Apotheker-Sprecher Andreas Biebl: Lieferengpässe stressen uns
Apotheker-Sprecher Andreas Biebl: Lieferengpässe stressen uns
In ganz Weiden klebten am Mittwoch Absperrbänder auf den Apotheken. Andreas Biebl (Mohrenapotheke) erklärt im Interview mit OberpfalzECHO, warum sich er und seine Kollegen am bundesweiten Streiktag beteiligen. Er ist Sprecher der 15 Weidener Apotheken.
Herr Biebl, zum heutigen Protesttag der Apotheken konnten Sie in Weiden ja eine beachtliche Menge an Menschen mobilisieren.
Andreas Biebl: Ich habe mal durchgezählt. Wir waren knapp 50 Personen, die Resonanz war gigantisch. In Weiden hatten alle Apotheken geschlossen, bis auf die Notdienst-Apotheke. An der Flyer-Verteilaktion hat sich die Mehrheit beteiligt. Nicht nur Apothekenleiter waren da, auch die Angestellten. Es geht ja auch um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
Was sind Ihre zentralen Forderungen?
Andreas Biebl: Es gibt drei große Baustellen. Das eine sind die Arbeitsbedingungen. Die schlechte Verfügbarkeit von inzwischen leider sehr vielen Medikamenten macht uns die Arbeit ausgesprochen schwer. Wir müssen für den Patienten Alternativen suchen, oft in Absprache mit dem Arzt. Das ist alles sehr zeitaufwändig.
Die Lieferengpässe von Medikamenten prangern Sie und Ihre Kollegen doch schon seit Jahren an.
Andreas Biebl: Natürlich. Wir vermissen, dass die Politik da endlich in die Gänge kommt. Sie muss Rahmenbedingungen setzen, um wieder Arzneimittelproduktion in Deutschland aufzubauen. Es gibt keine einzige Firma, die in Deutschland Antibiotika herstellt. Es hilft uns nichts, wenn das in Indien und China produziert wird. Wir haben nach wie vor Lieferschwierigkeiten für Antibiotika-Säfte für Kinder, Fiebersäfte sind gerade wieder lieferbar. Das sind alles wesentliche Medikamente. Das stresst uns. Wir wollen die Kunden bestmöglich versorgen.
An diesem Protesttag geht es Ihnen ja auch ums Geld.
Andreas Biebl: Es muss eine Honoraranpassung erfolgen. Seit 2013 haben wir das gleiche, feste Abgabehonorar. 10 Jahre. Heuer hat es Herr Lauterbach fertiggebracht, diese Honorierung auch noch zu kürzen. Bisher lag der Kassenrabatt bei 1,77 Euro pro Medikament, jetzt stieg er auf 2 Euro. Damit verdienen wir noch einmal 23 Cent weniger pro Packung. Unser Abgabehonorar ist auf dem Stand von 2004. In diesem Kernbereich verdient die Apotheke im Moment nichts.
Sie haben aber Mitarbeiter zu bezahlen.
Andreas Biebl: Ja, natürlich. Auf der anderen Seite sind wir konfrontiert mit berechtigten Gehaltsforderungen der Mitarbeiter. Wir können die Löhne ja nicht auf dem Niveau von 2004 halten.
Womit wir bei Ihrer dritten Baustelle ankämen: Wie sieht es mit Nachwuchspersonal aus?
Andreas Biebl: Wir tun uns aus all den genannten Gründen schwer, Nachwuchs zu finden. Die Bezahlung ist ein wesentlicher Faktor. Wenn wir keine zeitgemäße Bezahlung unserer Arbeitskräfte hinbringen, werden wir kein Personal mehr finden. Dann finden sich keine jungen Mädels, die die Ausbildung zur PTA machen.
Ihr Wunsch zum Abschluss dieses Protesttages?
Andreas Biebl: Wir müssen eine Perspektive entwickeln, um diesen Beruf wieder attraktiv zu machen. Sonst wird es am flachen Land immer weniger Apotheken geben. Im Moment schließt statistisch gesehen jeden Tag eine Apotheke in Deutschland. Das ist ein Trend, der nicht nur ungebremst ist, sondern sich eher noch verschärft.
Knapp 50 Kollegen beteiligten sich am Protesttag der Apotheker in Weiden.




