Dr. Bernhardt
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Männlichkeit im Wandel: Altintas wirbt für gemeinsame Gleichstellung

Weiden. UN-Women-Botschafter spricht in der Weidener VHS über Rollenbilder, Gewalt und die Verantwortung von Männern. Die Antworten reichen von schlichten Alltagsgesten bis zu herzlichen Anerkennungen.

Männlichkeit im Wandel: Altintas wirbt für gemeinsame Gleichstellung

Fikri Anil Altintas stellt Männlichkeitsnormen vor. Foto: Helmut Kunz

Es ging um Männlichkeit im Wandel und die Frage, welche Rolle Männer in der Gleichstellung spielen. Der Autor und Botschafter der Kampagnen “#HeForShe” und UN-Women Deutschland, Fikri Anil Altintas, war auf Einladung der städtischen Gleichstellungsstelle nach Weiden in die Volkshochschule gekommen. Er sprach im Rahmen der Orange-Day-Aktionswochen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Schon der Titel seines Vortrags “Stand up for equality – Zusammen für mehr Gleichstellung” zeigte, wohin die Reise ging: Nicht klagen, sondern handeln.

Männlicher Blick aufs Thema

“Wir brauchen auch den männlichen Blick auf das Thema”, argumentierte man von Seiten der pädagogischen Leitung. Die Volkshochschule bei gesellschaftspolitischen Veranstaltungen meist stark von Frauen dominiert werde. Umso erfreulicher sei die gemischte Besucherstruktur an diesem Abend. Darunter auch Bürgermeister Reinhold Wildenauer und Vertreter des Stadtrats.

Reise durch aktuelle Debatten

Altintas nahm das Publikum mit auf eine Reise durch aktuelle Debatten, persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Zustände. Seine zentrale Frage: Sind Männer Teil des Problems oder Teil der Lösung? Der Referent scheute sich nicht, auch unbequeme Befunde aus Studien offen anzusprechen: Ein großer Teil der Männer fühlt sich von Gleichstellungspolitik nicht angesprochen – oder sogar benachteiligt. Gleichzeitig, so Altintas, seien Männer selbst häufig von Gewalt betroffen, suchten aber aufgrund tradierter Rollenerwartungen deutlich seltener Hilfe. Der Mann, der keine Schwäche zeige, zahle am Ende oft den höchsten Preis, betonte er.

Männlichkeit ist kein starres Konzept

Besonders eindrücklich war Altintas’ persönlicher Zugang: Er erzählte von seiner Jugend, von der Suche nach Anerkennung, von Fehlwegen und Erwartungen. Und davon, wie ein altes Foto, eine zärtliche Szene mit seinem Vater, ihn daran erinnerte, dass Fürsorge und Männlichkeit kein Widerspruch sind. “Männlichkeit ist kein starres Konzept. Sie verändert sich. Und wir alle müssten bereit sein, uns mitzubewegen.”

Unmittelbare Resonanz

Im Publikum stießen viele seiner Impulse auf unmittelbare Resonanz. Als der Referent fragte, wer schon einmal Gewalt erlebt habe, gingen mehrere Hände hoch, auch männliche. Später wollte er wissen, welche Frau zuletzt einem Mann ein Kompliment gemacht hätte. Die Antworten reichten von schlichten Alltagsgesten bis zu herzlichen Anerkennungen. Das lockerte nicht nur die Stimmung, sondern zeigte, wie alltäglich und vielfältig Wertschätzung sein kann.

Anschließende Diskussion

In der anschließenden Diskussion ging es um die Frage, wie man Jungs heute erreicht. Altintas warnte davor, sie allein zu lassen. “Unsere Jungs wachsen in einer Demokratie auf. Und sie müssen lernen, diese anzunehmen. Dafür brauchen sie Räume, in denen sie gehört werden.” Die Erkenntnis war, das Gleichstellung nur gemeinsam gelingen könne. Und, dass Männer daran einen deutlich größeren Anteil beitragen müssten, als vielen im Publikum überhaupt bewusst war.

OTH Amberg-Weiden
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