Geldanlage in unruhigen Zeiten – aktuelle Ratschläge Oberpfälzer Finanzexperten

Geldanlage in unruhigen Zeiten – aktuelle Ratschläge Oberpfälzer Finanzexperten
Selbst bei Morgenmagazin und Frontal wird das Fallen des MSCI World thematisiert. Wir haben nachgefragt, wie Oberpfälzer Finanzexperten die Situation einordnen und wie die Aussichten an den Aktienmärkten gesehen werden.
Konzentrationsrisiken in den Indizes
Bereits im Oktober hat der Parksteiner Fondsmanager Robert Beer auf die enormen Konzentrationsrisiken in den großen Indizes hingewiesen. So haben die fünf größten Aktien der USA – Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet und Meta – ein Gewicht am S&P500 Index von knapp 29 Prozent. Ein Höchstwert der letzten 60 Jahre. Die gleichen Aktien haben auch im Nasdaq100 sowie im MSCI World ein sehr hohes Gewicht.
Im DAX machen SAP, Siemens, Allianz, Deutsche Telekom und Airbus sogar beinahe 50 Prozent der Indexperformance aus. In den letzten zehn Jahren waren insbesondere diese großen Werte die Treiber in den Indizes und somit ETF. Viele Aktien aus der zweiten Reihe konnten mit der Entwicklung nicht Schritt halten. Ein Risiko, wenn der Trend kippt. Denn die Top-Konzerne haben auch relativ hohe Bewertungen und sind somit deutlich teurer als andere Unternehmen am Markt.
US-Außenpolitik und Zölle – Crashgefahr?
Die Aktienindizes in den Vereinigten Staaten sind seit Mitte Februar kräftig unter Druck. Deutlich über zehn Prozent Minus weisen seitdem S&P500 sowie Nasdaq aus, aber auch der MSCI World, der immerhin zu gut 70 Prozent aus US-amerikanischen Aktien besteht. Die Konzentration zieht auch diesen eigentlich globalen Leitindex mit nach unten.
In Euro gerechnet haben die meisten US-Anlagen sogar noch mehr verloren, schließlich hat die europäische Währung zuletzt deutlich zugelegt. Viele europäische Aktien stehen daher seit Jahresbeginn auch deutlich im Plus. Für Robert Beer eine Entwicklung, die durchaus noch andauern kann. Historisch haben solche Phasen oftmals Jahre gedauert. Er verweist aber auch auf die aktuellen Gefahren, denen er mit seinem risikoadjustierten Ansatz gelassen entgegensieht.
Raus aus Amerika, rein in Europa?
Wie Beer hat auch der Grafenwöhrer Vermögensverwalter Dr. Mathias Bernhardt die US-Aktienquote reduziert. Von einem kompletten Rückzug aus US-Titeln ist sein mathematischer Ansatz jedoch noch weit entfernt. Er begegnet der derzeitigen Verunsicherung mit einem erhöhten Rentenanteil. So bietet sich die Chance, bei größeren Rücksetzern wieder einzusteigen und Gelegenheiten zu nutzen.
Auch der Amberger Finanzexperte Wolfgang Meier hat seit langem zu einer breiten Streuung über unterschiedliche Themen wie Aktien, Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien und Co geraten. Für ihn gibt es weiterhin exzellente US-Unternehmen mit ausgezeichneten Wachstumsaussichten und sehr guten Marktpositionen. Er warnt davor, US-Unternehmen zu unterschätzen. Zu einer guten Mischung gehören eben auch US-Aktien.
Informationen zu den Finanzexperten
Gründe für die Rotation
Seiner Meinung nach war das beschlossene Schuldenpaket der neuen Bundesregierung einer der Auslöser für den Kapitalstrom von den USA nach Europa. Auch die günstigere Bewertung europäischer Aktien führt Meier an. Dr. Bernhardt zufolge haben die Maßnahmen der US-Regierung zu viel Unsicherheit geführt und sich eine gewisse Eigendynamik entwickelt, die viel Geld großer amerikanischer Adressen nach Europa leitet.
Wo liegen die größten Chancen und Risiken?
Finanzberater Stefan Meiler aus Flossenbürg setzt weiter auf unterbewertete Value-Aktien, mischt jedoch auch Edelmetallinvestments bei und ist bei Gold langfristig weiterhin optimistisch, auch wenn er sich nach der steilen Rallye der letzten Wochen kurzfristig eine Korrektur vorstellen kann. Für Meiler, der beim letzten Echo-Beitrag neutral für Aktien ausgerichtet war, ist auch jetzt noch ein Cash-Anteil eine ratsame Beimischung, um bei größeren Korrekturen nachkaufen zu können. Für Meier bleiben Aktien, die über eine gute Marktposition und solide Bilanz verfügen, weiterhin attraktiv.
Gute Perspektiven sieht er neben Europa in Asien, den Schwellenländern und Japan. Die größten Risiken sieht er in einem ausufernden Zollkrieg sowie nicht erfüllter Erwartungen im Bereich Künstlicher Intelligenz.
Kurzfristig in Panik zu verfallen und undurchdachte Verkäufe zu tätigen, ist für Dr. Bernhardt das größte Risiko. Anleger sollten der eigenen Anlagestrategie die Zeit geben und wenn überhaupt Zukäufe in Erwägung ziehen.
Kurzfristig vorsichtig – Sparpläne langfristig sinnvoll
Während Sparpläne durchgehalten werden sollten, rät Stefan Meiler Anlegern, die ein hohes Gewicht an Anlagen in amerikanischen Aktien halten, eine breitere Diversifikation anzustreben. Ungeachtet der kurzfristigen Turbulenzen sehen alle vier Experten Aktien weiterhin als langfristig aussichtsreichsten Vermögensbaustein, wobei Anleger auf Streuung und Diversifikation achten sollten.




