fordert “finanziellen Rückenwind” für Eigentümer: “Entscheidend ist, dass mehr und mehr – gerade private – Hauseigentümer mitziehen. Vor allem, dass sie sich Sanierungen überhaupt erlauben können. Das klappt nur, wenn die Politik mehr Anreize schafft: Es ist höchste Zeit, Energiespar-Sanierungen deutlich besser zu fördern als bislang.” Sie warnt, dass Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) Förderprogramme für die Sanierung nicht zusammenstreichen dürfe – und das um mehr als drei Milliarden Euro.
An die Abgeordneten aus der Nordoberpfalz richtet der Verband einen Appell, sich in Berlin für einen “Push bei der Gebäudesanierung” stark zu machen: “Altbau-Sanierungen würden helfen, Jobs auf dem Bau in der Nordoberpfalz zu sichern. Denn die Wohnungsbaukrise wird von Tag zu Tag schlimmer”, so BDB-Präsidentin Katharina Metzger.
Wohnungsbaukrise und Konjunktur
Der Verband blickt auch auf den Neubau. Zwar habe Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) versprochen, dass “die Bagger auch wieder rollen”. “Doch auf den versprochenen Neubau-Turbo wartet die Nordoberpfalz und Bayern immer noch. Die Wohnungsbaukrise geht weiter. Dem Bau rutschen die Kapazitäten weg: Bauarbeiter verlieren ihre Arbeit. Betriebe machen dicht. Diese Bau-Spirale nach unten muss vor allem der Bund jetzt dringend stoppen: Er muss die Konjunktur-Notbremse für den Bau ziehen”, fordert Katharina Metzger. Sanierungen und Modernisierungen könnten die Baukonjunktur kurzfristig stützen.
Im Mittelpunkt sieht das Pestel-Institut Maßnahmen zum Energiesparen. “Um Heizkosten zu senken, sind die Dachdämmung, neue Isolierfenster und Wärmepumpen das A und O. Dabei ist es bei einem alten Dach nicht so entscheidend, ob drei Zentimeter mehr oder weniger an Dämmung zwischen die Sparren passen. Hauptsache, ab der obersten Geschossdecke passiert überhaupt etwas”, sagt Institutsleiter Günther.
Sanieren in einem Zug bevorzugen
Beim Vorgehen empfiehlt der Baustoff-Fachhandel Bündelung. “Wenn Dach und Fassade gemacht werden müssen, dann ist es natürlich günstiger, das Gerüst nur einmal aufbauen zu müssen”, rät Katharina Metzger vom Bundesverband des Baustoff-Fachhandels. Es sei oft effektiver und unterm Strich in der Regel auch günstiger, möglichst viel in einem Rutsch zu machen: “Also lieber im Rundumschlag sanieren als Stück für Stück über Jahre verteilt. Das ist natürlich immer auch eine Frage des Portemonnaies”, so Katharina Metzger. Wer in Schritten saniert, solle die Reihenfolge beachten: “Erst die Häuser energetisch fit machen – also dämmen. Dann die Wärmepumpe”, so Metzger.
Neben der energetischen Sanierung rät der Verband zu altersgerechtem Umbau. “Wer ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung hat, sollte rechtzeitig dafür sorgen, dass er in den eigenen vier Wänden auch alt werden kann”, rät Katharina Metzger.






